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[debate] Erklaerung im Web
- To: debate@fitug.de
- Subject: [debate] Erklaerung im Web
- From: Lutz Donnerhacke <lutz@iks-jena.de>
- Date: Wed, 18 Sep 1996 21:07:53 +0200 (MET DST)
- Comment: This Message comes from the debate mailing list.
- Sender: owner-debate@fitug.de
ÖFFENTLICHE STELLUNGNAHME
des FITUG e.V.
in den Usenet [1]News
zur deutschen Sperrung von nichtdeutschen Webseiten
Das Internet ist geschaffen worden, um Daten auch über fehlerbehaftete
Verbindungsnetze transportieren zu können. Das Konzept ist so
erfolgreich, daß das Internet zum beherrschenden weltumspannenden
Computernetz herangewachsen ist. So liegt es in der Natur des
Internets, jeden Zensurversuch wie einen technischen Fehler zu
umgehen.
Im Frühjahr 1996 gründete die [2]ECO, die Vereinigung der
kommerziellen Internetanbieter Deutschlands, die Internet Content Task
Force (ICTF). Deren [3]Presseerklärungen besagen, daß diese
Organisation jede in ihren Augen strafrechtlich relevante Information
aus dem Netz entfernen wird, wenn sie der ICTF bekannt wird. Begründet
wird dies mit der ungewissen juristischen Lage des Datentransports in
Deutschland. Dies stellt den untauglichen Versuch dar, durch
vorauseilenden Gehorsam die Technik der einzelnen Anbieter vor einem
eventuellen Zugriff der Staatsanwaltschaft zu schützen. Mit diesem
Angebot wird versucht, einem eventuellem (und nicht durchführbaren)
Verbot, strafbare Inhalte zu transportieren, zuvorzukommen.
Bezugnehmend auf die sachlich falsche Behauptung von ECO, man könne
die Zugriffe auf gesetzwidrige Texte im Internet einschränken, hat die
Bundesanwaltschaft (BAW) die ECO auf [4]Inhalte eines niederländischen
[5]Rechners [6]hingewiesen. Gegen die Autoren der betreffenden Texte
wird momentan ermittelt wird. Mit einem impliziten Verweis auf die
Presseerklärungen der ECO teilte die BAW der ECO mit, daß es Beihilfe
zu Straftaten seien könnte, wenn [7]diese Daten von Kunden der in ECO
organisierten Firmen abgerufen werden könnten.
ECO reagierte mit einer [8]Erklärung gegenüber der BAW, eine wirksame
Zugriffssperre sei aus technischen Gründen nicht machbar. Leider kam
diese Aussage zu spät. Darüberhinaus widerspricht diese Erklärung auch
den [9]vorherigen Pressemitteilungen der ECO.
Aufgrund eines [10]Hinweisschreibens der ECO stoppten einige
Mitglieder der ECO den ungehinderten Transport von Datenpaketen und
sperrten den Zugriff auf die entsprechenden [11]Rechner. Dabei werden
etwa 3500 andere [12]Inhaltsanbieter und Dienste auf den betreffenden
Rechnern ebenfalls gesperrt. Einige wenige ECO-Mitglieder habe auch
andere Angebote gesperrt, die teilweise nur auf die niederländischen
Quellen verweisen. Betroffen ist davon auch [13]Compuserve mit einigen
Mio. Nutzern. Firmen, die auf die internationale Kommunikation
angewiesen sind, ist so schwerer Schaden zugefügt worden.
Die Nutzer des Internets reagierten mit einer massiven
[14]Kopieraktion der Inhalte auf andere Rechner, auf die der Zugriff
weiterhin frei zugänglich ist. Darüberhinaus ändert der
niederländische Rechner zufällig seine Rechneradresse, was eine
triviale technische Sperrung unwirksam macht. Wollte irgend jemand
alle diese Spiegel und Adressen blockieren, würde sich Deutschland
selbst aus dem Internet ausklinken.
Die deutschen Dienstleister haben inzwischen auch weitaus effektivere
und selektivere Sperren aufgebaut. Diese sind jedoch ebenso
wirkungslos, wie auf
[15]http://www.fitug.de/archiv/dokus/allgemeines/anonymizer.html
nachzulesen ist.
Deutschland ist - dank des vorauseilenden Gehorsams und gegen jede
Einsicht der technischen Unmöglichkeit - zu den führenden
Zensurstaaten der Welt zu zählen und wird inzwischen weltweit in einem
Atemzug mit China und Singapur genannt. Der Standort Deutschland wird
so für Zukunftstechnologien politisch wie wirtschaftlich gefährdet.
Als Sofortmaßnahme empfielt [16]FITUG die Aufhebung sämtlicher
derartiger Sperren und eine öffentliche Erklärung der ECO, den
untauglichen Versuch ICTF zu beenden. Die gesetzgebenden Organe werden
aufgefordert, endlich die notwendige Rechtssicherheit herzustellen.
Weitere Informationen auf [17]http://www.fitug.de/.
Telefonische Rückfragen bitte abends an +49/3641/380259.
References
1. news:de.soc.zensur
2. http://www.eco.de/
3. http://www.anwalt.de/eco/Pr960605.htm
4. http://www.xs4all.nl/~radikal/
5. http://www.xs4all.nl/
6. http://www.anwalt.de/ictf/p960901d.htm
7. http://www.xs4all.nl/~radikal/
8. http://www.anwalt.de/ictf/p960901d.htm
9. http://www.anwalt.de/eco/Pr960605.htm
10. http://www.anwalt.de/ictf/p960901d.htm
11. http://www.xs4all.nl/
12. http://www.xs4all.nl/homepages/all.html
13. http://www.compuserve.com/
14. http://www.xs4all.nl/~radikal/mirror.html
15. http://www.fitug.de/archiv/dokus/allgemeines/anonymizer.html
16. http://www.fitug.de/
17. http://www.fitug.de/