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Netz erst recht - SZ vom 7.9.98



http://www.sueddeutsche.de/aktuell/feuill_d.htm

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Der Anteil illegaler Inhalte im Netz liegt
bei weniger als einem Prozent, während
sich in der Realität draußen, außerhalb des
Computers, drei Prozent der Bevölkerung
kriminell betätigen. Der Ausflug ins Netz
ist so ungefährlich, wie ,,ein Spaziergang
am Sonntagnachmittag", beruhigen die
Computerexperten des bayerischen
Landeskriminalamtes. Dessen ungeachtet
wird aber - angesichts von Meldungen über
Mafia-Geschäfte per elektronischer Post
und dem verborgenen Bildertausch von
Kinderschändern - immer lauter danach
gerufen, die neuen Freiheiten der digitalen
Kommunikation gründlich zu überwachen.
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Zur Hexenjagd der digitalen Bürgerwehren gibt
es nur eine Alternative: das
Gewaltmonopol des Staates in den
Schranken des Rechts muß auch im Netz
Anerkennung finden. Die Gemeinde hat
die Wahl, entweder der Polizei zu
vertrauen oder sich einem diffusen
Blockwartsystem auszuliefern. 

Daß es aber um dieses Vertrauen in den
Staat nicht gut steht, ist nicht zuletzt ein
Fehler der Politik. Die erste Reaktion der
meisten Regierungen auf die neuen
Kommunikationsmöglichkeiten im
Internet war der Versuch, diese Kanäle
wieder zu stopfen.
Verschlüsselungssysteme für die
elektronische Post stellten plötzlich das
Post- und Fernmeldegeheimnis wieder
her, das in der Welt jenseits des Netzes
faktisch kaum mehr existiert. Da forderte
der Innenminister erst einmal den
"Generalschlüssel" für künftige
Lauschangriffe im Netz.