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Re: [FYI] SZ: Ein Staat mit tausend Augen




Hartmut Pilch wrote:
Ich werde sehr sauer, wenn ich gegen meinen Willen photographiert werde.
Und erst recht werde ich sauer, wenn ich gleichzeitig lediglich kraft
meiner Existenz und Anwesenheit verdächtig bin, etwas verbrochen zu
haben.

Wen sollen diese Säuerungsreaktionen interessieren?

Sie sind wohl kaum naturgegeben sondern hängen mit persönlichen Einstellungen und vielleicht mit momentanen Launen zusammen.

Der Rückzug auf das Subjektive in diesen Sätzen könnte als
Diskursverweigerung oder auch Drohung verstanden werden. Überzeugen tut
das jedenfalls kaum.

Prantls Argumente sind besser, aber neues oder ungewöhnlich klares kann
ich darin auch nicht finden.


Außerdem verlagert sich die Kriminalität lediglich in noch nicht kontrollierte Bereiche. Irgendwann haben wir dann sogar den Beischlaftaxameter im Schlafzimmer für den Herrn Finanzminister und sein eindringendes Wesen. Es werden sich spätestens hier ganz neue Welten für Juristen auftun: sind Vergewaltigungen dann steuerfrei, da nur eine Seite Lust empfindet? Wie pervers darf es denn noch werden?

Es geht hier um Überwachung öffentlicher Plätze, nicht um den Supergroßen Lauschangriff oder dergleichen.

Wenn man das nicht mal trennen kann, ist keine Diskussion möglich.
Es geht um eine Studie über die britischen Überwachungsverhältnisse, die ich vor Jahren einmal gelesen habe. Der Titel ist mir leider nicht mehr gegenwärtig. Tenor der Studie war, daß der Überwachungsdruck die Kriminalität aus den Stadtzentren in die Vororte habe ausweichen lassen. Und als man dort ebenfalls mit der flächendeckenden Überwachung begann, sind die Täter schließlich in den privaten häuslichen Bereich ausgewichen, wo die Schwere der Straftaten durch die geringere Entdeckungswahrscheinlichkeit als an öffentlichem Ort, zunahm.


Es gibt interessanterweise eine 25 Jahre alte Aussage eines ehemaligen Mafia-Bankiers (Sindona), derzufolge bereits damals

Ist ein Mafioso ein Experte in Kriminalitätsstatistik?

Mir schien jedenfalls die Statistik des Economist-Artikels hier durchaus
einschlägig, und beide Aussagen widersprechen einander auch nicht
unbedingt.


Sindona war eine der Schlüsselfiguren der beginnenden Aufklärung der P2-Logen-Hintergründe, der mit der gesamten italienischen Regierung am Tisch saß. Nachdem er sich zum Auspacken entschlossen hatte, wurde er trotz lückenloser Überwachung 1978 vergiftet.





Mit freundlichen Grüßen




R. Lemke


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