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Neue Krypto-Linie?



Habe ich in den 4 Wochen Klinikaufenthalt was verpaßt oder
bahnt sich hier eine neue Position der Bundesregierung an?
Nachfolgend mein eMail-Verkehr mit der Bay. StK:

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Date: 11 May 1997 13:42:59 -0000
To: franz.stangl@muenchen.org
From: ralf@ark.franken.de
Subject: Meine Fragen an Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber

Guten Abend, Herr Mpr.
Mein Name ist Ralf Stephan und ich bin hier in Bayreuth
für eine Computerfirma tätig, die Netzwerklösungen anbietet.
Einer unserer Kunden hat mehrere Filialen und der Kunde möchte
eine sichere Datenkommunikation zwischen den Filialen herstellen, wozu wir
gerne starke Kryptographie einsetzen möchten.  Es besteht jedoch
derzeit eine Rechtsunsicherheit, bzw. es heißt, diese techn.
Möglichkeit soll demnächst ganz verboten werden.  Gibt es eine offiz. Meinung 
der Staatsregierung bzw. der CSU zu diesem Thema?  Vielen Dank.


-----Forwarded message from "Bay. StK" <aiv2@stk.bayern.de>-----
[von mir auf 80 Zeichen formatiert]

From: "Bay. StK" <aiv2@stk.bayern.de>
To: "'ralf@ark.franken.de'" <ralf@ark.franken.de>
Subject: Fragen an Mpr. Dr. Edmund Stoiber
Date: Wed, 6 Aug 1997 15:46:58 +0200


Sehr geehrter Herr Stephan,

für Ihre Anfrage zur Haltung der Bayerischen Staatsregierung in der Frage 
der Verschlüsselung von Daten im Internet-Verkehr danke ich Ihnen. 
Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber hat mich gebeten, Ihnen zu antworten.

Die Nutzung der modernen Telekommunikationsdienste und deren Akzeptanz 
setzen voraus, daß eine hinreichend sichere und vertrauliche Kommunikation 
zwischen Nutzern dieser Dienste möglich ist. Daneben ist aber auch zu 
beachten, daß die berechtigten Interessen der Strafverfolgungsbehörden 
gewahrt bleiben. Hierfür sind in den einschlägigen Bestimmungen klare 
Voraussetzungen festgelegt.

Eine Verschlüsselung ist gut dafür geeignet, vertrauliche Inhalte über das 
Internet zu versenden. Hierbei kann ein Schlüssel, der bereits darauf 
angelegt ist, von Diensten bereits präventiv "abgehört" zu werden, nicht 
sinnvoll sein. Eine derartige Aufweichung der Sicherheitsinteressen der 
Nutzer des Internet alleine in Deutschland hemmt die Heranziehung der 
neuen Telekommunikationstechniken und schadet insgesamt dem 
Wirtschaftsstandort Deutschland.

Die von Bundesinnenminister Kanther nun favorisierte Lösung, die 
Verschlüsselung allgemein zuzulassen, aber bestimmte, zertifizierte und 
hinterlegte Verfahren zu empfehlen, kommt beiden Interessen entgegen. 
Einerseits besteht die Möglichkeit, sich eines eigenen Schlüssels zu 
bedienen - wobei auch die Verantwortung für die hinreichende Sicherheit 
beim Nutzer liegt -, andererseits aber kann der zertifizierte und 
hinterlegte Schlüssel genutzt werden.

Damit wird der Autonomie des Nutzers der neuen Medien in weitem Maße 
entgegengekommen und es kann jeder für sich abwägen, welche 
Sicherheitstechniken er verwenden will. Daneben hat diese Lösung den 
Vorteil, daß für spezifische Anwendungen der neuen Telekommunikations-
technologien eigenständige Verschlüsselungssysteme weiterhin entwickelt 
und genutzt werden können.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag

Dr. Fischer-Heidlberger

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ralf

-----End of forwarded message-----

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