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Re: Netzregulierung auf Norwegisch



Hallo Oliver,

On Wed, 19 Nov 2003 18:32:16 +0100 you wrote:

> Ich dachte imemr Zensur sei eine Einschränkung des senders, nie eine
> des empfängers. (nur implizit.) Jetzt ist Zenur also eine
> Befindlichkeit des Empfängers? Das kerklärt dir inflationäre (und
> damit entwertende) Verwendung des Begriffs.
 
> IMO sollte man Faschisten Faschisten nenne und Zensur Zensur.
> 
> Man sollte Onservatrive nicht faschisten nenen und Jugendschutz (oder
> das Verfolgen strafbarer Handlungen bei Kommunkation) nicht
> (Vor-)Zensur.

Wie immer die alte Leier - in welchem gesellschaftlichen Kontext findet
Strafverfolgung und Zensur statt, was wird gesellschaftlich als der 
Strafverfolgung oder Zensur würdig befunden? In einem puritanischen Land
werden Kinder und Jugendliche vor allen sexuellen Inhalten "geschützt",
indem in Schulen und Bibliotheken Filter installiert werden, wenn allein
das Wort "Sex" in einer Seite auftaucht - die Seite/Site musste nicht
irgendwo "angemeldet" werden, wurde auch nicht verboten, Kind oder
Jugendlicher wird von Nachzensur betroffen - aber was hat das mit einem
subjektiven Gefühl zu tun?
Rechtsextreme Seiten werden geblockt, weil man z.B. der Bevölkerung
nicht zutraut selbst damit umgehen zu können oder weil dies angesichts
der deutschen Geschichte als nicht hinnehmbar erscheint - davon bin ich
als Surfer betroffen und sehe das als Nachzensur, weil ich mir selbst
keinen aktuellen Überblick zur Lage, Verbreitung, Vernetzung der
Neonazis machen kann - was hat das mit einem subjektive Gefühl
meinerseits zu tun? 
Wenn man in dem Land, wo sich ein Neonazi hinsetzt und eine Nazisite
aufsetzt, Gesetze hat, die derartige Inhalte verbietet und den Nazi
durch Strafverfolgung zur Strecke bringt, ist das für mich keine Zensur.
Wenn man aber z. B. aus Gesetzen zur Terrorbekämpfung
Begründungskonstrukte herbeifabulieren würde, die eine Strafverfolgung
politisch unliebsamer Sites auslösen würde und die Site geschlossen
würde - wäre es für die einen Strafverfolgung, für mich wäre es
Zensur.
Zensur kann sehr wohl die Beschränkung des Empfängers sein.
Aber von wegen subjektivem Gefühl - als ob Subjektivitäten, kollektive
Stimmungen nicht auch in die Prozesse einfließen, die zur
Begriffsdeutung von Zensur, Bewertung der Inhalte, die als straf- oder
zensurwürdig betrachtet werden, mit einfließen würden - gerade in
Deutschland. 

-- 
Ciao
Kai

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