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OSS in Zukunft



Hallo,

da ich keinen rechten Aufhänger habe, schnatter ich mal einfach drauflos
;-)
Vor einigen Jahren noch war der Einsatz von OSS im Unternehmen eher ein
Akt subversiver Admins, die Mail, News, DNS, whatever administrierten.
Ich erinnere mich meiner ersten Cebit: die Messe AG wollte viel Geld pro
IP-Adresse haben, wir wollten viele Adressen für wenig Geld haben. Ein
486-er mit Linux tat das. In Folge hatten wir ständig Fremdnutzer unter
anderem von IBM auf unserem Stand, da IBM zuwenig Adressen hatte. Im
folgenden Jahr zeigt mir der IBM-Techniker einen unscheinbaren PC mit
auf seinem Stand - mit Linux...
Heute muß sich niemand mehr schämen, ja, es ist geradezu hip, Linux
einzusetzen.
Dann kamen die ersten großen kommerziellen Linux-Ports: Informix,
DB/2... IBM stieg mit riesiegem finanziellen Aufwand in Linux ein (IIRC
hat sich das schon längst amortisiert).
Zwei Flaggschiffe für OSS im öffentlichen Bewußtsein: die Mozilla-Suite
und OpenOffice.
<Arabeske>
Wie finanzieren sich diese beiden Projekte? Die Kernentwickler von OO
(wie viele?) werden wohl von Sun bezahlt, wer zahlt für Mozilla? AOL?
Welche monetären Interessen haben diese Firmen, OSS zu unterstützen?
</Arabeske>
Wenn man nun Linux im unternehmenskritischen Umfeld einsetzt, sagen wir
mal als Datenbankplattform, wird tatsächlich jedoch nicht Linux
eingesetzt, sondern Redhat, Suse, was auch immer. Finanziell bringt das
im Vergleich zu Windows kaum Vorteile, wenn überhaupt. Warum also sollte
ein Unternehmen das tun?
Fakt ist: Kommerzielle Softwarehersteller gehen mit OSS ins Bett, und
auch OSS legt die Berührungsängste mit Windows ab. Man sehe sich die
Anzahl der Windows-Projekte auf Sourceforge und Freshmeat an.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Kommerzielle Software wird eine Grundkomponente von OSS eingepflanzt
bekommen: Offene, den Datenaustauch möglich machende standardisierte
Formate. Proprietäre Formate haben wohl nur in wenigen spezialisierten
Bereichen eine Zukunft.
Was wird mit Linux werden? Wie oben gesagt: im Unternehmen wird man sich
auf eine Distribution festlegen. Der Hersteller dieser Distribution wird
verständlicherweise Support nur für die eigenen Produkte liefern. "rpm
-i" wird supportet und also verwendet, "./configure && make && make
install" wird nicht supportet und also nicht verwendet werden.
Eigentlich ist das dann kein OSS mehr! Jedenfalls, wenn man unter OSS
nicht nur (eine Vielzahl von) Lizenzmodell(en) versteht, sondern auch
ein kulturelles Phänomen.
Wird es ein neues Schisma zwischen mehreren freien und mehreren
kommerziellen Linuxen geben, analog dem zwischen BSD und SysV damals?
Die Frage für mich lautet: wie kann es OSS gelingen, den demokratischen
Anspruch weiterzuführen, wenn kommerzielle Unterstützer mit im Bett
liegen?

Gruß,
Rainer
-- 
Wer nicht mit dem zufrieden ist, was er hat, der waere auch nicht mit dem
zufrieden, was er haben koennte.
                                                      (Berthold Auerbach)

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