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Re: Hacker, bleib bei Deinem Keyboard!
- To: debate@fitug.de
- Subject: Re: Hacker, bleib bei Deinem Keyboard!
- From: Horns@t-online.de (Axel H. Horns)
- Date: Fri, 9 Jan 1998 20:10:17 +0100
- Comment: This message comes from the debate mailing list.
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- Priority: normal
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On 9 Jan 98 at 18:12, Boris Groendahl wrote in debate@fitug.de and
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/1365/1.html :
> Wen's interessiert: Nach dem letzten CCC-KOngress konnte ich mir die
> folgende Polemik nicht verkneifen.
>
> [...]
>
>Nein, blöd bis ärgerlich wird der CCC da, wo
>er sich aus seinem Bereich hinauswagt und
>etwa anfängt, über Medien und Politik zu
>diskutieren.
Dann bringe doch bitte einfach bessere Erklaerungs- und
Deutungsmuster in Umlauf als der CCC bzw. die ihm
nahestehenden Personen sie liefern kann (siehe meine
Bemerkungen unten).
>So konnte padeluun in der Debatte um die
>Geschichte der Onlinekultur in Deutschland
>unwidersprochen über das Internet sagen, "das
>Problem ist, daß das alles eine amerikanische
>Erfindung ist".
In welchem Zusammenhang hat er das gesagt? (Wuerde mich im
Zusammenhang mit dem Antiamerikanismus-Vorwurf wirklich mal
interessieren!)
>Dieser notorische Antiamerikanismus liegt den
>zum Teil ärgerlicheren Positionen zugrunde,
>insbesondere in den im Moment heißen Debatten
>zur Kryptologie.
>
>[...]
>
>Der Clou dabei sei, so geht die
>abenteuerliche Theorie weiter, daß es gar
>nicht um den vorgeblichen Zweck der
>Verfolgung von Terrorismus und Drogenhandel
>geht, sondern um amerikanische
>Wirtschaftsspionage.
Was ist daran abenteuerlich? Sicher gibt es so etwas wie einen
notorischen linken Antiamerikanismus. Hier kann ich den aber (noch?)
nicht erkennen.
>Der Auftrag der NSA sei
>es nämlich seit Ende des Kalten Kriegs
>vornehmlich, die ökonomischen Interessen der
>USA zu verfolgen, und das hieße eben
>zunehmend -- Wirtschaftsspionage.
Wer die Presse auswertet, weiss, dass dies ein offenes Faktum ist.
Ein paar Zeilen spaeter schreibst Du es selber. So what?
>Und indem er diesen US-Interessen Folge leistet
>(natürlich gezwungenermaßen, wegen der
>Geheimverträge), verrät Kanther eben deutsche
>Interessen.
>Tolle Sache. Ausgerechnet Kanther, der
>reaktionärste, deutschnationalste Minister im
>Kabinett Kohl als Landesverräter.
Ich wuerde auch gerne mal wissen, *warum* nicht nur deutsche
Kabinettsmitglieder, sondern auch Politiker aus ganz Europa
(scheinbar?) eigenen Interessen zuwiderhandeln. Die pseudo-
juristische Diktion "Landesverraeter" gefaellt mir auch nicht.
Aber man versteht ungefaehr, was gemeint sein koennte.
>Es ist ein offenes Geheimnis, daß im Zeitalter des globalen
>Standorte-Kampfes nationale Geheimdienste für
>die nationale Industrie aktiv werden.
Schoen. Siehe oben. Und warum ist es dann "abenteuerlich",
daraus weitere Schluesse ziehen zu wollen?
>Ansonsten halte ich sie aber, bis mir jemand
>den Geheimvertrag auf den Tisch legt, für
>frei erfunden.
Gut, warten wir es ab.
>Mehr noch: diese Räuberpistole bringt keinen
>Erkenntnisgewinn -- denn Kanthers Wunsch,
>Kryptotechnik zu verbieten, erklärt sich ohne
>jedes Fragezeichen durch seinen sattsam
>bekannten Überwachungswahn.
Nee, Boris. Das nun gerade nicht. Wenn es so einfach waere, koennte
man geradezu beruhigt sein und sich weiter den Frust ueber die
CDU/CSU in sich hineinfressen. Das Beunruhigende ist aber, dass sich
sog. "Sicherheitspolitiker" u.a. in *allen Industrielaendern* bemuessigt
sehen, fuer eine Einschraenkung der Kryptierfreiheit Propaganda zu
machen. Die Kryptodebatte ist weder ein Produkt der besonderen
deutschen Geschichte des XX. Jahrhunderts noch ein Ausfluss
spezifischer Wahnvorstellungen des Herrn Bundesinnenministers. Und es
gibt eine nicht zu uebersehende Diskrepanz zwischen den inhaltlich
ueberaus mageren sachlichen Argumenten zugunsten einer Einschraenkung
der Kryptierfreiheit einerseits und dem unbeugsamen und ungebremsten
missionarischen Eifer der sog. "Sicherheitskreise" in allen
G7-Laendern und darueber hinaus andererseits. Diese Diskrepanz ist
erklaerungsbeduerftig. Man muss nicht mit den angebotenen
Erklaerungsmustern des CCC einverstanden sein. Dann sollte man
aber weiter darueber nachdenken, was sich hinter der Fassade abspielt.
Die erste "offizielle" Bestaetigung der Existenz von ECHELON macht
klar, dass hier sehr wohl ein weitreichender Erkenntnisgewinn winkt.
http://www.heise.de/newsticker/data/ae-09.01.98-000/