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[FYI] [intern.de] Filter-Hersteller unter Druck



Hallo Liste,

http://www.intern.de/news/4493.html

---[schnipp]---

Filter-Hersteller unter Druck
03.07.2003

Der Verband amerikanischer Bibliotheken, die American Library
Assocation, hat die Hersteller von Filter-Software zu einem Gespräch im
August gebeten. Eine der Hauptforderungen des Verbandes ist die leichte
Kontrolle der Software durch Bibliothekare. Die zweite Forderung ist
wesentlich problematischer: Die Hersteller sollen dem verband ihre
Listen gesperrter Adressen zugänglich machen.

Vor knapp zwei Wochen hat der US Supreme Court den Bibliotheken der USA
eine schwere Niederlage zugefügt. In ihrem Urteil hat die (knappe)
Mehrheit der Richter es für legitim erklärt, dass die US-Regierung die
weitere finanzielle Förderung vom Einsatz von Filter-Software in den
Bibliotheken abhängig macht. Das in der Verfassung garantierte Recht auf
freien Zugang zu Informationen werde durch die Software nicht
beeinträchtigt.

Nun sind die Bibliotheken also dazu gezwungen, die oft als unzureichend
bezeichneten Filter-Produkte zu kaufen. Sehr zur Freude der
Filter-Hersteller, die in diesem Jahr einen Boom erleben dürften. Doch
die Aufforderung des Verbandes trübt diese Aussichten ein wenig.

Die vom Verband geforderte einfache Möglichkeit zur (De-) Aktivierung
der Software stellt dabei kein Problem dar. Problematisch ist es für die
Unternehmen aber, die Sperrlisten an Dritte zu geben.

Als Begründung der Verweigerungshaltung heißt es dann, es handele sich
bei den Listen um Material, das vor den Augen der lieben Konkurrenz
geschützt werden müssen. Oder, wie ein Sprecher des Herstellers N2H2
meint: Durch die Freigabe der Liste würde man die beste und
umfangreichste Sammlung von Porno-Adressen aus der Hand geben. Und mit
diesem Geschäft will man ja nichts zu tun haben.

Vermutlich spielen aber noch ganz andere Dinge eine Rolle. So könnte
durch eine Gegenüberstellung der einzelnen Listen ein Qualitätsvergleich
für die Produkte möglich werden. Und wie man anhand früherer
Testergebnisse ahnen kann, dürften solche Tests nicht im Sinne der
Hersteller sein.

Doch die Bibliotheken wollen nicht locker lassen. Entweder, die
Hersteller legen die Karten auf den Tisch, oder man gebe selbst einen
entsprechenden Entwicklungsauftrag.

Die Hersteller dürfte das vor eine schwierige Entscheidung stellen: Wenn
sie die Listen nicht übergeben, erwächst ihnen neue, aus berufenem Munde
(den Bibliotheken) empfohlene Konkurrenz.

Rücken sie aber mit ihren Listen Listen heraus und geben damit Einblick
in die Qualität ihrer Produkte, dann entscheiden sich die Bibliotheken
vielleicht auch lieber für die Entwicklung einer eigenen Software.

New York Times: Libraries Planning a Meeting on Filters
http://www.nytimes.com/2003/07/03/national/03LIBR.html

---[schnapp]---

Tschuess, Tim.

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Das Licht am Ende des Tunnels koennte ein entgegenkommender Zug sein.


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