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Re: "Erstmals Internet-Seiten als jugendgefdhrend auf Index"



> 
> ["radikal" v/s Newsgroups alt.binaries]
> 
> "radikal" ist vermutlich eine Zeitschrift mit Verantwortlichem im Sinne
> des Presserechts. News sind dagegen eine lose Aneinanderkettung von
> Briefen einzelner Personen, die sie nacheinander an ein schwarzes Brett
> haengen, das von jedermann eingesehen werden kann. Einziger Aufhaenger
> ist im eigentlichen Sinne die Message-ID (eindeutige Identifikation eines
> Newsartikels). Die Einteilung in Newsgruppen ist eher eine Klassifikation
> des geschriebenen, in der Art "oben links auf dem (sich in Wirklichkeit
> gedachten) schwarzen Brett". Insofern waere es Bloedsinn, eine Zensur
> des oberen linken Teils eines schwarzen Bretts zu fordern, nur weil
> gerade dort im besonderen fragliche Notizen haengen. Vielleicht war
> Urheber Linkshaender. Man koennte das schwarze Brett zwar ganz abnehmen
> und in die Muelltonne werfen, allerdings wuerden dann viele Millionen
> Usenet-User laut aufschreien. Man sollte also versuchen, den Urheber!
> zu finden. Oder einfach das schwarze Brett vor sich hinwuchern lassen
> und auf den Selbstkontrolleffekt hoffen (weggefetzte Zettel alias
> Autocancels).

Das ist mir durchaus nicht unklar :-)
Zur Debatte steht aber nicht, ob eine solche Massnahme Bloedsinn ist, oder
ob dann Millionen User (BTW: auch Drogenabhaengige bezeichnet man als "user")
laut aufschreien. Verbiete den Playboy, und du hast nicht nur die Abonnenten
und Kioskkaeufer am Hals, sondern auch den Zeitschriftenhandel wg. entgangenem
Gewinn etc.
Der Vergleich mit dem schwarzen Brett und dem Linkshaender hinkt deswegen,
weil man garnicht die obere linke Ecke des Brettes verbieten will, sondern
recht konkret dasjenige schwarze Brett (von tausenden anderen), an welches
User vorwiegend ihre Schmierzettel pappen. Die Argumentation ist dabei
dann analog zum RL: Wir koennen nicht an jedes schwarze Brett einen Polizisten
stellen, der jeden verhaftet, der da etwas illegales anklebt. Wir beseitigen
das ganze Schmutzbrett, in der Hoffnung, dass wir etwas Zeit gewinnen, bis
sich die Konsumenten woanders wieder zusammenfinden. Natuerlich ist eine
solche Salamitaktik Unsinn und zeigt nur die Hilflosigkeit im Umgang mit
dem Medium auf. Das Finden des Urhebers ist aufwendig und oft zwecklos.
Die Methode hat Tradition: man reglementiert am Ende der Kette, weil man
an den Anfang nicht herankommt (z.B. Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Strassen,
statt weniger PS-starke Autos, etc.). Solange niemand protestiert, darf
gefahrlos weiter beschnitten werden.
Allerdings: Willst Du auf den Selbstkontrolleffekt hoffen? Du bist nicht
meiner Meinung, also cancele ich Dich? Da steht ein Ausrufezeichen zuviel
(absolut unteutsche Grammatik!) in Deinem Text, also darf ich Dich canceln?
Wo ist der Anfang, wo das Ende des Cancelns, und welcher Peniswinkel ist
noch keine Pornographie? Ich habe eine Meinung dazu, und Millionen andere
haben vermutlich eine aehnliche, aber es reichen wenige Cancelcops, um das
Werkzeug zu pervertieren.

-- 
         Dr.-Ing. Holger Veit             | INTERNET: Holger.Veit@gmd.de
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