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AP: "mit Bankvorstaenden einfacher ueber Linux reden als mit Gewerkschaftsbonzen"
- To: debate@fitug.de
- Subject: AP: "mit Bankvorstaenden einfacher ueber Linux reden als mit Gewerkschaftsbonzen"
- From: wau@ccc.de (Wau Holland)
- Date: Thu, 18 Jun 1998 16:28:09 +0200
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- Sender: owner-debate@fitug.de
Naja, "hierarchen" war nur schoengeschrieben ;-)
Anderes fehlt mir.
wau
---schnippp---
Berliner Tagesspiegel, 17.06.1998
Die Linke steht mit dem Rücken zum Netz
Sorge vor Abbau von sozialen Rechten /
"Frankfurter Erklärung" zur
Informationsgesellschaft
VON PETER ZSCHUNKE (AP)
Die traditionelle Linke steht den neuen Computernetzen
bislang eher reserviert gegenüber. Nun wollten sich
rund 300 Sozialdemokraten, Grüne und
Gewerkschafter auf einem Kongreß, der vom 12. bis
13. Juni in Frankfurt am Main stattfand, offen den
"Machtfragen der Informationsgesellschaft" stellen.
Doch in der zum Abschluß vorgelegten "Frankfurter
Erklärung" überwiegen die konservativen Forderungen
nach Erhaltung von sozialen Errungenschaften in einer
durch die neue Technik veränderten Welt.
"Das Internet ist eine Rationalisierungsmaßnahme",
sagte der Bundestagsabgeordnete Manuel Kiper,
Vertreter der Grünen auf der abschließenden
Podiumsdiskussion im Hörsaal VI der
Goethe-Universität. "Wenn wir das fördern,
beschleunigen wir die Rationalisierung." Neue Formen
der Arbeit wie Telearbeit oder virtuelle Unternehmen
erforderten "einen geregelten Rahmen mit neuen
sozialen Mindeststandards", heißt es in der
Abschlußerklärung der zweitägigen Veranstaltung. Den
neuen "atypischen Arbeitsformen" wird die Forderung
nach Sicherung von "stabilen,
sozialversicherungspflichtigen und existenzsichernden
Arbeitsplätzen" entgegengesetzt.
Es seien aber nicht die Veränderungen im Arbeitsleben
und die technische Entwicklung, die den Sozialstaat in
Frage stellten, erklärte die Vorsitzende der
Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen
(HBV), Margret Mönig-Raane. Vielmehr nutzten "die
neoliberalen Deregulierer den Umbruch, um breite
Schneisen für sozial ungeschützte und schlecht
bezahlte Arbeitsverhältnisse in bisher gesicherte,
funktionierende Arbeitsbereiche zu schlagen". Kritik
an der Haltung der Gewerkschaften kam nur vom
Hamburger Chaos Computer Club (CCC), dessen
Vertreter Wau Holland zu "einer Ehrenrettung der
CDU" ansetzte, die schon frühzeitig sehr viel offener
mit der neuen Technik umgegangen sei. Auch könne
man sich "inzwischen mit Bankvorständen einfacher
über freie Software wie Linux unterhalten als mit
Gewerkschaftshierarchen", monierte Holland. Dabei
sei der Umgang mit dem Internet eine Kulturtechnik
geworden, die jeder Erstklässler lernen müsse. Doch
der Bremer Wissenschaftler Herbert Kubicek, Mitglied
der Enquetekommission des Bundestags zur
Informationsgesellschaft, kritisierte in seiner Bilanz zur
Medienpolitik der "Ära Kohl", daß Deutschland auf
dem Weg in die Informationsgesellschaft hinter den
USA zurückgeblieben sei. Frühere Prognosen einer
rasanten Zunahme der Online-Anschlüsse in
Deutschland hätten sich nicht erfüllt.
Allein durch die Abschaffung staatlicher Regelungen
wie bei der Liberalisierung des
Telekommunikationsmarkts entstehe noch kein
Massenbedarf nach Nutzung der neuen Online-Medien.
Wenn jetzt die EU nationale Förderprogramme für den
Zugang zum Internet empfehle, so "wäre es eine
schöne Aufgabe für eine neue Bundesregierung, diesen
Ball aufzunehmen", sagte der Professor für
Angewandte Informatik in seinem Vortrag.
Die Forderung nach einem "Zugang für alle", in
Frankfurt am entschiedensten von dem
SPD-Bundestagsabgeordneten Jörg Tauss vertreten,
zog bei manchen Kongreßteilnehmern den Verdacht
auf sich, es gehe dabei nur um die Erschließung neuer
kapitalistischer Märkte für den Vertriebskanal Internet.
Tauss jedoch träumt von einer "Bürgernetzbewegung",
die von unten wächst und neue Chancen für mehr
aktive Beteiligung in der Demokratie mit sich bringt.
Dazu gehört dann auch eine größere Offenheit von
Politik und Verwaltung.
Dem Bundestagsabgeordneten schwebt dabei ein
umfassendes Stadtinformationssystem vor Augen, wie
es zurzeit auch in Berlin Gestalt annimmt. "Meine
Einkommensteuererklärung finden Sie im Internet",
sagt Tauss den Anwesenden. "Das ist für mich eine
Vorstufe für mehr Transparenz in der Politik."
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"Bibliotheken", "Buechereien" - Waehle jeder, wie's gefaellt;
Diese rufen Dich zur Heimat, jene zeigen Dir die Welt.
"Buechereien", "Bibliotheken" - Schlichte niemals diesen Streit;
Dieser will die Welt umspannen, Jenem ist sie viel zu weit. AvH 1924