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Re: [FYI] terre des hommes e.V. als Hubbert-Fanclub?



Holger Veit zum Datenschutz, dessen Sinn ich anzweifelte:

> > Datenschutz schafft einer kleinen eingeweihten Gruppe Herrschaftsmittel.
> > Der Film "The Net" zeigt das besonders eindrucksvoll.
> > Warum soll nicht jeder gewisse Dinge ueber jeden wissen duerfen?
> > Ich sehe da vor allem fantasieloses Festhalten an naturrechtlich
> > unbegruendeten, nur auf Zufaellen der Technikgeschichte beruhenden
> > informationellen Besitzstaenden.
> 
> Prima. Dann verstehe ich dich also richtig. Alle Information soll frei sein,

"Alle Information" heisst hier all die Information, die in Behoerden unter
Aufsicht von Datenschutzbeauftragten (angeblich) unter Verschluss gehalten
wird. 

> z.B. aber nicht ausschliesslich:
> - sexuelle Vorlieben und Probleme (kriegt keinen mehr hoch; die Story von
>   den 1000 Frauen war uebertrieben, es waren nur drei, naemlich: (Namen) )?

Welche Behoerde verwahrt solche Daten?

> - Pronos schon Kindern im Kindergarten zugaenglich machen, damit die lieben
>   Kleinen dann nicht beim "ersten Mal" den Schock fuers Leben bekommen?

Welche Behoerde zwingt mich, private Sexfilme abzuliefern und verwahren zu
lassen?   Woher kommen die kinderpaedagogischen Annahmen?

> - Falschinformationen duerfen uneingeschraenkt, bis zur richterlichen
>   Untersagung verbreitet werden, etwa dass Du kleine Kinder zu Mittag frisst
>   und mit der Fahrradkette alte Omas im Park erschlaegst?

Welche Behoerde sammelt solche Falschinformationen?  Ehrenschutz ist ein
anderes Thema, aber ich neige tatsaechlich auch hier zu der Ansicht, dass
da einiges gelockert werden koennte.  Bedenklich ist nicht die Verbreitung
der Falschinformation sondern ungleicher Zugang zu den Verbreitungsmedien. 
Wenn der Bezichtigte Gelegenheit zur Gegendarstellung hat und diese
Gegendarstellung (z.B. durch einen Link in einer bezichtigenden Webseite)
jedem zugaenglich gemacht wird, der sich mit dem Fall befasst, kann ein
Gleichgewicht entstehen.  Letztlich verliert ja der Bezichtiger seine
Glaubwuerdigkeit.  Ich verstehe es als eine Buergerpflicht, solche
Verleumdereien durchzustehen.  Oeffentliche Auseinandersetzung ist ein
Beitrag zum oeffentlichen Leben und das jetzige StGB beguenstigt den
Spiesser, der jeglichen ueber den Dienst nach Vorschrift hinausgehenden
Beitrag ablehnt und meint, Vater Staat muesste ihnen die
Auseinandersetzung vom Hals halten.
 
> Oder wo ist die Grenze bei "gewissen Dingen"? Es darf jeder wissen, was
> ich verdiene, aber nicht, was ich mir dafuer gekauft habe, oder darf man das
> auch bekannt machen, oder vielleicht nur, dass ich bei Aldi eine Dose
> Bohnen gekauft habe, aber schon nicht mehr, dass ich auf der Reeperbahn
> ein paar hundert Mark..., oder vielleicht gerade das, weil die Dose Bohnen
> niemanden interessiert?

Von unseren jetzigen Gewohnheiten aus betrachtet ist das eine
erschreckende Vorstellung.  Gesamtgesellschaftlich gesehen koennte es aber
der bessere Weg sein.  Ich glaube aber nicht, dass die Reeperbahnlokale
ihre Daten ohne weiteres bekanntgeben wuerden.  Ich wuenschte sie
wuerden es, denn das wuerde ihr Geschaeft ruinieren.

Der Souveraen jedes Staates, auch des demokratischen, neigt immer dazu,
sich das Privileg der Verantwortungslosigkeit einzuraeumen.  Bei uns sieht
das so aus, dass Staatsdiener jede Verleumdung hinnehmen muessen und
kaum ein Privatleben haben, waehrend der Souveraen, das Volk, meint,
inkognito alles moegliche zu tun und von den laestigen Folgen des
Bekanntwerdens solcher Handlungen durch Justiz und Polizei geschuetzt
zu werden sei sein Grundrecht.  

Monarchie kann zur Tyrannis werden, Demokratie zur Ochlokratie.  Auf der
Fitug-Liste, wie ueberall sonstwo bei uns, ist das Wertesystem der
Ochlokratie geradezu heilig.

--
Hartmut Pilch <phm@a2e.de>
a2e Ostasien-Sprachendienste Pilch, Wang & Co 
http://www.a2e.de/oas/, Tel +49891278960-8