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Re: Artikel: Gefangen im Internet



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> >Mein Provider hat z.B. die Newsgruppen fj.* (Japanisch) bisher nicht im
> >Angebot gehabt.  Ob er sie fuer mich uebernimmt, ist seine Entscheidung.
> >Er entscheidet und verantwortet.  fj.* ebenso wie de.porno.kinder.*
> 
> Falsch. Du bist dafuer verantwortlich, was Du Dir bestellst. Dein
> Provider stellt Dir den Zugang zum Netz bereit. Ob Du nun Gruppen
> von seinem Newsserver ziehst, oder von einem voellig anderen Server
> irgendwo im Netz, da hat Dein Provider kaum einen direkten Einfluss
> drauf. 

Immerhin gibt es offenbar einen Bereich, in dem der Provider Einfluss
hat, naemlich den eigenen Server.  Geht es bei dem Muenchener Prozess
nicht gerade um diesen Bereich, naemlich den Compuserve-eigenen
Newsserver? 
 
> Ausserdem, was ist eine jugendgefaehrdende Gruppe? Der Name einer Gruppe
> ist _kein_ Nachweis ...

Immerhin ein Anhaltspunkt.  Newsgruppen haben ja auch jetzt ihre FAQs,
Richtlinien und gewuenschten Themenbereiche.  Der Name spiegelt das
wieder.  Bisher sind die Regeln des Internet so ausgelegt, dass man
allerlei Unfug treiben kann, ohne das verantworten zu muessen.  Zwar ist
dieser Unfug meist nicht so schlimm und folgenreich, wie die
Angstpropaganda unwissender Politiker es suggeriert, aber das
grundaetzliche Problem besteht: die Verfassung des Internet kommt in
Konflikt mit den Anspruechen von Staaten und leidet gleichzeitig an
inneren Konflikten (Spam:  vielleicht auch der Konflikt zwischen der
urspruenglichen Verfassung und der Kommerzialisierungswelle). 
  
> Und dass eine Vorzensur durch den Provider _unmoeglich_ ist, sollte wohl
> unbestritten sein (incl. solcher Lachnummernprogramme, die pornograph.
> Bilder automatisch 'erkennen' wollen, usw.). Also _kann_ fuer einen evtl.
> kritischen Inhalt nur der Urheber des inhalts verantwortlich sein.

Immerhin eine Zensur des eigenen Newsservers duerfte moeglich sein.
 
> Ausserdem wurde hier bereits richtig angemerkt, dass der Provider nicht
> die elterliche Funktion zu uebernehmen hat, schliesslich sind seine
> Vertragspartner nur voll rechtsfaehige Personen.

Der Provider hat sicherlich nicht furchtbar viele Funktionen zu
uebernehmen.   Aber vielleicht auch nicht die des Vorreiters einer
anarchistischen Internet-Verfassung gegen die Ansprueche von immerhin
einigermassen demokratisch legitimierten Staatsverfassungen?
 
> Hardliner sind fuer sachlich richtige Argumente (wie z.B. ganz oben)
> eh nicht zugaenglich. Im Zweifelsfall wird ein publicity-faehiges
> Feindbild, ungeachtet der tatsaechlichen Verhaeltnisse, konstruiert.

Ich kenne keine Hardliner persoenlich.  Ich habe jetzt einmal den
Advocatus Diaboli gespielt und stelle nach wie vor erstaunt fest,
dass ich ganz gute Argumente in der Hand zu haben scheine.
 
> Um es klar zu sagen, man kann sich durch Kooperation an der falschen
> Stelle um Kopf und Kragen bringen.

Ich kann nachvollziehen, dass unter den Providern und FITUG-Leuten bereits
ein fester Konsens besteht, und dass man seinen politischen Zielen
schadet, wenn man an diesem Konsens herumruettelt.  Meinst du das?

- --
Hartmut Pilch <phm@a2e.de>
a2e Ostasien-Sprachendienste Pilch, Wang & Co 
http://www.a2e.de/oas/, Tel +49891278960-8


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