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Hass, Hess und Hubbard



-- ENTWURF-Vortext fuer fitug --

Allgemein: ich moechte das Brett cl.magazine.mik gerne weiter
nutzen und die Bibelfelder Zensurbox BIONIC aufmischen
(dort liegt IMHO in der CL-Vernetzung eine wichtige Ursache,
dass cl.magazine.mik in Berlin nur ueber Frankreich ankommt).

Wegen der diffusen Entwicklung beim CL scheint es mir
sinnvoll, *kein* Crossposting in Usenet-Bretter zu machen,
sondern "publikationsreife" Texte zu M.I.K (Medien Information
Kommunikation) als WWW-Seiten zu bringen - bei fitug ???

Please, think about und Kommentare...

Ihr habt gewiss einiges von mir gelesen in den letzten Wochen.
Das "reicht" zur Einschaetzung meiner Frechheit; hoffentlich.

Nun zum "ernsthaften Entwurf"...
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Hass, Hess und Hubbard:
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Vom Vorbestraften Rudolf Hess zu Scientology und
von Hitlers Feindsenderverbot zu Datenmuell im Internet


/emp xx.10.96 - "Schwarze Listen" gibt es ueberall, auch
im Internet. Eine davon ist "Vladimir Fomin's Blacklist
of Net.Nazis and Sandlot Bullies"  unter
http://www.cybernothing.org/jdfalk/text/bullies.html.

Wer sich mit Versandfragen von Datenmuell am Internet
beschaeftigt hat, dem ist der Absender vfomin@panix.com
gelaeufig.

> Hilfe! genauere Einordnung der Nase ??

Obige am 24.09.96 geholte "Schwarze Liste" traegt das Datum
15. Jan. 1996 und ergab ausgedruckt 22 Seiten.

Die namensalphabetischen Eintragungen darauf sind aufschlussreich
fuer Psyche und Moralvorstellungen von Vladimir Fomin.

Bei einigen Personen steht als einziges Kriterium die Eigenschaft
"homosexuell" dabei. Auch "offensichtlich" homosexuell (apparently)
kommt als Eintrag vor.

Fast durchgehend erwaehnt ist demokratisches Abstimmverhalten
zum Brett "Netz-Missbrauch" (news.admin.net-abuse, n.a.n-a).
Als Detail wird zB aufgefuehrt: "voted YY on n.a.n-a {a,m}"
Vermutlich war die Abstimm-Liste Ausgangspunkt der Hassliste
und wurde durch Fomin's Recherchen erweitert.

> BITTE HILFE!!! was heisst: ... {a,m} ?

Bei besonders Verhassten hat sich Fomin, Autor der
"Schwarzen Liste", die Muehe gemacht und Adresse und
Telefon herausgesucht wie bei Seth Breidbart.
"Invented BI - the Breidbart-Index" steht bei Seth.
"Erfinder" ist nicht anerkennend, sondern veraechtlich gemeint.

Um den Breidbart-Index, eine international anerkannte
Mass-Einheit fuer unerwuenschte Massen-Aussendungen zu
erklaeren, muss ein wenig ausgeholt werden.
Denn beim Versuch, fuer Muell-Postings eine netzvertraegliche
Loesung zu finden, gab es lange und heftige Debatten im Netz.
Einerseits ging es darum, keinerlei *inhaltliche* Zensur
vorzunehmen und andererseits sollte mit dem stets knappen
Rohstoff "Bandbreite" im Netz schonend umgegangen werden.

Ein Crossposting an Dutzende, ja Tausende von Gruppen
bewirkt in der Gesamtsicht weniger Netzlast als ein
massenhaftes Einzelposting an jede dieser Gruppen.
Massen-Einzelpostings sind aber mit den ueblichen Cancel-
Mechanismen schwerer zu erkennen und zu beseitigen als
massenhafte Crosspostings.

Doch was ueberhaupt ist ein "Massenposting"?
Ein Schreiben an 10, hundert oder erst an tausend Gruppen?
Wie ist es mit zwei Schreiben an 50 Gruppen?
Noch allgemeiner formuliert: bei x Schreiben an y Gruppen?
Das ist erstmal schwierig. Doch ein Blick zurueck hilft.

Ausgerechnet Rechtsanwaelte, naemlich Kanter & Sigel waren die
ersten grossen Muellversender in der Geschichte des Internet.

Sie schickten an tausende von Newsgruppen (Bretter) Reklamemuell
vom Typ "US-Staatsbuergerschaft zu verlosen - melden Sie sich".

Dabei wusste jeder an US-Einwanderung Interessierte, dass es
eine jaehrliche Quote in den USA gibt, die verlost wird - jede
anwaltliche Beratung und Bezahlung war dafuer voellig ueberfluessig.
Die Unterlagen dazu sind oeffentlich und allgemein zugaenglich.
Geldgier und Mediengeilheit waren offenkundige Motive der
Anwaelte Kanter & Sigel fuer ihr Massenposting.

Das Netz reagierte und K&S mussten ein paarmal den Provider
wechseln, weil nicht jeder Internet-Provider solche Muellsender
als Kunden und haufenweise Beschwerdebriefe haben will.

Die Muell-Anwaelte versteckten sich hinter dem Argument "Freie Rede".

Mit einem aehnlichen Argument koennte jeder einen dicken schwarzen
Filzstift nehmen und die Titelseite aller K&S-Buecher verzieren mit
"SPAMMER" oder "Muell-Maenner" und das in jedem Buchladen, wo deren
Machwerke ausliegen.
Auch jeder Verlag, der solchen Dreck druckt, verdient Druck.

>--- ISBN...

Gleichfalls kann es helfen, bei oeffentlichen Auftritten
solcher Anwaelte ruhig und unauffaellig im Anzug aufs Podium
zu gehen, einen Aktenkoffer voller Papier-Reklame ueber denen
auszukippen und sowas zu rufen wie "SPAM against SPAMMERS".

Nach den Definitionen solcher Anwaelte ist sowas ja voellig
in ihrem Sinne und sie muessen es sich gefallen lassen ;-)


SPAM - Die Nachfolger von Canter & Sigel
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Seit Canter & Sigel stieg die Netzbelastung gewaltig
durch die *Nachfolger* dieser Rechtsanwaelte im Internet.

Denn seitdem wuchs das Internet weiter. An zigtausende
Newsgruppen und an hunderttausende eMail-Adressen wird
inzwischen Werbemuell, Psychodreck und anderes verschickt.

Doch bereits seit der K&S-Aktion dachten vorausschauende
Menschen darueber nach, wie das Netz mit sowas umgehen
koennte, ohne grundlegende Freiheitsrechte zu verletzen.

Einer davon war Seth Breidbart. Einer seiner Vorschlaege
wurde zum Breidbart-Index.

Um Anfaengerfehler wie das Versenden des gleichen Textes
an einen Haufen Gruppen zugleich weiterhin zu verzeihen,
musste eine klare Unterscheidung gefunden werden zwischen
"Massenposting" und "Unerfahrenheit" als Anfaengerfehler.
Breidbart waehlte dazu die mathematische Wurzel des Uebels.

Wenn einer ein Massenposting in "49" Gruppen zugleich macht,
kann das als Fehler eines Anfaengers durchgehen. So einer
hat sich oft viel Muehe gemacht, vier Dutzend Gruppen/Bretter
zusaetzlich zum bekannten Brett von Hand rauszusuchen.
Dumm, aber das kommt vor. Die Wurzel von "49" ist sieben.

Als Canter&Sigel aber ihre Bueromitarbeiter oder einen Roboter
beauftragten, an zwei bis dreitausend Gruppen ihren Muell zu
schicken, war das kein Anfaengerfehler mehr, sondern Vorsatz.
Die Wurzel von 2500 ist 50.
Diese Wurzel ist erstmal der Breidbart-Index, kurz BI.
Irgendwo zwischen BI=7 und BI=50 beginnt Netz-Missbrauch.

Im de.-Bereich gilt derzeit ein BI ab ca. 20 als Ausloeser
(das ist immerhin ein Schreiben an 400 Themenkreise) und
international ein BI ab ca. 30 (also ab 900 Gruppen).

Nun gibt es die "Oberschlauen", die sagen "Die Wurzel aus 1
ist 1 und 1 ist immer kleiner als irgendein Massenposting".
Das wusste Seth Breidbart schon vorher, ebenso wie alle anderen,
an einem offenen Netz interessierten Systemverwalter und Netzbuerger.

Es war klar, dass Muellversender dann die gleiche Botschaft
nicht einmal an 625 Bretter schicken (als Crossposting) und einen
BI von 25 dafuer bekommen, sondern 625mal einzeln an die Bretter.
Dann kaeme das Argument "was wollt ihr denn - das waren doch alles
Einzelaussendungen!"
Das war vorhersehbar.
Ausserdem sind Einzel-Cancels aufwendiger.

Deshalb schlug Breidbart vor, dass bei *inhaltsgleichen* Sendungen
die BI-Wurzel-Summen gleicher Texte aufaddiert werden. Damit ergibt
sich fuer eine 625fache Einzel-Aussendung der BI=625 (625mal Wurzel
aus 1), aber fuer ein 625faches Crossposting nur Wurzel aus 625: BI=25.

Wenn sowas offen, fuer alle lesbar, diskutiert wird, kann sich
jeder Massenversender darauf einstellen. Denn jeder Demokrat geht
stets davon aus "Feind liest mit" - er bleibt trotzdem demokratisch.

Totalitaristen bekommen dann natuerlich Schaum vorm Mund und
produzieren Hass-Listen wie Vomin. Who cares?

SPAMMER, die danach immernoch "Freie Rede" vorschuetzen und den
Breidbart-Index fuer eine Erfindung von "Net.Nazis" halten
- wie es Fomin in seiner "Schwarzen Liste" tat - seien an den
vorbestraften Stellvertreter des Fuehrers Adolf Hitler erinnert:
an Rudolf Hess.

Hess wurde bestraft, weil er vor der Naziherrschaft mit einem
Flugzeug im Tiefflug ueber Kundgebungen von "Linken" flog
und mit dem Maschinenlaerm die freie Rede verhinderte - von
der Menschengefaehrdung mal ganz abgesehen.

Das aehnelt dem Versuch, Diskussionen im Usenet durch
Maschinenlaerm von Massenpostings zu uebertoenen.

Auch ohne Breidbart-Index entschied ein Gericht der Weimarer
Republik gegen Rudolf Hess und fuer die Freie Rede; das kam
in so extremen Faellen schon mal vor...

Um Debatten zu vermeiden, bei /emp wuerde sowas erfunden, hier
die TV-Quelle: Hitlers Helfer (1) Hess - der Stellvertreter.
Gesendet auf arte am 02.10.1996 um 20:45 Uhr; weitere fuenf
Folgen jeweils am darauffolgenden Mittwoch.


Hess, Hitler und Hubbard
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Eine modernere Plage als die Nazis ist die Scientology-Sekte.
Ihr grosser Fuehrer, der ex-US-Militaerfuzzi "El Ron Hubbard",
hat vor seinem Tode viele grosse Text-Haufen hinterlassen.

El Ron's Juenger versuchten im September 1996, kritische Debatten
im Brett alt.religion.scientology zu verhindern, indem sie
zigtausendfach Absaetze aus den Werken von "El Ron" mitten in die
Diskussion warfen. Ihr Vorgehen entsprach bekannten Strategien,
eine Diskussion durch Ueberflutung abzuwuergen. Das Vorgehen,
jeweils einen anderen Absatz zu posten, war der Versuch, die
ethische Cancel-Definition des Breidbart-Index fuer Postings
mit dem gleichen Inhalt zu Umgehen.

Denn durch diese Methode war der Usenet-Versuch, nur unabhaengig
vom Inhalt zu loeschen, so einfach nicht mehr moeglich.

Das Vorgehen war ungefaehr so: Scientologen in den USA warben
Neulinge auf der Strasse an und verlangten von ihnen, fuer vier
Wochen einen Online-Pauschal-Account (aehnlich metronet 9,99 DM)
zu bezahlen mit ihrer Kreditkarte.
Dann wurde mit dem so freigeschalteten Zugang ein Programm
gestartet, das an das Scientology-Diskussions-Brett jeweils ein
paar Dutzend verschiedene Aushaenge schickte: jeweils ein anderer
Absatz aus El Ron Hubbards Werken. Dann wurde ein neuer Name
gewaehlt. Das Programm wurde "ARS-Bombing" genannt und lief
solange, bis der Internet-Provider auf Beschwerden reagierte
und den Zugang sperrte.

Dann wurde auf der Strasse das naechste Co$-Opfer gekoedert.

Genau deshalb ist es wenig sinnvoll, eine "Blacklist" der
"Muellversender" zu publizieren, weil die Scientologen die
Unerfahrenheit der Menschen ausnutzten und selbst in der
"Deckung" blieben.

Hier half der Breidbart-Index nicht, aber Nachdenken und
heftige Debatten *vor* dem Handeln.
Nach ein paar Debatten wurden die Co$-Massen-Meldungen von
Menschen geloescht, die mit ihrem guten Namen dazu standen
und stehen. Das Vorgehen wurde dokumentiert.
Dies fuehrte dazu, dass seitens Scientology die Massenpostings
beendet wurden, weil sie den Widerstand nicht terrorisieren
konnten, wie es die Bundesanwaltschaft bei xs4all.nl zeitweilig
schaffte.

Eine Schlacht um die freie Meinungsaeusserung hat das Netz
gewonnen. Aber Vorsorge und Wachsamkeit sind weiter gefragt.

Hasslisten wie die von Fomin sind zwar keine Scientology-Reklame.
Und engagierte Demokraten lassen sich davon ebensowenig einschuechtern
wie von Strafandrohungen der Bundesanwaltschaft, die - im Unterschied
zum Breidbart-Index - inhaltlich zu zensieren versucht und scheitert.

Wer bis hierhin gelesen hat, ist ein Teilhaber am Netz und
mitverantwortlich fuer die Freiheiten der Zukunft.

Bitte dranbleiben!
Einige deutsche Themen werden im CL-Netz diskutiert, andere sind
international wichtig. Ein Platz fuer deutschsprachige Debatten
ist de.soc.zensur und ein paar News stehen in cl.mag.mik.
Follow-Up ist dorthin gesetzt von

/eMailPress - der Agentur gegen den Strich...
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