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Re: Das Netzobdachlosenproblem



> 
> Holger Veit zu Netzobdachlosen:
> (...)
> >Der Homeless-Rentner interessiert mich einen Sc****s. Mit *der* Argumentation
> >laesst sich genauso argumentieren, dass man was fuer Leute tun muss,
> >die noch nichtmal einen PC haben: Folgerung: oeffentliche Internet-Terminals.
> 
> Hint: Oe-Btx hatten wir schon.

Ja, nur: BTX ist eine ziemlich lausige Vorstufe des WWW. Ich sage
nichts gegen oeffentliche Internet-Terminals, sondern nur etwas 
dagegen, dass der Funktionsumfang bei denen nicht notwendigerweise
so sein muss, wie man es sich zuhause auf dem eigenen PC in monate-
langer Kleinarbeit zurechtgebastelt hat. Ich sehe genau nicht ein,
warum man den Homeless-Leuten ueber die Grundversorgung hinaus
dann auch noch allen moeglichen Luxus-Schnickschnack zur Verfuegung
stellen soll, inklusive einer privaten Bookmarksliste. Letztens
hat sich ein Bekannter beklagt, was Metronet fuer'n Mist sei, wo er
doch immer bei Real-Audio-Seiten eine Fehlermeldung bekomme
(weil die das Protokoll nicht ueber den Zwangsprozy leiten). Ja,
sag' ich, you get what you pay for. Und genau ist der casus cnacsus
mit dem Sozialschmarrn: irgendjemand bezahlt auf jeden Fall, also
warum nicht der Konsument selbst?

IIRC, waren bei oeffentlichen BTX-Terminals zwar kostenlose Seiten
anwaehlbar, aber nicht die kostenpflichtigen. Wir haben zwar (noch) 
keine direkten kostenpflichtigen WWW-Seiten, aber massenhaft Angebote,
die zum Schindluder einladen. Man ordere vielleicht mal spasseshalber
100 Pizzas in einem Internet-Cafe, natuerlich auf einen Phantasienamen, 
oder bestelle a la Karte aus dem WWW-Otto-Katalog. Das bedeutet, dass
auch bei oeffentlichen Internet-Terminals Einschraenkungen existieren.
Wenn es keine privaten Homepages gibt, oder keine Moeglichkeit, an solche
dranzukommen, dann gibt es die nicht! Wenn's einen Bedarf fuer sowas gibt,
sollen die Verursacher oder Konsumenten dafuer aufkommen.

> (...)
> >Dieser Sozial-Schmarrn geht mir so auf den Senkel!
> 
> Denkfehler.
> Beachte die Entwicklung beim Bankkonto: frueher gab
> es keins, dann wurde es Pflicht. Mein Pfadfinderfuehrer
> war an seinem Uni-Institut in Marburg der letzte, der
> sein Gehalt als Angestellter bar bekam. Irgendwann gab
> es dann solchen Stress, dass er sich ein Konto holte.
> Und der ist mindestens so stur wie ich.

Don Quichotes sind nicht dadurch sympathischer, dass sie
blindlings gegen Windmuehlen kaempfen.

> Wer hinreichend wenig Knete hat, bekommt tendenziell
> gar kein Konto. Wer gar kein Konto hat, bekommt heute
> nicht einmal Sozialhilfe.

Das "tendentiell" ist falsch. Du bekommst ein Konto, eben weil
Du eins brauchst. Aber: kein Ueberziehungskredit, keine EC-Card,
keine Eurocheques, keine Automatenabbuchung, ggf. Geld nur am
Schalter zu den Kassenstunden abholbar.

> Heute gibt es noch Formularkram auf Papier.
> Demnext nur noch im Netz.

Bis dahin wird es aber noch reichlich Rhein-Ueberschwemmungen
geben. Solange es immer noch eine Alternative gibt, um an
Formulare oder Waren zu kommen, gibt's keinen Anspruch aufs
Netz. Sozialhilfeempfaenger haben einen Anspruch auf einen
Kuehlschrank, seitdem die Leute mit den Eisbloecken nicht mehr
durch die Strassen fahren, aber nicht auf eine Geschirrspuel-
maschine, selbst wenn sie von Pril "Spuelhaende" bekommen.
Warum wohl?

> Denk etwas weiter und Du bemerkst Deinen Denkfehler.

Bin heute denkfaul, mach mich kundig :-)

> wau

-- 
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