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Presseinformation



## Nachricht vom 16.02.97 weitergeleitet
## Ursprung : de.admin.net-abuse.mail
## Ersteller: blue@tinydose.pfalz.de

 HiYa!

So, Butter bei die Fische! Ich habe mal einen ersten Entwurf fuer eine
Presseinformation gestrickt. Bitte um konstruktive Mitarbeit.

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Version: 0.1 alpha/16.02.97(ob)

Presseinformation der Netzteilnehmer des deutschsprachigen Usenet, 16.02.1997

           Werbung per eMail - Netzteilnehmer wehren sich
           ==============================================

Seit U.S.-Präsident Clinton das Internet[1] als den Weg in die Zukunft
erkannt und propagiert hatte, wird immer wieder über das Internet
berichtet. Neben positiven, z.T. schon überschwenglichen Artikeln
wurde auch über die "dunklen Seiten" des Netzes berichtet. Kinderporno
und Nazipropaganda sind Schlagwörter, die inzwischen schon automatisch mit
dem Begriff "Internet" verbunden werden. Dabei handelt es sich hierbei
nur um Randerscheinungen. Unerfreulich, aber dennoch nur Randerscheinungen.

Für die Teilnehmer des Usenets[2] bzw. jedem Netzteilnehmer, der eMail
verwendet, ist ein ganz anderes Problem, von dem in der Presse bisher
kaum bis garnichts zu lesen war, wesentlich näher: Unerwünschte
Werbung per eMail (UCE genannt).

Mit der Kommerzialisierung des Internet wird nun nach Werbemöglichkeiten
in diesem Medium gesucht. Auf vielen Webseiten sind bereits Werbebanner
allgegenwärtig, aber hierbei kommt es auf den expliziten Zugriff auf die
Seite durch den Beworbenen an. Wesentlich einfacher erscheint es da,
eMail-Adressen zu sammeln und diesen Adressen eine Werbebotschaft zukommen
zu lassen. Schnell sind Programmpakete entstanden, die in der Lage sind,
eine Werbebotschaft mittels solcher Listen millionenfach zu versenden.

Was ist nun das Problem bei solchen Werbebotschaften? Postwurfsendungen
landen einfach im Papierkorb oder es verbietet ein "Keine Werbung"-Kleber
auf dem Briefkasten den Einwurf. Der Werbende trägt hierbei die Kosten
für die Erstellung (Druck) und Vertrieb (Austräger; Porto).

Bei eMail ist das etwas anderes. Hier werden die Kosten verlagert. Neben
der Inanspruchnahme der sowieso schon knappen Bandbreite wird der Beworbene
genötigt, die Werbung auf seine (Telefon)kosten auf seinen Rechner zu
holen um dort festzustellen, dass er diese Werbung nicht möchte. Oder
diese Werbung belegt Plattenplatz, der bei einem beschränkten
Verfügungsrahmen (Quota) u.U. dazu führen kann, dass wirklich wichtige
eMail nicht angenommen werden können (z.B. Uni-zugänge). Ebenso ist
es durchaus üblich, dass eMail nach Volumen berechnet wird (sowohl
verschickte als auch empfangene). Damit werden dem Beworbenen explizit
Kosten verursacht, obwohl er die Werbung nicht nachgefragt hat.

In Deutschland ist Faxwerbung verboten da hier die Kosten (Papier,
Druckwerk, etc.) auf den Kunden verlagert werden sowie die Verfügbarkeit
der Ressourcen (Faxbereitschaft, Papiervorrat aufgebraucht,...) des
Kunden ungefragt beeinträchtigt werden. Obwohl bei Werbung durch eMail
genau das Gleiche geschieht (Kostenverlagerung, Ressourcenblockade bis
hin zum totalen Rechnerzusammenbruch wie z.B. bei T-Online in 11/96),
ist Werbung per eMail von der Gesetzgebung völlig unberücksichtigt.

Bisher wurde von gesetzgeberischer Seite argumentiert, dass die Werbung
aus den USA kämen und somit nicht im Einflussbereich der deutschen
Gesetzgebung läge. Doch nunmehr treten die ersten deutschen Junkmailer
(Usenet-Begriff für Versender von Massen-eMails) auf den Plan. Neben
einer Welle von netcologne.de hatte in den letzten Tagen eine Welle von
goetze.de für hitzige Diskussionen in den entsprechenden Newsgroups[3]
geführt. Hierbei wurde die von amerikanischen Junkmailern bereits
praktizierte Unsitte aufgegriffen, den Beworbenen darüber zu informieren
dass man in einer entsprechenden Liste aufgenommen wäre. Wollte man
nicht auf dieser Liste stehen, wird man genötigt, eine entsprechende
Mail zurückzuschicken.

Die spontane Reaktion auf diese Belästigung sind im Regelfall deftige
Antworten bis hin zu sog. "Mailbomben" (Mails mit einem Volumen im
Megabytebereich). Da goetze.de an einer topologisch schwachen Stelle
(geringe Bandbreite) sitzt, war dessen Provider schnell mit dem
immensen Datenaufkommen der "Antworten" schnell überfordert.

Da dies aber auf Dauer keine Lösung ist und die Gesetzgebung die
Netzteilnehmer wieder mal im Stich lässt, haben sich die Netzteilnehmer
dazu entschlossen endlich juristische Fakten zu schaffen. Mit einem
Musterprozess gegen goetze.de soll erreicht werden, dass Werbung per eMail
mit Faxwerbung gleichgesetzt und damit juristisch belangbar wird. Zwar wird
dies vorerst nur auf deutsche Junkmailer anwendbar sein, aber da die
Netzteilnehmer in den anderen Ländern mit den gleichen Problemen zu
kämpfen haben, wird von einer solchen Entscheidung ein Nachahmungscharakter
erwartet, der zu einer internationalen Lösung des Junkmailer-Problems
führen wird.

Zu diesem Zweck laufen derzeit entsprechende Diskussionen in der Newsgruppe
de.admin.net-abuse.mail (net-abuse = Netzmissbrauch) und die Netzteilnehmer
sammeln derzeit für die zu erwartenden Kosten dieses Verfahrens. Es wäre
wünschenswert, wenn sich die Provider selbst an dieser Aktion beteiligen
würden. Denn obwohl sie kurzfristig am Transport von Junkmail verdienen
können, so wird die Junkmail langfristig dafür sorgen, dass ihnen die
Kunden davonlaufen.

Solange sich Junkmailer darauf berufen können, dass unerwünschte
kommerzielle Werbung per eMail (engl. unsolicited electronic mail,
kurz UCE) nicht verboten ist, wird die Flut von UCE weiter zunehmen
und das Medium eMail nahezu unbrauchbar werden. Insbesondere sei darauf
hinzuweisen, dass UCE gerne von Anbieter nicht jugendfreier Angebote
verwendet wird und damit auch Minderjährige mit Pornoangeboten
zugeschüttet werden, ohne dass dies durch Jugendschutzprogramme
verhindert werden könnte.

In Vertretung für die Teilnehmerschaft des deutschsprachigen Usenets,
        Olaf Boos (blue@tarigon.pfalz.de),
        [weitere Mitautoren]

Weitere Informationen sind erhältlich unter:

Newsgroup       : de.admin.net-abuse.mail
Telefonisch     : [Namentliche Nennung]
eMail           : uce@tarigon.pfalz.de,
                  [Person, Mailingliste, Mailnewsgate nach d.a.n-a.m]
WWW             : [URL, wie wäre es mit einer Seite auf www.dana.de?]

Belegexemplar erbeten

[1] Das Internet ist der Zusammenschluss mehrerer Rechnernetzwerke zu
    einem Gesamtnetzwerk. In diesem Netzwerk sind geographische Grenzen
    hinfällig, weltübergreifend kann mit verschiedenen Diensten auf
    dem Internet gearbeitet werden. Zu diesen Diensten gehören u.a.
    eMail, Newsgruppen, FTP, das WorldWideWeb (wird oft als "Internet"
    bezeichnet), telnet uvm.

[2] Das Usenet ist die Summe der Newsgruppen, die im sog. rfc-Format
    verfügbar sind. Das Transportmedium ist beliebig, es kann dies per
    Internet erfolgen (über diesen Weg nehmen die sog. "Internet-Surfer"
    am Usenet teil) oder per Wahlverbindungen auf UUCP-Basis, etc.

[3] Newsgroups sind öffentliche, thematisch unterteilte Rubriken, in
    denen jeder Teilnehmer an Diskussionen und Informationsaustausch
    mitwirken kann. In den meisten Gruppen ist die verwendete Sprache
    Englisch, aber es gibt auch anderssprachige Gruppen, die entsprechend
    gruppiert sind. Das "deutschsprachige Usenet" als Beispiel ist zu de.*
    zusammengefasst (der * steht für alle Gruppenbezeichnungen, die unter
    de.* vorkommen). Dennoch ist das "deutschsprachige Usenet" nicht auf
    Deutschland bzw. Deutschland, Schweiz und Österreich beschränkt,
    sondern weltweit verfügbar.
    Der Umgang miteinander ist in einer Netikette sowie in verschiedenen
    Einführungstexten geregelt.

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MfG and so long, the Big BLUE.....
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## Fachbegriffe der Informatik einfach erklaert, Teil 1:
##         "Multimedia" == "funktioniert mit elektrischem Strom"