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Re: Kanzler entzieht sich Erziehungsrecht (was: Re: Es ist kein Kindernet



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Holger zu Hartmut zu wau:
>> >Du willst vermutlich auch Elternrechte dann beschneiden, wenn es
um
>> >die Erzwingung "aufgeklaerter" antiautoritaerer Erziehung geht,
wie
>> >das in Skandinavien schon Gesetz ist.
>>
>> Tendenziell Ja.
>> Der saekulaere Staat in Frankreich verbietet das Tragen von
>> Schleiern in der Schule. Zumindest das will ich auch in der BRD.
>
>Der naechste konsequente Schritt waere dann die Wiedereinfuehrung von
>Schuluniformen, richtig? Denn: ein Schleier ist ein Ausdruck einer
bestimmten
>religioesen Denkrichtung; ...

Das Schleierverbot ist erstens notwendig zur Gewaehrleistung des
Rechts
auf freien Blick. Die Behinderung der freien Sicht ist ein
Kulturverbrechen.
Gerade fortpflanzungfaehige Wesen brauchen klare Sicht.

Schleier behindern Blicke in beiden Richtungen.
In der Evolution als Maennchen mitspielende Zufallsfaktoren haben die
kulturelle
Aufgabe, ihre koerpereigene Drogenproduktion, Sex betreffend, so zu
managen,
dass sie keine Belaestigung, sondern eine Bereicherung in der Natur
darstellen.
Ich meine, es geht ab Evolutionsstufe Einzeller ohne Schleier.

Wenn die oberste Frau des Iran die Erklimmbarkeit dieser Kulturstufe
offener
Kommunikation zwischen den Geschlechtern verschweigt und fuer die
Propaganda der Sichtbehinderung eine halbe Seite Welt am Sonntag ohne
ein
einziges Gegenargument bekommt, bezeichnet das das Kulturniveau der
WAMS.

Auf der Ebene der ideologischen Buendnispartner versteht sich diese
Frau mit
den gesellschaftlich  konservativen Kraeften, die Waffenrecht fuer
alle fordern.
Das Recht, Waffen zu tragen gegen die Fuersten, war ein Fortschritt.
Dressed
to kill samt Atombombe im Rucksack fuer jeden Erdenbuerger ist ein
Rueckschritt.

>religioesen Denkrichtung; das Tragen von Chevignon-Jacken ein
Ausdruck von
>einer bestimmten Konsumeinstellung. Wollen wir freie
Meinungsaeusserung
>und Toleranz auch im Hinblick auf religioese Themen, oder nicht?

Zur Toleranz gehoert das Recht auf freie Sicht.
Das Ungleichgewicht Arm-Reich ist ein anderes Thema.
Nicht vermischen bitte.
Das Recht auf freie Sicht schuetzt Kinder vor engstirnigen Eltern.
Zum Elternrecht auf Schutz der Toechter vor durchgeknalllten Maennchen
gehoert Aufklaerung und die Pflicht der Gesellschaft zum Schutz.
Positive soziale Ideen sind da immer willkommen.

>> Im positiven Sinne eines Brunner im Schockwellenreiter
>> ist es auf das Netz weitergedacht das "Offene Ohr".
>>
>> Konkretes Beispiel: ich habe in de.org.ccc dazu aufgerufen,
>> nach Amtsinterna zu suchen, die sich in den WORD98-Dokumenten
>> finden. Denn WORD98 fuegt "zufaellige" Sequenzen aus Festplatte und
>> Hauptspeicher ein und es gibt verdammt viele Amtsgeister als
>> Amtsleiter, die das nicht begreifen und WWW-Dokumente in
>> einem eigenthuemlichen Format als .DOC ins Netz stellen.
>
>Das demonstriert lediglich, dass die Personen, welche mit Daten
umgehen,
>dazu unfaehig sind, die Besonderheiten ihrer Aufgabe und ihrer
>Verantwortung zu begreifen. Frage irgendeinen von dieser Generation,
die
>geistig vermutlich noch nicht mal die elektrische Schreibmaschine
>(Carbonband und Kohlepapier!) verstanden und verarbeitet haben, nach
dieser
>Besonderheit, und Du wirst Ignoranz oder gar Gleichgueltigkeit
feststellen.

Ich bezog mich auf Hartmut und dessen kulturpessimistische Ansage von
der Herrschaft des Poebels, die die literarischen Salons kaputt
schlagen.
Um das zu vermeiden, wollte er irgendwas verbieten und ausgerechnet
Beamten das Pruefungs- und Untersuchungswesen anvertrauen.
Verbieten hat keinen Zweck und Beamte koennen nur bedingt pruefen.

Genau deshalb bin ich fuer den Bildungszwang.
Luther brachte uns das Lesen als Pflichtfach.
Die deutschen Kaiser brachten uns immerhin Pflichtbildung
fuer Beamte: Sie hatten das Intelligenzblaettchen zu abonnieren.
Im Prinzip war das eine gute Sache.
Probleme im Zusammenhang mit der Pressfreiheit lasse ich hier weg.
Die Mindestbildungspflicht hat IMHO nicht jeder Behoerdenleiter
erfuellt.

     "Dass aber ein Publikum sich selbst aufklaere, ist eher moeglich;
     ja es ist,  wenn man ihm nur Freiheit laesst, beinahe
unausbleiblich."

Soweit Kant ueber Aufklaerung. Berlinische Monatsschrift 1784.
Dank Schweizern Online auf http://www.netzhaus.ch/kantcd/aufklaer.htm

Ich haette zu gerne erlebt, was Kant wohl gesagt haette, wenn er das
Internet geahnt haette mit den Moeglichkeiten, Kommentare zu Ideen
zu verlinken, saemtliche textkritischen Ausgaben und Querverweise.
Eine englische Version liegt einen Mausklick weiter bei der
chinesischen
Uni in Hongkong.

Ein Haus- und Hofphilosoph des CCC Berlin - uebrigens ein durchaus
praktischer Mensch, er hat in den Clubraeumen das Klo gekachelt -
sagte mir ueber Linux:
"Erst wer die wahre Freiheit gesehen hat -  zB mit vier Betriebs-
systembefehlen eine komplette Rechtschreibkontrolle transparent
durchzufuehren - lernt ein offenes Betriebssystem schaetzen".

John F. Kennedy stellte die kluge Frage" wenn ihr schon herausgefunden
habt, was ein Bit ist, dann sagt mir bitte, wieviel  Bits in der
Kongress-
bibliothek stecken?" Die Antwort lautete 1963 10 hoch 13  Bits.
Wenn das so  weitergeht, gibts das in etwa 15 Jahren bei Aldi.
Eher schneller.
Es  gibt natuerlich weit kulturpessimistischere Vorstellungen.

Doch wer in seinem Vorrat positiver sozialer Ideen auch sowas wie den
Suchbegriff "Soziale Erfindungen" hat, stellt die klare Anforderung,
positive Ideen zu durchdenken und zu schaffen. Und vorher die bisher
erreichten und gefundenen sozialen Erfindungen zu lehren statt zu
verschweigen, wie es die WAMS tut.

Wurstkaesebetrachter will ich ja garnicht  bremsen.
Die Sicht und Beschreibung von Fehlentwicklungen ist hilfreich.

Aber die Foerderung positiver sozialer Ideen kommt zu kurz.
Das hat auch seine Ursache in der Kulturverschleierung vieler
Medien. Bezogen auf die Produzentenschaft der SZ gibt es
konservative Kulturkritiker, denen das Internet als Teil des
Weltkulturerbes fremd ist, obwohl es bereits jetzt einfach
auf den Schreibtisch gestellt per Knopfdruck benutzbar ist.
Von Erstklaesslern.

Und es ist mehr recherchierbar als nur das SZ-Archiv.
Diese Kulturstufe haben auch Redakteure zu erklimmen.
Die Macht der Verhaeltnisse wird sie dazu bringen :-)
Ggf.  wenden wir sanft foerdernden Zwang an.
Und sie werden nicht nur Kant Online finden, sondern
vieles fuer ihren journalistischen Alttag.

Ausgerechnet good old europe, mit seiner geistigen Tradition,
die fassbar ist (Buecher wurden in Faessern gehandelt) tut sich
schwer, Internet zu begreifen. In den USA stehen jetzt (!) in der
Library of Congress Maschinen, mit denen sich Buecher ohne
sie zu beschaedigen in Bitform zu bringen. Ein Konservator im
Museum voll Angst um seine Schaetze kann die Maschine testen
mit Versuchsbuechern in freier Auswahl und sie bleiben heil.
AFAIK Rank Xerox. Europaeische Kulturbewahranstalten haben
das noch nicht geschnallt.  Die Verzoegerungszeit, bis auch in
good old europe diese Kulturbereitstellungsmaschinerie gekauft
und installiert wird, laesst sich mit Uhr und Kalender messen.
Das ist ein Gesichtspunkt zur Kulturentwicklung bei der
Uebernahme sozialer Erfindungen.
Europa liegt derzeit ziemlich weit hinten.

Wenn ich mir die bundesdeutsche Parteienlandschaft anschaue,
koennte gut sein, dass die PDS zuerst begreift, wie wichtig
es ist, eigene  Geschichte und Kulturerbe bestmoeglich schnell
zu dokumentieren, frei zugaenglich im Internet, fuer alle.
Das Internet als Krone der Schoepfung des Wissens.

Wann ist die kulturelle Grundversorgung in Form von
Onlineverfuegbarkeit des abendlaendischen freien Kulturerbes
geschehen. Im Rueckblick hat die Regierung versagt und ein
moeglicher Nachfolger erweckt keinen besseren geistigen Eindruck.
Und warum sollte ausgerechnet die Regierung intelligenter sein als
eine
Tageszeitung, wenn es um Verstaendnis des Begriffs Information geht.

HIstorisch ist Stalin ein interessantes Beispiel beim Begriff
Information.
Recht frueh schrieb er einen Text, in dem er anarchistischen
Auffassungen
widersprach, das Kommunistische Manifest sei nur ein fehlerhaftes
Update des Demokratischen Manifests von Considerant.

Stalin legte Wert auf die Erfindungshoehe des Begriffes Klassenkampf
und wirft den frueh formulierten Informationsbegriff - Considerant
nannte im Demokratischen Manifest die drei Kraefte Arbeit, Kapital
und Talente - beiseite.
Ideologische Altlasten, wie auch immer.
Dieses Nichtverstaendnis Stalins gehoert archiviert als Beispiel.

(...)
>Was sich ergeben wird, ist eine Aufspaltung der Gesellschaft in die
>Cleveren und die Dummen, in viel staerkerem Masse als bisher. Das
einzige,
>von dem Du derzeit noch profitierst, ist, dass die Dummheit sich
bislang
>nicht auf den Word98-DAU zuhause beschraenkt, sondern auch auf
Behoerden und
>Firmen erstreckt.

Danke.
Klare Benennung des Problems, gegen das angegangen werden muss.

>> Soviel als weitere Begruendung, warum das Pruefungs- und
>> Untersuchungswesen als "vierte Gewalt" zum einen die volle
>> Meinungsfreiheit braucht und zum andern nicht in staatliche
>> Haende gehoert.
>
>Wer will das Pruefungs- und Untersuchungswesen als unabhaengige
vierte
>Gewalt? Doch sicher nicht diejenigen, welche Gegenstand und Objekt
der
>Pruefung und Untersuchung sind? Das klappt schon bei der
gegenseitigen
>Kontrolle der drei bisherigen Gewalten nicht mehr (Beispiele auf
Anfrage).

Die vier Zeilen gefallen mir, weil sie den Interessenkonflikt
benennen.
Zumindest an der Stelle bemuehe ich mich, Klarheit zu gewinnen.
Ich glaube, dass Wissen vermittelbar ist.
Auch ueber Schleier.
Das der obersten Frau des Iran zu erklaeren, ist nicht trivial.
Mir scheint es jedoch noetig.
Und hierzulande gehoeren zuvoerderst die Zeitungen aufgeklaert.
wau

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"Dass aber ein Publikum sich selbst aufklaere, ist eher moeglich;
ja es ist,  wenn man ihm nur Freiheit laesst, beinahe unausbleiblich."
Kant, Beantwortung der Frage: Was ist Aufklaerung? Berlinische
Monatsschrift 1784. http://www.netzhaus.ch/kantcd/aufklaer.htm