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Re: Privatsender legen sich bei Talkshows Zügel an



On Thu, 2 Jul 1998 10:11:38 +0200, Melanie Angele wrote:

> Es ist das Recht des Senders, nur das zu senden, was er moechte ...

Natürlich. Die Frage ist nur, ob diese Entscheidung aus dem eigenen
freien Willen zustande kommt, oder durch staatliche Vorschriften (Zensur)
bzw. der Angst vor zukünftigen staatlichen Vorschriften (Selbstzensur).

Das Hauptziel eines kommerziellen TV-Sender ist es doch, einen möglichst
hohen Gewinn zu erwirtschaften (bei manchen Sendern sollte man vielleicht
besser sagen: einen möglichst geringen Verlust ;-)). Die
Haupteinnahmequelle eines TV-Senders ist der Verkauf von Zeiten für
Werbespots. Der Preis dafür ist umso höher, je höher die Einschaltquoten
sind. Folglich muss es das Ziel eines Senders sein, möglichst hohe
Einschaltquoten zu erreichen. Talkshows wie Arabella (mit den im
Ursprungsartikel angesprochenen Themen) bringen offensichtlich (für diese
Tageszeit) ganz gute Quoten. Warum sollte also ein TV-Sender auf diese
Inhalte *freiwillig* verzichten wollen? Wenn sie andere Sendungen hätten,
die bessere Quoten bringen würden, wären diese Talkshows schon längst
(und zwar tatsächlich freiwillig) aus dem Programm gefolgen (siehe
"Ulla", die in kürzester Zeit wieder weg war, weil sie trotz massiver
Ankündigung schlechte Quoten hatte).

Diese "Selbstbeschränkung" ist also offensichtlich nicht so freiwillig,
wie einige das darstellen. Und genau darum geht es. Ich zitiere nochmal
den letzten Satz aus dem Artikel:

: In Zusammenhang mit der Verabschiedung der Verhaltensgrundsätze 
: kritisierte der Präsident des VPRT, Jürgen Doetz, die Absicht einiger 
: Länder, trotz der Bereitschaft der Sender zu freiwilligen Maßnahmen 
: gesetzliche Verschärfungen im Gesetz zu verankern.

Daraus wird IMHO klar, dass diese "freiwilligen" Maßnahmen bereits eine
Reaktion waren, um gesetzlichen Vorschriften (welche vielleicht noch
drastischer ausfallen würden) zuvorzukommen.

cu Gunnar