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Re: Invasion der USA dank Windows NT



> 
> Moin,
> 
> On Wed, Jul 29, 1998 at 10:02:44PM +0200, Martin Schroeder wrote:
> > Sie nehmen NT, weil es angeblich _billiger_ ist... :-(
> 
> *billig* ist nicht das richtige Wortt, ich wuerde mal *unausgereift*
> ansetzen.
> 
> Die Grundstruktur von NT ist irgendwo Unix-like und schon mal nicht
> schlecht, nur das krampfhafte reingepfropfe in die Windows-Umgebung, die
> anscheinend vorgeschrieben ist, ist ihm nicht bekommen.

Stimme ich nicht zu. NT ist nicht Unix-like; der POSIX-Teil ist ebenfalls nur
angeflanscht. NT ist konzeptionell ein Microkernel der ersten Generation,
von denen man mittlerweile recht gut weiss, dass die Idee Muell war *)
Windows selbst ist zwar eine kranke API, wenn es um 16/32-Bit-Gemixe geht,
dies bleibt aber immerhin bei NT, i.G.z. 95/98 weitgehend an der Oberflaeche.
Der Suendenfall lag darin, dass M$ in 4.0 wieder grosse Teile des Video-
subsystems in den inneren Kern hineingezogen hat, statt die Binneninterfaces
(d.h. die Kommunikation zwischen User- und Kernellayer) zu verbessern. Jetzt
hat man eigentlich nur wesentlich mehr Angriffspunkte als vorher.

> MM. kann man NT ruhig mal im auge behalten, in ce 3-5 Jahren koennte es
> sogar vielleicht auch richtig einsetzbar sein. (Je nach dem, was seine
> Entwickler draus machen)

Vielleicht waere das moeglich, wenn M$ die Kernel API veroeffentlichen wuerde,
so dass dann mal echte Fachleute die Bottlenecks und Security-Leaks bearbeiten
koennten. So aber wird nur weitergewurschtelt, und peu-a-peu wieder mal eine
weitere undokumentierte Systemluecke beim Versuch geschaffen, irgendeine 
neue User-Gimmick-Warze anzuhexen.

M$ hat uebrigens Dave Cutler (vormals DEC-VMS, was ich trotz seiner Schwer-
faelligkeit immer noch schaetze) beim Uebergang von NT3.51 auf NT4 gefeuert;
das markiert IMHO den Punkt, wo NT in die Haende von Dilletanten geraten
ist. Ich bezweifle, dass wir in 3-5 Jahren ein brauchbares NT haben werden.

*) Microkernel der ersten Generation: z.B. Mach, Chorus. Prinzip: Man nehme
ein konventionelles monolithisches, z.B. Unix, Kernel und versuche soviel
wie moeglich nach "draussen" zu verschieben, also in die Userlayer; dann,
so die Idee, bekommt man einen schlanken, schnellen Kern, welcher effizient
ist und die plattformspezifischen Dinge hervorragend einkapselt. Pustekuchen:
das Mach-Microkernel ohne die notwendigen User-Server ist bereits so gross
wie das urspruengliche BSD-Kernel, und liegt bzgl. Contextswitching in derselben
Groessenordnung wie das BSD-Kernel, eher socgar noch schlechter.
Microkernel der zweiten Generation: z.B. L4, aber auch RT-Systeme wie QNX,
von Grund auf neu geschrieben, z.T. sogar hochgradig auf den Target-Prozessor 
hin optimiert, sind in der Performance bis zu 2 Zehnerpotenzen besser als
MKs der 1. Gen.

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