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Re: Nach FFII-Patentrecherche: Patente gefährden Münchner Linux-Migration; OB soll Bundesregierung umstimmen, Swpat-Risiken prüfen



Wie soll das funktionieren?

Die Stadt München hat eine Gross-EDV und eine entsprechende EDV-Abteilung.
Die sagen sich schon alleine aus Kostengründen, und natürlich auch wegen der
Beherrschbarkeit der Gesamtheit, dass sie so viel wie möglich selber machen.
Und nur genau dort wo sie entweder noch nicht genug Kompetenz oder Manpower
haben wollen sie am Ende eben Aufträge vergeben. Dadurch dass es eben kein
Grossauftrag ist wird es möglich dass sich mehr Leute um die Lösung bewerben,
was natürlich zu mehr Wettbewerb in Preis _und_ Leistung führt. Im übrigen ist
es auch in anderen Bereichen (z.B. Steuerungstechnik) durchaus häufig anzutreffen,
dass man kleine Aufträge bei kleinen Anbietern (<10 Mitarbeiter) günstiger
bedient bekommt, weil die nämlich ihre Allgemeinkosten im Griff haben
und auch die Zahl der Direktoren, Rechtsanwälte und sonstige "Belastungen"
eben im Einzelfall weitaus geringer sein können.

Risiko? Wenn der Parlamentsbeschluss zur EU-Patent-Richtlinie am Ende Bestand hat,
dann ist das Risiko gegen null gehend wegen einem System namens Grafik-Client,
das es seit über 20 Jahren gibt, irgendwie mit Aussicht auf Erfolg wegen Patentverletzung
verklagt zu werden. Nach Urheberrecht wird auch eine spezialisierte Grossfirma
ziemlich genauso dumm in der Klemme sitzen wie OpenSource wenn sie verklagt wird.
Der Kunde wird aber bei OpenSource einfach den kritisierten Code ersetzen
durch etwas anderes und arbeitet innerhalb von 10-14 Tagen weiter, noch bevor
es überhaupt zur ersten Verhandlung vor Gericht kommt. Bei der ClosedSource
einer Grossfirma dagegen ist man auf Gedeih und Verderb auf die Mitwirkung
genau dieses einen Unternehmens angewiesen. Wenn es dumm läuft bekommt
man jegliche Nutzungserlaubnis abgesprochen und kann am Ende vielleicht
noch nichtmal die eigenen Datenfiles mehr lesen, weil einem noch nichtmal das
ausreichend dokumentier ist.

Die Stadt München will übrigens ganz klar zur reinenen Server-Lösung hin.
Die diversen Schnittstellen sollen vornehmlich auf Basis von Web-Technik
realisiert werden, aber die Option für jeden sinnvollen anderen Pfad bleibt bestehen.
Und für solche massgeschneiderten Applikationen (im Sinne von "auf dem
Server laufend") ist es relativ typisch dass man auch alle Sourcen haben will
um sich eben nicht erneut in die Support-Falle eines einzigen Unternehmens
zu begeben. Das LAMP (Linux, Apache, MySQL und eine P-Skriptsprache)
Server-Konzept ist wohl einer der bekannstesten OpenSource Softwarestapel
für eine solche Anwendungslösung - aber nicht zwingend die Lösung für München.

-Alex.

----- Original Message ----- 
From: "Florian Weimer" <fw@deneb.enyo.de>
To: "Jan Wildeboer" <jw@domainfactory.de>
Cc: "Florian Mueller" <florian@mysql.com>; <swpat@ffii.org>; <de-parl@ffii.org>; <muenchen-parl@ffii.org>; <debate@lists.fitug.de>
Sent: Friday, July 30, 2004 3:01 PM
Subject: Re: Nach FFII-Patentrecherche: Patente gefährden Münchner Linux-Migration; OB soll Bundesregierung umstimmen, Swpat-Risiken
prüfen


* Jan Wildeboer:

> Florian Weimer wrote:
>
>> Da die Stadt München den Auftrag wohl kaum an
>> ein mittelständisches EDV-Unternehmen vergeben wird, sehe ich nicht,
>> wie das sich zu einem Problem entwickeln soll.
>
> Die Stadt München will viele kleine Ausschreibungen manchen, damit
> auch klein- und kleinstunternehmen aus der Region eine Chance
> haben. Es gibt also nicht "den" Auftrag, es gibt wohl hunderte kleiner
> Aufträge. Und dann ist es eben doch ein Problem.

*ouch* Das soll funktionieren? Wird es keinen alleinigen
Vertragsnehmer geben, der die Aufgaben nach dieser Vorgabe
weiterverteilen soll, und der einen Teil der Risiken trägt?
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