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Re: ICTF?Internet-Zensur



Hi Kristian, da hast Du Dir ja viel Arbeit gemacht. Ein paar Bemerkungen
ohne Anspruch auf Ausgewogenheit, was das Gewicht der Kritik betrifft, hab
den Text gerade noch mal gelesen:

>Die USENET News sind eine privat betriebene und privat verwaltete               
>Veranstaltung. Die Provider werden zwar als Carrier fuer die USENET             
>News verwendet, weil sie derzeit guenstiger sind als direkter                   
>Modemverkehr. Aber das war nicht immer so und es muss auch in                   
>Zukunft nicht so sein.                                                          

Das ist unklar. Carrier waeren sie doch auch, wenn man die News lediglich
ueber ihr Netz bezoege, ohne ihre Newsserver zu nutzen.

>Im Netz herrscht die Stimmung vor, dass die Selbstverwaltung und                
>die Selbstkontrolle des Netzes ausgezeichnet funktioniert: Dazu                 
>braucht man keine ICTF. Dafuer spricht auch die schnelle Beseitigung            
>von moeglicherweise strafrechtlich relevanten Postings durch die                
>Netzbewohner selbst.                                                            

"Netzbewohner" sind auch die Provider...und "fremdcanceln" muss man auch
koennen, abgesehen davon, dass diese Art von "Selbstjustiz" im Netz doch
eher kritisch beurteilt wird.
                                                                                
>In gewisser Weise existiert der von der eco zu gruendende Medienrat             
>schon. Er tagt taeglich und zwar in de.admin.news.net-abuse. Und                
>damit ist er dem Medium auch viel angemessener als irgendwelche                 
>Gallionsfiguren, die moeglicherweise nicht einmal in der Lage sind,             
>einen Newsreader zu bedienen.                                                   
                                                                                
Das ist zwar ein anderer Medienrat als der bekannte Multimediarat, aber
koennte ja sozusagen als eine informelle Arbeitsgruppe/Unterorgarnisation
gesehen werden... Die Idee Lutz etc als Multimediarat zu labelen find ich noch
immer gut. Und wenns um labels geht, die Idee eines "Guetesiegels" ist IMHO
durchaus tragfaehig. Es sollte an Provider verliehen werden, die bestimmte 
Kriterien bei der Userschulung erfuellen. Vielleicht koennte man auch an
eine Art (freiwilligen) Internetfuehrerschein denken. Nichts tolles, etwa
eine Internetpruefung mit Multiple Choice Fragebogen, 20 Fragen ueber
Crossposting, Kommerzielle Postings etc... Diese "Pruefung" koennte im
Zusammenhang mit einer Schulungsmassnahme stehen und ein Label erhaelt der
Provider, der seine Kunden erst nach einer Schulung/Ueberpruefung auf den
Highway laesst, jedenfalls die Newbies, die das nicht schon in der Schule/Uni
gelernt haben. Vielleicht laesst sich mal einer was dazu einfallen, schreibt
einen File zu einem entsprechenden Fragebogen um.

>Die von der ICTF beschworene Notwendigkeit einer Kontrolle ist                  
>objektiv auch nicht gegeben. Sie mag einigen der Provider                       
>moeglicherweise als politische Notwendigkeit erscheinen, weil sie               
>von der Seite des Bundes unter Druck geraten sind, aber jeder                   
>objektive Newsleser wird bemerken, dass sie Situation in den News               
>nicht einmal annaehernd der in den Medien geschilderten Realitaet               
>entspricht. Hier sind auch die Medien mit einer differenzierteren               
>Berichterstattung gefragt.                                                      

"Nicht einmal annaehernd" find ich noch zu schwach in der Formulierung..
in solchen Statements muss man superhart formulieren.                        

>Unter Beruecksichtigung dieser Tatsachen erscheint die Initiative               
>von eco/ICTF nur als ein Mediengag, um politschen Druck von den                 

Mediengag im September, wenn die ihre Pressecampagne ernsthaft beginnen??

>Providern zu nehmen. Sie ist (sie muss!) wirkungslos sein, wenn das             
>USENET als solches nicht Schaden nehmen soll. Dafuer sprechen auch      

Das ist etwas unklar/unverstaendlich. 

>finanzielle Gruende: Eine effektive Kontrolle der Inhalte in den                
>News - selbst wenn sie nur stichprobenartig waere - wuerde sehr hohe            
>Personalkosten erzeugen, die durch die aus den USENET News                      
>generierten Einnahmen ueberhaupt nicht zu rechtfertigen sind. Das               


Etwas haerter: unkommerziell betriebene Newssysteme, um die Bandbreite zu
schonen..waeren unmoeglich, ganz abgesehen davon, dass auch mit hohem
finanziellem Aufwand eine ueber grep *sex* hinausgehende ernstzunehmende
Kontrolle ohnehin unmoeglich ist. Sozusagen auf die "Natur des Usenets"
abstellen. ICTF ist da nur "Augenwischerei"... Sozusagen im klassischen
Sinne tragisch: man muss schuldig werden, aber das ist wohl etwas zu hoch:))

Man muesste wohl auch auf die Frage der Sperrung kompletter Newsgroups 
eingehen. Auch wenn ich sie nicht regelmaessig lesen wuerde und auf einem 
eigenen Newssystem wohl nicht fuehren, lesbar sollten sie schon sein.

Nur so sind diese Subkulturen auch erreichbar. Fuer Aerzte etc..

Man koennte auch auf die Zersplitterung der Gesellschaft in Subkulturen
eingehen, dass das Usenet keine "Aufgaben der Integration" hat, anders als
das Fernsehen, aber doch die Vielzahl der Subkulturen ueberschaubar macht und
so durch die Hintertuer vielleicht doch wieder eine Integration leisten kann.

>Hauptgeschaeft der Provider liegt im WWW-Bereich, News sind eher zum            
>Zubuttern.                                                                      
                                                                                
>Der Nebeneffekt dieses Mediengags - Okkupation eines durch die                  
>Benutzer selbstverwalteten Bereiches durch die kommerziellen                    
>Interessen der Provider - wird jedoch im Netz ueberhaupt nicht gerne            

Kommerzielle Interessen oder schlichte Aneignung durch wenige mit blosem
Herrschafts oder Kontrollinteresse, a la Fernsehraete... egal:


>gesehen. Daher der Widerstand.                                                  


So longo, was aus Bonn zu erwarten ist, ist nicht sicher zu sagen, der Trend
geht IMHO eher gegen Kontrolle und mehr in Richtung auf "Thats Usenet:))",
aber der Angriff der Rebellen von der ICTF ist noch nicht vorrueber...

Heiko