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Re: Stellungnahme zum Medienrat



>Natuerlich gibt es den von Lutz beschriebenen Bias: In den durch
>CDUCSUSPDFDP repraeasentierten Bevoelkerungsschichten gibt es
>verbreitet die Meinung, das Leben sei noch nie so unsicher wie heute,

[...]

>die gegenwaertig von
>starken Stroemungen im absteigenden Buergertum gewollte oder hingenommene
>Big-Brother-Rolle des Staates

Ich bin sicher kein Freund des Stammtisches und mache mir auch wenig Illusionen über "das Volk", aber trotzdem sollte man etwas nicht übersehen: Zuletzt die Hamburgwahlen haben gezeigt (und dieses Muster ist sich schon zigmal so abgelaufen, cf. Asylrecht), daß diese "Angst des Bürgers auf der Straße" auch herbeigeredet wird.

Die Meinungsforscher der ARD (weiß nicht mehr, welches Institut das war) haben am Wahlabend ausdrücklich gesagt, daß die Angst vor Gewaltkriminalität _während_ des Law-and-Order-Wahlkampfes zugenommen hat, und daß die Naziparteien, die schließlich so satte Erfolge verzeichnen konnten, vor diesem Quatsch überhaupt nicht meßbar gewesen seien.

>Im Gegensatz zu manchen frueheren Debatten scheint die
>Auseinandersetzung um die "unbeobachtete Kommunikation" nicht
>wesentlich von Besonderheiten der deutschen Geschichte, namentlich
>Nazi-Zeit und Kriege, bestimmt zu sein. Der Konflikt tritt in den USA
>ebenso und im wesentlichen in gleicher Gestalt zutage (z.B. Mr. Freeh
>und seine mandatory GAK-Traeume) wie in Grossbritannien (Stichwort: MI5)
>und eben auch in der Bundesrepublik.

Tatsächlich ist es ja sogar so, daß die Zahl der Pro-Kopf-Abhörmaßnahmen in Deutschland schon jetzt um einen Faktor (drei oder so; steht immer mal wieder in der c't) höher liegt als in den USA. Von einer Selbstbeschränkung wg. Geschichte kann also ohnehin keine Rede sein.

Boris.

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