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Re: [Debate] heiligendamm



> > Die ganze Bevölkerung versammelt sich in Heiligendamm und es formiert sich von
> > selbst eine Art neuer Gesellschaftsvertrag, der allen schon längst klar vor
> > Augen schwebt und nur noch von 8 Unrechtsregimen behindert wird?
> 
> Du unterstellst, daß jemand der "Make Capitalism History" fordert
> automatisch eine gewaltätige Revolution befürwortet, weil nur mittels
> Blockaden dieses Ziel nicht zu erreichen wäre. Es ist aber auch
> mit gewaltätiger Revolution ohne große Beteiligung der Bevölkerung
> nicht möglich und mit großer Beteiligung wäre es vielleicht
> auch ohne Gewalt möglich (Ghandi). 

Es ist sowieso sehr weit von der Realität entfernt.  Er suggeriert, es gäbe
eine Art vorrevolutionäre Realität, derart dass eine bloße Blockade geeignet
sein könnte, ein allseits verhasstes überlebtes Regime wegzufegen, und dass
die Demonstranten als Exekutoren des allgemeinen Willens legitimiert sind.
Genau das macht die implizite gewaltfördernde Botschaft aus.

Gandhi hat vermutlich nicht getönt "Make Colonialism History".  Auch in
Osteuropa und China ging es 1989 um ganz konkrete nüchterne Forderungen.

> Insofern gibt es keinen zwingenden Grund, warum "Make Capitalism History"
> ein Aufruf zur Gewalt sein soll.

Der Spruch alleine, ohne den Kontext, ist auch nicht gewaltfördernd.

> Genau. Sie haben sich entschieden. Die Demo richtete sich ja explizit
> *gegen* den Gipfel und nicht etwa "an" den Gipfel. Die naiven
> Demonstranten, die sich da unschlüssig sind, dürfte es kaum gegen
> haben. Wo also hat man den Gewalttätern geholfen? Die Meinung,
> daß der Gipfel nicht legitim ist, muß man zum Ausdruck bringen
> dürfen, auch wenn nicht auszuschließen ist, daß dann auf der Demo
> auch Leute sind, die eventuell Steine schließen.

Es ist eine Meinung, mit der man sich selbst überhöht und zum Steinewerfen
berechtigt.

> "For six years the FFII has fought for the rights of small and independent
>  software authors. We apply the techniques of free and open software
>  development to our research and activism. We live from the voluntary
>  efforts of hundreds of activists and thousands of supporters who
>  believe, like us, that it is possible to build a better world, that big
>  business and big government don't always have the right answers, and
>  that the organised work of volunteers can beat even the best paid
>  professional lobbyists." (Quelle: http://www.ffii.org/Home)
> 
> "fought" and "beat" klingt schon nach Zoff. 

Das sind Auseinandersetzungen um bestimmte politische Entscheidungen (Art 52
EPÜ, Änderungsanträge zur Softwarepatentrichtlinie), bei denen wir unseren
Willen gegen einen anderen durchsetzen konnten.

Ich glaube das ist gut erkennbar.

Ich habe ja auch nicht gesagt, dass die Metapher "Smash" in "Smash Capitalism"
gewaltfördernd sei.  Auch an militärische Metaphern ("Schlacht", "Strategie",
"Feldzug") würden ich nicht Anstoß nehmen (obwohl sie mir persönlich nicht gut
gefallen und auch das obige "beat" und "fought" von mir nicht käme).  Es geht
nicht um einzelne Wörter sondern um die Botschaft, die man damit ausdrückt.

> >     http://www.ffii.de/wiki/demo250706
> > 
> > Folgende Parole kommt darin nicht vor:
> > 
> >     Blockiert das Patentamt
> >     Make Monopolism History!
> 
> Wenn doch, dann würde ich Dir aber trotzdem keinen Aufruf zur
> Gewalt unterstellen. Und "Make Monopolism History!" fände ich als
> Parole bei diesem Anlaß eigentlich sogar ziemlich nett!

Ja, vielleicht wäre das lustig.

Dann aber vor allem wegen der Anspielung und weil jedem klar ist, dass wir uns
damit mit einer solchen G8-Parodie nicht so ganz bierernst nehmen würden.

-- 
Hartmut Pilch				http://a2e.de/phm
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