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Teure Links



T-Online als Eldorado fuer Abzocker ?

Wer ueber T-Online im Web surft, muss offenbar auf alles gefasst sein. 
Ein einziger, vermeintlich harmloser Klick auf einen Link und - schwupp - 
sind rund 20 Mark weg, wie uns ein betroffener T-Online-User schilderte.

Der Reklame-Link "Hallo T-Online.de Benutzer" auf einer WWW-Seite 
klang wohl einladend freundlich und im naechsten Moment hatte sich der 
neugierige Surfer bereits in die boese Geldfalle hineingeklickt: wie ein 
Klingelbeutel poppte der T-Online-Dekoder in den Vordergrund und 
zeigte in der Statusleiste kurz die Meldung "Makro beendet". Zynisch 
betrachtet mag das etwa so klingen wie "vielen Dank fuer die kleine 
Spende".

Auch wenn der besagte User seinen Augen nicht trauen wollte, die 
T-Online-Gebuehrenabrechnung bestaetigte sogleich, dass fuer diesen 
sinnlosen Mausklick 19 Mark 80 an Gebuehren berechnet wurden. Zwar 
sind gebuehrenpflichtige Seiten in T-Online, dem Nachfolgedienst 
des alten "BTX", nichts aussergewoehnliches, jedoch hatte der Kunde 
lediglich einen Link im WWW angeklickt und wurde auch nicht um eine 
Zahlungsbestaetigung gebeten. Im verwendeten T-Online-Decoder 
waren, nach Aussagen des Anwenders, ebenfalls alle automatischen 
Gebuehrenbestaetigungen abgeschaltet. Einzig und allein der winzige 
Texthinweis "2 x 9,90" im Link auf die Abzockerseite haette den Kunden 
noch warnen koennen. Dass dem einen Klick aber sofort die Abbuchung 
folgt, duerfte wohl der misstrauischste User vorher nicht vermutet haben.

In der Redaktion haben wir die Prozedur gestern gleich wiederholt und 
kamen zu dem gleichen Ergebnis: Fuer die 3 Minuten Verbindung 
bestaetigte T-Online eine "Verguetung seitenabhaengig" von 19,80 Mark 
und "zeitabhaengig" von 1,40 Mark - macht zusammen 21,20 nur um 
festzustellen, dass man auf der Seite eines Anbieters von Sexbildern 
gelandet ist.

Auf unsere heutige Anfrage bei der Deutschen Telekom zu diesem 
Vorfall mussten wir erfahren, dass prinzipiell jeder T-Online-Anbieter 
den T-Online-Zahlungsmechanismus auch missbrauchen kann. Telekom-
Pressesprecher Joerg Lammers bestaetigte den Vorfall: man haette 
gestern nach Bekanntwerden sofort die Sperrung des Seiten-Anbieters 
veranlasst und wolle die rechtliche und technische Seite pruefen. Der 
Vorfall sei bisher der einzige dieser Art gewesen, eine voellige Kontrolle 
aber einfach nicht machbar, hiess es aus Bonn.

Bleibt T-Online damit eine Art Banknotenpresse fuer technisch raffinierte 
Homepagebastler? Das Vertrauen in die Seiten-Anbieter schein gross zu 
sein. Aber wieviel Vertrauen haben die Kunden noch in T-Online und die 
Telekom?

(PC Magazin cyn/rmj)