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Re: [FYI] terre des hommes e.V. als Hubbert-Fanclub?



On Tue, 16 Jun 1998, Melanie Angele wrote:

> Nachdem Andreas noch darauf hingewiesen hat, dass der Richter das
> Verfahren
> an die naechste Instanz haette weitergeben koennen (Antrag der
> Verteidigung), gibt es keinen Grund mehr fuer das Urteil. 

Der Mann ist entweder ein Gesinnungstaeter oder er wollte beruehmt 
werden. Vielleicht wollte er sich auch fuer hoehere Aufgaben empfehlen. 
In gewissen Kreisen kommt so ein Urteil sicher gut an.

> Oh ja - erinnerst Du Dich noch an die Proteste wegen der
> Buergererfassung
> oder wie das Ding da hiess '87 ?

Sehr gut. Im Vergleich zu heute war das damals ja alles ziemlich harmlos 
und hatte auch noch einen sinnvollen, nachvollziehbaren Grund. Jetzt 
schlaeft die Oeffentlichkeit... :-(#

> Und heute geht die maennliche Bevoelkerung und laesst sich genetisch
> registrieren, damit man Sexualstraftaeter leichter finden kann. Dabei
> ist
> die Anzahl an Sexualdelikten an Kindern sogar leicht gesunken (es wird
> aber 
> mehr drueber geschrieben). 

Im Verhaeltnis zu den Siebziger Jahren sind Sexualmorde an Kindern stark 
gesunken. Es gibt aber immer mehr Medien, die irgendwelche Themen 
brauchen. Die Anzahl der (fuer viele Menschen, nicht unbedingt fuer mich) 
interessanten Fussballspiele ist auch relativ konstant geblieben, die 
Berichterstattung vor allem im Privatfernsehen hat sich vervielfacht. 
Genauso ist es  mit Straftaten, die werden auch so ausgewalzt, dass 
mittlerweile Kinder panische Angst vor Sexualmoerdern haben. Da wird 
wirklich eine Hysterie geschuert. Es kennt mittlerweile jeder einen, 
der einen kennt, der Opfer einer Straftat wurde. Dadurch schreien immer 
mehr Buerger nach mehr Sicherheit und haerteren Strafen. Einige 
konservative Juristen wie Scholz wollen mittlerweile sogar ein 
"Menschenrecht auf Sicherheit" festlegen. 

> Meine persoenliche Meinung dazu ist zwiespaeltig - auf der einen Seite
> ist es prima, wenn man mit Hilfe genetischer Fingerabdruecke
> Sexualtaeter
> schnell finden kann, auf der anderen Seite vertraue ich den Leuten, die
> diese Informationen besitzen nicht besonders (und vor allem nicht den
> Sicherheitsmassnahmen, die eingesetzt werden, um diese Daten
> geheimzuhalten).

Das ist alles sehr mehrschneidig. Natuerlich ist die Bekaempfung von 
Straftaten, auch deren Verhinderung, etwas sehr positives. Andererseits 
schraenken Fahndungsmoeglichkeiten aller Art auch die persoenliche 
Freiheit immer mehr ein. Ich will als gesetzestreuer Buerger vom Staat 
nicht belaestigt werden, ich will einfach nicht ohne Verdacht 
kontrolliert werden. Ich will vor allem nicht dem Staat meine Unschuld 
nachweisen muessen. Und das war der Riesenskandal bei diesem 
Massen-Gentest: Die Leute sollten alle nachweisen, dass sie unschuldig 
sind. Die meisten "hatten natuerlich nichts zu verbergen", ausserdem ist 
in einer solchen Situation der soziale Druck enorm. Die Aufhebung der
Unschuldsvermutung ist fuer mich der Untergang des Rechtstaats.

Fuer mich ist der Starke Staat viel besorgniserregender als die 
derzeitige Kriminalitaet, lieber  ein bisschen mehr Freiheit als zuviel 
Sicherheit durch Ueberwachung.
Zum einen stehe ich einem zu neugierigen Staat misstrauisch gegenueber, 
bestehe z.B. auf einer klaren Trennung zwischen Polizei und 
Nachrichtendiensten. (Was GeStaPo bedeutet, wissen wir zu gut... :-((((#
Zum anderen befuerchte ich, wie Du, einen Missbrauch der staatlichen 
Ueberwachungsmechanismen nicht nur durch Kriminelle. Es haben z.B. Beamte 
Daten aus dem SIS-Computer an Verbrecher verkauft. Gerade im vereinigten 
Europa wird mir schlecht, wenn ich daran denke, wie total verkommen und 
korrupt manche Behoerdenapparate sind. Und dass Beamte des Mittleren und 
Gehobenen Dienstes nicht unbedingt Spezialisten fuer Computersicherheit 
sind, das weiss jeder, der mit diesem Thema zu tun hat...

> Und der Handel mit Informationen im Internet blueht ...

Das ist nur die Spitze des Eisbergs.
 
> > Behoerde wie das  BKA eine echte Bedrohung durch die OK nicht erkennen
> > kann, solche Kleinigkeiten stoeren niemand in der Regierung. Hauptsache,
> > es redet keiner mehr von den Arbeitslosen.
> JA, das ist ein echtes Problem. Und so frustrierend, weil man sich
> immer nicht vorstellen kann, dass Leute sowas absichtlich tun koennten.

Du hast Dir Dein positives Menschenbild bewahrt. Frueher hat man sogar 
Kriege gefuehrt, um Menschen abzulenken von den echten Problemen oder um 
im eigenen Land Unterdrueckungsmassnahmen einleiten zu koennen. In 
einigen Laendern ist das immer noch ueblich, da musst Du nur die 
Nachrichten ansehen. 
Die politische Auseinandersetzung wird heute nicht mehr mit Tatsachen 
gefuehrt, sondern man versucht, das Volk zu manipulieren. Ach, was 
schreibe ich, "heute"? Das ist doch uralt: "Brot und Spiele" hiess es bei 
den Roemern. Und manchmal ein kleiner Krieg...

Rudi