[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]
Privatsender legen sich bei Talkshows Zügel an
- To: "debate@fitug.de" <debate@fitug.de>
- Subject: Privatsender legen sich bei Talkshows Zügel an
- From: "Gunnar Anzinger" <a@gksoft.com>
- Date: Tue, 30 Jun 1998 19:57:52 +0200
- Comment: This message comes from the debate mailing list.
- Priority: Normal
- Reply-To: "Gunnar Anzinger" <a@gksoft.com>
- Sender: owner-debate@fitug.de
Und die (Selbst-)Zensur in den Medien geht weiter...
http://www.yahoo.de/schlagzeilen/980630/kultur/899221920-0899214753-0000000698.html
================================ BEGIN =================================
Privatsender legen sich bei Talkshows Zügel an
Landesmedienanstalten akzeptieren das Vorhaben - Vulgäre Sprache soll
vermeiden werden - Kinder besser schützen
Hamburg (AP) Die privaten Fernsehsender wollen ihre oft mit Sex-und
Gewaltthemen überladenen Nachmittags-Talkshows entschärfen. Die Sender
legten am Dienstag in Hamburg eine freiwillige Selbstbeschränkung vor,
mit der geschmacklose Auswüchse vermieden werden sollen. Die
Landesmedienanstalten stimmten auf einer Konferenz dem Vorhaben zu. In
den letzten Monaten waren die Nachmittags-Talkshows in die Kritik
geraten, weil Sexthemen der geschmacklosesten Art ausgebreitet wurden.
Der freiwillige Verhaltenskodex enthält detaillierte Leitlinien zur
inhaltlichen Ausgestaltung und zur Rolle des Moderators.
Die Selbstbeschränkung gibt dem Moderator mehr Pflichten. Er oder sie
muß darauf achten, daß die Gäste sich nicht danebenbenehmen oder
vulgäre Sprüche klopfen. Falls ein Gast trotzdem weiter "auf grobe
Weise gegen den guten Geschmack" verstößt, sollen seine Äußerungen vor
der Ausstrahlung unverständlich gemacht werden. Außerdem sollen Kinder
und Jugendliche sowohl als Gäste wie auch als Zuschauer besser
geschützt werden. Nachmittags gegen 14.00 Uhr sitzen nach
Expertenmeinung rund 75.000 Kinder vor den Fernsehern.
Im Detail wird festgelegt, daß der Moderator oder die Moderatorin in
Zukunft Aufrufe zur Verletzung der Menschenwürde, zur Intoleranz oder
zur Diskriminierung unterbinden oder "in der gebotenen Schärfe in den
normativen Kontext einordnen" muß. Kinder und Jugendliche dürfen nur
mit Erlaubnis der Erziehungsberechtigten auftreten. Die Gäste müssen
betreut werden. Selbst Grundsätze der journalistischen Arbeit tauchen
in den Regeln für Talkshows auf: Bei einem kontroversen Thema sollten
Befürworter und Gegner eingeladen werden. Meinungen, "deren sozial
fragwürdiger Charakter offenkundig ist" dürfen nur in dem Maße
präsentiert werden, in dem der Moderator in der Lage ist, die
Problematik der Meinung deutlich zu machen. Themen wie Sexualität,
Gewalt oder Umgang mit Minderheiten sind "besonders sensibel zu
behandeln und bedürfen einer besonders gründlichen Vorbereitung".
Kinder und Jugendliche sollen vor "einseitigen und unrelativierten und
desorientierten Extremvorstellungen sowie beeinträchtigenden Inhalten"
geschützt werden. Kriminelle Verhaltensweisen dürfen nicht verharmlost
werden. Der federführende Direktor der Landesmedienanstalt
Rheinland-Pfalz, Reiner Hochstein, sagte nach der Sitzung in Hamburg,
die freiwillige Verpflichtung sei sehr positiv aufgenommen worden.
Jetzt müßten die Sender das Papier auch umsetzen. Der Verband Privater
Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) teilte mit, die neuen Regeln
würden ab sofort von den privaten Fernsehveranstaltern angewendet.
Dabei würden auch die an den Talkshows beteiligten unabhängigen
Produktionsfirmen einbezogen.
In Zusammenhang mit der Verabschiedung der Verhaltensgrundsätze
kritisierte der Präsident des VPRT, Jürgen Doetz, die Absicht einiger
Länder, trotz der Bereitschaft der Sender zu freiwilligen Maßnahmen im
gesetzliche Verschärfungen im Gesetz zu verankern.
================================= END ==================================