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Re: Dem Internet ist es egal, wie man es speichert



On Mon, Jul 13, 1998 at 03:36:22PM +0200, Holger Veit wrote:
> Andreas borchert wrote:
> > Das Problem Bibliothek von Babel vs Sortierung der Informationsflut laesst
> > sich meines Erachtens auf eine altbewaehrte Methode loesen: Lasst genau
> > das ueberleben, wofuer jetzt jemand bereit ist, es zu sammeln und
> > aufzubereiten. In Prinzip ist das auch ein Filter, jedoch ein voellig
> 
> Oh, sh*t! Das ist doch genau *das*, was nicht klappt. Mein Beispiel mit
> dem Spam vor ein paar Tagen: Heute drueckt jeder die Delete-Taste, in
> zwanzig Jahren aergert sich irgendjemand darueber, dass es weg ist und er/sie
> eine historische Abhandlung darueber schreiben will/muss.

Das ist richtig, jedoch aus meiner Sicht schlicht unvermeidlich.

> Nimm als weiteres die Praktiken, welche in Orwells 1984 beschrieben wurden,
> in dem der jeweilige Machthaber die Geschichte umschreiben liess.

Das laesst sich durch dezentrale Ansaetze der Erhaltung am besten
verhindern. Es gibt soviele Menschen auf der Erde und wenn die alle
die Chance erhalten, diejenigen Inhalte zu konservieren, mit denen sie
sich auskennen und fuer sie bereit sind, einigen Aufwand zu investieren,
so entsteht nicht nur automatisch eine sehr breite Basis der qualitativen
Erhaltung, sondern sie ist auch relativ sicher gegen Manipulationen
einzelner Seiten, da dabei auch zwangslaeufig eine gewisse Redundanz
entsteht.

Ich sehe nur ein Problem ganz einfach mit unter Zeitdruck zentral
organisierter Digitalisierungen, die zwangslaeufig das erwaehnte
Problem der Bibliothek zu Babel vs Auswahl aufbringen und zwangslaeufig
nicht die gleiche Qualitaet bieten koennen.

> Ein Sammler wird einen Gegenstand mit aller Liebe ueber eine Generation,
> hier vielleicht 50 Jahre, konservieren koennen, danach werden die Kinder
> den Gegenstand selbst bewerten und entweder behalten oder wegwerfen. Das
> bedeutet auf lange Sicht grundsaetzlich immer einen Verlust.

Es muessen ja nicht die Kinder sein, die so etwas uebernehmen. Jeder, der
mit Sorgfalt etwas ueber laengere Zeit pflegt, wird auch Anhaenger finden
und daraus kann sich auch ein Nachfolger ergeben. Das ist bei freier
Software genauso und das Uebergabe-Problem wurde von Eric Raymond so
treffend beschrieben.

Ich persoenlich glaube nicht, dass Inhalte ohne kontinuierliche Pflege
ueberleben koennen.

Gruss Andreas.

-- 
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Andreas Borchert, Universitaet Ulm, SAI, Helmholtzstr. 18, 89069 Ulm,  Germany

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