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Re: Es ist kein Kindernet (Meinungsfreiheit)



> 
> Hi,
> 
> On Fri, Jun 26, 1998 at 02:41:54PM +0200, Holger Veit wrote:
> > Sagen wir es so: die Schere zwischen denen, die damit umgehen koennen und
> > denen, die nicht (und die entsprechend ihre Kinder erziehen koennen), klafft
> > immer weiter auseinander.
> 
> Ich verstehe nicht warum das so ist. Das hat ueber Generationen hinweg
> funktioniert. Warum soll das ploetzlich nicht mehr moeglich sein? Zumal
> Erwachsene doch nun wirklich in unserer heutigen Zeit deutlich mehr
> Info-Moeglichkeiten haben, als unsere Urgrosseltern.

Es ist IMHO nur begrenzt eine Frage der Informationsmoeglichkeiten. Was sich
gesellschaftlich beobachten laesst, sind eine Reihe von Veraenderungen:
- der Trend zu mehr Individualitaet: mehr als 30% der Haushalte sind mittler-
  weile Single-Haushalte; die statistische Familie hat nur ein Kind;
  noch vor wenigen Jahrzehnten lebten mehrere Generationen unter einem Dach,
  wobei sich Eltern und Grosseltern bei der Kinderbetreuung abwechseln konnten
- wesentlich mehr Frauen, die frueher in der Kindererziehung und im Haushalt
  taetig waren, sind heute berufstaetig
- es gibt heute wesentlich mehr Moeglichkeiten, seine freie Zeit zu verbringen;
  das Kind konkurriert dabei mit Sport, Fitness, Urlaub, etc.
- der gesellschaftliche Konsens (etwa: Solidargemeinschaft) ist den Bach
  runtergegangen

Man koennte folgern, dass dies *gerade* eine Folge der heutigen, verbesserten
Info-Moeglichkeiten ist (Reizueberflutung), wodurch es wesentlich angenehmer
als frueher erscheint, ein Kind vormittags in die Schule und nachmittags
an den Fernseher oder das Internet abzuschieben. Ein Kind besitzt nicht mehr
den gesellschaftlichen Wert, ein Nachkomme oder Versorger der Familie
zu sein. Vielmehr stellt es in der Ueberflussgesellschaft nur mehr eine
lebende Ware dar, die man recht leicht erhalten kann, aber nicht mehr wie
einen Gebrauchtwagen abstossen kann, wenn der Reiz des Neuen verblasst ist.

Ich weiss, dass ich da extrem zynisch denke, und dass es natuerlich Eltern
gibt, die ihre Kinder lieben und alles fuer sie tun wuerden, aber dann stellt
sich die Frage, warum es Jugendkriminalitaet, Drogenabhaengigkeit, Kindes-
missbrauch, Scheidungswaisen und andere Phaenomene gibt.


-- 
         Dr.-Ing. Holger Veit             | INTERNET: Holger.Veit"at"gmd.de
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