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Von S/W-Quallitaet zur Farbe (was: Re: An den Vorstand des CCC e.V.)



toje:
>Markus Fleck wrote:
>>Olaf Boos wrote:
>>> Kipo bekaempft man, indem man die Hersteller der KiPos fasst.
>>Nein - indem man die Verbreitung verhindert.
>
>Indem man _beides_ tut. Können Leute, die mit Computern umgehen,
>irgendwann eigentlich nur noch binär denken? Dann sollte ich mir das
>nochmal stark überlegen...

Es ist interessant im Rueckblick, dass die ISO die Normung der
viel wichtigeren Shannon-Einheit anstelle des Bit abgelehnt hat.
Ich will nicht sagen, dass ISO-Glaeubigkeit die Ursache fuer die
Binaer-Betrachtung ist, aber ein Beitrag dazu.

Den Begriff "Schwarzweissdenke" oder eine kultiviertere
Langfassung gab es IMHO bereits vor dem Computer.
Warum Computerabstinenz das falsche ist, versuche ich zu begruenden.

Kurzfassung:
Der Computer ist ein Universalwerkzeug wie das  Rad.
Man kann naeherungsweise alles damit machen.
Derzeit ist die gekrueckte Abbildbarkeit von Grundmustern
des Insektenlebens  moeglich. Der technische Fortschritt
geht weiter und ermoeglicht noch komplexere Muster.
Wenn man sich  dem Knoepfchendrueckerdasein verweigert
und intelligente Anwendungen, die es nicht gibt, sucht oder
baut, kann man die Binaerdenke der Maschine umgehen.
Schliesslich ist auch der Hammer ein binaeres Werkzeug.
Und doch ist er geeignet, aus einem Verkehrsschild eine
Satellitenschuessel zu machen.

Langfassung:
Die allgegenwaertige Uhr ist die Urform des Computers.
Bio-logisch ist es das Zucken. Froschschenkeldesign.

Die Erfindung der mechanischen Uhr war revolutionaer und nicht
umsonst waren viele Schweizer Uhrmacher Anarchisten. Denn
sie haben gruendlich nachgedacht, was die Uhr eigentlich bewirkt.
Ein Besuch im Koenigshaus in Madrid zeigt Uhren in jedem Zimmer.
Jede hat einen katholischen Zusatzzeiger fuer den Wochentag.

Der Takt der Galeerentrommler ist kulturell einfacher gestrickt.
Die musikalische Erfindung von JS Bach, mit der er - so Clinton
woertlich in Eisenach - den Klerus "geaergert" hat, ist eigentlich
die Einfuehrung eines Zeitfehlers in die Musik. Jazzer lieben das.

Die Informationsuebertragung durch Taktfehler findet sich
in der Sprache der Diplomatie.
Denn auch dort kommt es auf den Takt an.

Moik ist der Galeerendirigent der TV-Zeit und deshalb ist
Jodeln in detebe verboten.
Damals waren die Galeerensklaven Kuenstler, denn ein
Schiff mit sovielen Rudern war ein extrem zerbrechliches
Gebilde. Ein taktloser Trottel und alles putt.
Heute wird der Mutantenstadl elektrisch zentral getaktet.

Ebenso binaer ist die Quarz-Taktung am Computer. Erst in der CPU
wird sie zur Musik des Antriebs. Die ersten Architekturen gehorchten
dem Galeeren-Modell.
Man koennte den Streit zwischen CISC und RISC zusammenfassen,
dass ein Jazzverbot am Ruder zwar einzusehen ist, aber fuer den
Koch in der Kombuese beim Pfannkuchenwenden ist das daneben.
Der ist mit Jazz besser bedient, damit er sie auch noch bei hohem
Wellengang auffangen kann.

Jazz-Architekturen sind komplexer als Moiksches Design oder
Kathedralenmusik. Jazz ist digital, Moik binaer.

Wir leben gerade eben im Binaerzeitalter und nicht im Digitalzeitalter.
Das Internet wird diese Grenze aufreissen.
 Mein Bild von der "Quallitaet" des Netzes beinhaltet als Beobachtung
und Ziel, dass Trampelpfade des Wissens entstehen, die weitere gehen.
Nervenbahnenbau.

Konkreter:
Knoten mit guten Linklisten.
Stichwortsammlungen zu Suchlisten.
Der Gruppenthesaurus.
Hier betrachte ich detebe als interessantes Experiment.
Der Thesaurusbau dort ist spannend.

Was mir fehlt, ist ein Werkzeug zur  besseren "Verklickerung".
Ich will - bei Wahrung der Unterschiede - die Stufen niederreissen
zwischen Mail, ML wie hier, Artikeln in den News und WWW.
Ich will Endlostexte  so schreiben koennen,  dass sie skalierbar
klickbar sind im Sinne der Verklickerung.

Wollt ihr die totale Verklickerung, jedes Wort ein Link?
Umschaltbare Klicklevel waere besser. Der Hebel fehlt.

Es gibt eine Website, da steht dran, dass sie mit EDIT.COM
gemacht wurde. Ansonsten ist die Website M$-kritisch.

Ich habe die Website gesehen und mich sofort verliebt.
Ich war ueberrascht, weil mir das noch nie passiert ist.
Der Antrag, diese zu spiegeln beim/mit CCC,
fand leider nur Unterstuetzer, aber keine Mehrheit.
"Wozu" war die Frage.  Einige haben gesagt, wozu.
Sie wurden nicht verstanden.

Schaut euch http://fravia.org an.
Das ist ein Stueck vom Werkzeugkasten der Welt.
Nicht nur Privacyseiten sind gut gemacht.
Die Schraubenzieher dort sind beschriftet mit "nimm mich"
und nicht mit der BSA-Gefaengnismauer des "where do you
want to go today" auf den Anzeigen fuer Ablasszettel 98.

Freunde im CCC betrachten mich ein Stueck weit als Ratter
am Netz, der jetzt das erstemal "full  IP" hat -  was ich
Mai 97 als sig hatte. Kris hat den IP-Paradigmenwechsel
formell formuliert. Informell heisst das fuer mich:
Bitbahnen schaffen im Netz als Findewege.
Das kann jeder, ohne sich allzuviel Kapazitaet auf seine
Kiste zu ziehen. Kommentierte Linklisten und Verweise
auf Menschen, die Interessen nicht nur haben, sondern
darueber nachdenken, welche sie pflegen.

Wenn das gelingt, werden die Verfolger der Spuren
ein Stueck weit die Binaerdenke ueberwinden koennen.
Fuer die einen wird die Welt dann grau statt S/W.
Fuer die anderen bunt.

Die Qualle kann schon mehr als der lichtempfindliche
Fleck des Einzellers. Aber mit Farb-TV und Fernbedienung
kann sie im Unterschied zum Affen nix anfangen.

Weitermachen.
wau

--
Der Idee der freien Meinungsaeusserung beruht eben darauf, dass es keine
Instanz gibt, die entscheidet welche Gedanken es wert sind und welche
nicht, der Allgemeinheit zugaenglich gemacht zu werden.
Schon gar nicht eine Instanz, die sich selbst dazu beruft.   Olaf Brinkmann