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Re: Zwei Gedanken zu Links



Thomas H?hn (huehn-ml@arcor.de) - Sat, Oct 09, 2004 at 07:56:29PM +0200:
> Interessanter Punkt. Eigentlich finde ich das Argument, Copy-and-Paste 
> in die URL-Zeile des Browsers sei ja kein wesentliches Erschwernis 
> gegenüber einem Klick, überzeugend und auch wünschenswert. Ja, das ist 

<BTW>
Eigentlich darf man das garnicht laut sagen, aber anscheinend gibt es
da draussen eine nicht gerade kleine Gruppe von Leuten, die genau *das*
nicht ohne bebilderte Schritt-fuer-Schritt-Anleitung hinbekommen.
</BTW>

Ich bin trotzdem dagegen einen Unterschied bei der Bezeichnung
Literatuverweis zu machen, nur weil er verlinkt ist und nicht mit ISBN,
Titel, Autor und Seite irgendwo gedruckt steht. Wir sind einfach
etwas weiter in unserer technischen Entwicklung als vor 100 Jahren
und fuer viele ist das Web die Bibliothek. Es ist also alles ganz
genauso, nur ist es nicht mehr so muehsam Literatur einzusehen, weil die
Anforderungs- und Anreisezeiten etwas kuerzer geworden sind.

Das Argument: 'Weil das Dokument in Deutschland verboten ist' ist auch
bei klassischer Literaturrecherche eher ein Witz. Dann nehme ich halt
eine andere Bibliothek, z.B. eine in den Staaten (ich denke gerade an
nationalsozialistische Texte) oder einen Privatmann. Es wird dann halt
unter Umstaenden teuer und wenn ich es mit meinem naechsten
Auslandsurlaub verbinde ist es eher ein interessanter Tagesausflug.

Es ist huebsch, bequem und modern nicht mehr in irgendwelche
Bibliotheken rennen zu muessen sondern einfach von zu Hause aus das
Dokument anfordern zu koennen. Das ist schliesslich Sinn und Zweck der
Erfindung und alle nutzen sie es, finden es grossartig und keiner hat
was dagegen. Sogar unsere Regierung betreibt Webserver und verlinkt
munter Dokumente anstatt nur zu sagen: 'das koennen Sie in der Broschuere
*bla* einsehen. Die bekommen Sie in jeder oeffentlichen Dienststelle.'
Nein, sie verlinken es einfach und ersparen dem Leser den Weg in die
oeffentliche Dienststelle. Und es findet keiner was dabei. Im Gegenteil,
alle begruessen sie es und finden es toll. (ich uebrigens auch)

Aber wehe der Literaturverweis betrifft etwas, was dem lokalen politischen
Regime unbequem ist. Dann wird auf einmal wieder ein Rueckfall ins
Mittelalter erwartet: Bibliotheken abklappern, wer das Dokument da hat.
(Vielleicht sollte man das bei einem modernen
Papier-Dokument-Literaturverweis mit aufnehmen: die Angabe, in welcher
Bibliothek das Dokument einsehbar ist)

Es ist also albern und eigentlich (sozial) ungerecht, dass man diesen
Ausflug ins Ausland nicht per Web zeit-, geld- und umwelvertraeglich
abkuerzen darf. Es hat schliesslich nicht jeder das Geld mal eben schnell
durch die Gegend zu reisen um ein bisserl altes Papier einzusehen.

Ein Link ist nichts anderes, als ein moderner Literaturverweis - meine
Meinung.

neko
-- 
Simone Demmel					neko@greenie.muc.de

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