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Re: Otto Schily - ein wuerdiger Kanther-Nachfolger.



> Hartmut Pilch:
> >Ich habe ein paar Artikel von Scholz u.a. zu diesem Thema in der
> >Monatszeitschrift "Mut" gelesen.  In eine aehnliche Kerbe haut Helmut
> 
> http://www.nadeshda.org/bib/zeitung.html stellt das Ding vor.
> 
> Auch Prof. Gerhard Wolf war als Schueler ein MUT-Leser,

Mut ist ein Blatt, in dem sehr viele Sozialdemokraten, Gruene, Liberale
(z.B. Alfrede Zaenker), Konservative, Literaten, Regierungsmitglieder (wie
Scholz) und Juden (Wolfssohn, Chaim Noll, ...)  schreiben.
Es war zu G.Wolfs Jugendzeit vielleicht einmal etwas anderes, das ich
nicht kenne.  
     
> wie mir so langsam wieder einfaellt; der war sehr weit rechts.
 
> >Schmidt mit seinem Katalog der "Menschenpflichten".  Es besteht weithin
> >eine Unzufriedenheit mit der ueberkommenen Menschenrechtsideologie. ...
> 
> Leider ist es nach 1945 nicht gelungen, bei Kriegsoffizier
> Helmut Schmidt die "Primaertugenden" zu  relativieren und
> bei ihm um eine gesunde Portion Ungehorsam zu ergaenzen.

Schwer zu glauben.  Die Einteilung in Primaer- und Sekundaertugenden
wurde gerade von Schmidt immer propagiert.
 
> MUT ist die ganz rechte Ecke; selbstverstaendlich werden
> dort Menschenrechte als "ueberkommen" gebrandmarkt.

Ich habe gelegentlich solche Toene gewagt.  "Mut" bestimmt nicht.

> Auch Nolte gehoert AFAIK in die Ecke.

Der Historiker Ernst Nolte?
Deine Liberalitaet zeigt sich vielleicht besonders daran, dass du Leute
gerne in Ecken stellst.

> Diese Spielarten der Ideologie sind zu finden u.a. bei den
> Verteidigern von Deckert. Da werden dann die gleichen
> Gemueter, die anderswo den "Tod des Liberalismus"
> verkuenden, zu Jammerlappen, weil ein Nazihetzer
> verurteilt wurde - von seinen Finanztransaktionen
> mal ganz geschwiegen:
> 
> http://www.vho.org/D/Staatsbriefe/Lober6_3-4-7.html

Muss ich mir mal anschauen.  Mit MUT hat das allerdings nichts zu tun. 
 
> Ich trete sehr wohl fuer Meinungsfreiheit ein.
> Nur nicht so wie MUT und JUNGE FREIHEIT usw, die bei
> Deckert ueber den deutschen Staat jammern und
> anderswo selbst vor Gericht ziehen, weil sie sich
> irgendwie nicht richtig dargestellt fuehlen.

MUT brachte vor ca 2 Jahren einen langen Artikel von einem
Verfassungsschuetzer, der der "Jungen Freiheit" latente antidemokratische
Tendenzen nachwies.  MUT hat seit langem keinen Mut zu
Extrempositionen mehr.  Der Chefredakteur Wintzek versteht sich am
besten mit Peter Schuett.  Beide haben von Extrempositionen zur
dezidierten Mitte konvertiert und legen Renegateneifer an den Tag.

> Die Methode der Quellentruebung durchzieht das
> ganze Thulenetz. Wer da mal die "Nachrichten"

Wozu auch Thulenetz lesen?
 
> >Auch das "Hitler-Syndrom" ist ja nicht durch nachtraegliches Zuschlagen
> >zu verhindern.  Man weiss im voraus nicht, ob "Notwehr" angebracht ist.
> >Wenn erst einmal der "Staatsnotstand" erreicht ist, ist es vielleicht
> >zu spaet.
> 
> Es gibt ganz klar Beobachtungsmoeglichkeiten.
> Dazu braucht man klaren Blick und einen Kalender.

Einen klaren Blick eines geschulten subjektiven Auges, das sich
ueber Prinzipien wie die Unschuldsvermutung und sonstigen
Objektivitaets- und Rechtsstaatsballast hinwegsetzen darf?
 
> Wann "Notwehr" angemessen ist, beurteilt
> letztlich jeder fuer sich. Fuer die einen war es
> bereits nach der Zerstoerung des Wissenschafts-
> Werkes von Hirschfeld, Mai 33, fuer Helmut

selbst Januar 33 waere zu spaet gewesen.  Man haette schon vorher bei der
Gewaehrung von Rechten besser differenzieren muessen.  Es besteht kein
Grund, unter "Meinungsfreiheit" das Organisieren von Propagandaschlachten
und Massenaufmaerschen abzudecken.

> >M.a.W. der Gott des Liberalismus, die "unsichtbare Hand", ist tot.
> >Die gefuerchtete sichtbare Hand der Politik muss wohl oder uebel ran.
> 
> Es ist ein Glaubenssatz zu exakt dem Zeitpunkt,
> wo  Liberalitaet im Internet ein globaler Fakt ist.

Wenn es keine guetig lenkende unsichtbare Hand mehr gibt, fuehrt
Liberalismus leicht zu Illiberalitaet.  Wir reden hier nicht von KiPo und
Staatsanwaelten sondern von Nicht-Vermarktbarkeit von Information und
daraus resultierenden Monopolen, deren Dreh- und Angelpunkt die
Unbeholfenheit des DAU ist.  Das ist leider ein allzu sichtbarer globaler
Fakt.  Die einzige Herausforderung zu Bill Gates kommt ausgerechnet von
einem kommunistischen Modell, dass nur deshalb gedeihen kann, weil es sich
den Regeln des Marktes ganz entzogen hat.

Wir reden auch vom Weltkulturerbe, das genau deshalb auf dieser ML zum
Thema geworden ist, weil keine unsichtbare Hand dafuer sorgt, dass Leute
es "aus eigennuetzigen Motiven zum Wohl des ganzen" verfuegbar machen. 
Wie Wau selbst sagte, ist dafuer politische Aktion in grossem Rahmen
(nicht auf der Ebene laecherlicher Muenchener e.V.s erforderlich). 

Also, wo ist noch die Grundlage fuer den Glauben, dass alles sich
von selbst regelt, wenn man nur den Egoismen freien Lauf laesst?

--
Hartmut Pilch <phm@a2e.de>
a2e Ostasien-Sprachendienste Pilch, Wang & Co 
http://www.a2e.de/oas/, Tel +49891278960-8