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In einem anderen Licht, Re: p960912d.htm
- To: debate@fitug.de
- Subject: In einem anderen Licht, Re: p960912d.htm
- From: pat@minerva.hanse.de (Patrick Goltzsch)
- Date: Fri, 13 Sep 1996 13:06:11 +0200 (MET DST)
- Comment: This Message comes from the debate mailing list.
- In-Reply-To: <199609122232.AAA28436@sobolev.rhein.de>
- Sender: owner-debate@fitug.de
--- Newsclip vom 27.5.97 ---
Peking (eigener Bericht) - Das chinesische
Innenministerium gab heute in Peking bekannt,
daß es für die etwa 500.000 chinesischen
Internet-Nutzer den Zugang zu den
Internet-Seiten der deutschen Wochenzeitung
DIE ZEIT sperren werde. Anlaß für diese
Maßnahme stellt ein Artikel der Ausgabe vom
22.5.97 dar. Darin hatte ein profilierter
Kritiker der chinesischen Machthaber schwere
Vorwürfe gegenüber führenden Funktionären
geäußert. DIE ZEIT stellte diesen Artikel
auch im Internet bereit. Auf diese Weise war
der Artikel auch in China zugänglich. Ein
Sprecher des Innenministeriums erklärte, man
habe Kontakt zu den verantwortlichen
Redakteuren der ZEIT aufgenommen und
erfolglos darauf gedrängt, den Artikel zu
entfernen. Der Artikel beinhaltet nach
Darstellung des Sprechers beleidigende
Formulierungen, die nach chinesischem Recht
zu ahnden seien. Der Sprecher in Peking
führte weiter aus, daß die Sperrung einzelner
Adressen auf dem Internet kaum zu realisieren
sei. Daher habe man zu der Maßnahme
gegriffen, den gesamten Zugang zum deutschen
Internet-Anbieter BDA-Verein, über den die
ZEIT ihre Seiten in das Netz speist, zu
blockieren. Dieses Vorgehen hat zur Folge,
daß andere Angebote, die über den BDA-Verein
erreichbar sind, wie etwa DER SPIEGEL und die
Firma Euro-Asia-Connection, den chinesischen
Nutzern ebenfalls vorenthalten bleiben. In
China unterhalten bislang vorwiegend Firmen
einen Zugang zum Internet. Der Sprecher
äußerte die Hoffnung, chinesischen Firmen den
Zugang zu deutschen Anbietern zu verweigern,
wecke in Deutschland Verständnis für die
chinesische Position. In einer ersten
Stellungnahme erklärte Robert Leicht,
Chefredakteur der ZEIT, der fragliche Artikel
falle unter das deutsche Presserecht und sei
auf dieser Grundlage nicht zu beanstanden.
Außerdem, so Leicht, sei Meinungsfreiheit ein
hohes Gut, daß es zu wahren gelte. Anders
reagierte der Geschäftsführer der Firma
Deutschland-China Direkt, Klaus Mann: Er
werde noch innerhalb dieser Woche seinen
Vertrag mit dem BDA-Verein kündigen und seine
Informationen über einen anderen
Internet-Anbieter zugänglich machen. Seine
Firma könne es sich nicht leisten auf die
Kontakte zu seinen chinesischen Kunden zu
verzichten. Eine Stellungnahme seitens des
BDA-Vereins steht noch aus. Auch seitens
ECO, dem Zusammenschluß deutscher
Internet-Anbieter, der in der Vergangenheit
durch ähnliche Aktionen von sich reden
machte, und dem auch die Betreiber des
BDA-Vereins angehören, äußerte man sich noch
nicht zu den Vorfällen.
- References:
- p960912d.htm
- From: Thomas Roessler <roessler@sobolev.rhein.de>