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Re: Neuauflage von Re: Ohne Kryptographie wirtsch. Zusammenbruch



> 
> > 1. Wir brauchen endlich eine *explizite* Erlaubnis für
> > starke Kryptographie, weltweit.  Punkt.
> 
> "Starke Kryptographie ja, aber mit Schluesselhinterlegung" werden
> hier einige Sicherheitspolitiker kontern und vielleicht Zahlen auf
> den Tisch legen, die kalkulieren, dass nur so Sicherheit finanzierbar
> bleibt.

Was hat denn "finanzierbare Sicherheit" damit zu tun? Starke Kryptographie
ist gerade *ohne* Schluesselhinterlegung finanzierbar. Jegliches Hinterlegen
eines Schluessels erhoeht gerade die Kosten signifikant, und fuehrt zudem
noch jede Menge Sicherheitsluecken zusaetzlich hinzu. Schluesselhinterlegung
ist *nichts* anderes als die unbegrenzte Erlaubnis, dass Leute in Privat-
angelegenheiten (Privat auch und gerade im Sinne von Firmeninterna, um
das der Industrie klarzumachen) herumschnueffeln koennen, die da nichts
zu suchen haben. Ich kann mir vielleicht vorstellen, dass man in Zeiten
von Clinton gerne in Nachbars Betten herumsuchen will; dass aber Konzerne
wie Daimler oder Siemens auch bereitwillig ihre Tore fuer jegliche Art von
Industriespionage oeffen, sind altruistische Wahnvorstellungen. Jeder
existierende Nachschluessel ist einer zuviel.

> > Jeder mit Gegenargumenten muß als Saboteur der 
> > eigenen Wirtschaft betrachtet werden.
> 
> Obige Argumentationsweise duerfte in Wirtschaftskreisen mit einigem
> Verstaendnis rechnen koennen.

Mit "Wirtschaft" meinst du sicher Kneipen, richtig? Das sind Stammtischparolen.

[...unfreie Software==Sicherheitsrisiko...]
> > 2. Es muß endlich allen klar werden, daß *jede* Technologie,
> > ob MS, Intel, Macintosh etc, ein potentielles Sicherheitsrisiko
> > darstellt, wenn sie ihren Code und ihre Algorithmen nicht frei
> > zugaenglich machen.  Nur eigene Produkte, basierend auf Open Source 
> > Software und OpenBIOS/OpenCPU bieten annehmbare Sicherheit.
> 
> Und nur solche Technologien gewaehrleisten, dass fachliche Kompetenz im
> Lande bleibt und sich dort entwickeln kann. 

Bezugproblem im Text: "solche Technologien" == "Open Software" oder ==
"MS, Intel, Mac-proprietaer"? Das Argument "fachliche Kompetenz im Lande"
passt nach landlaeufiger Industriemeinung nur fuer proprietaere Software.
Bei z.B. GNU-Software wird zwar weltweit entwickelt, aber dummerweise hat
damit jeder das Wissen, und niemand einen Vorsprung. Nicht nur, dass das
eine sehr unangenehme Vorstellung fuer eine im Grunde tumbe, uninnovative
Industrie ist, es fuehrt auch nicht dazu, dass man Knowhow im Lande bindet:
Ich kann auch im sonnigen Sueden meiner Forschertaetigkeit nachgehen, statt
hier im Regen zu sitzen, und notfalls finde ich auch auf den Bahamas einen
PC, auf dem ich Linux installieren kann. Warum sollte ich also hier bleiben?

> Kapitalismuskritiker zu sein.  Aber auch er setzt auf die
> reichtumsschaffende Wirkung von proprietaerer Informationstechnik. 
> 
> Man sollte m.E. zuerst den Import proprietaerer Informationstechnik
> bekaempfen.  Ein arbeitsplatzschaffender Bill Gates, der das Geld ins
> eigene Land hereinzieht, ist eine zu grosse Versuchung fuer Politiker.

Damit beisst sich doch die Katze in den Schwanz: solange Brosamen-Politik
betrieben wird ("solange nur irgendwo genug auf dem Tisch liegt, faellt auch
mal was runter, von dem man dann noch recht brauchbar leben kann"), wird
der Trend niemals gegen den Strom laufen. Am wenigsten bei der
Industrie, siehe IBM: haben mit OS/2 ein Betriebssystem, welches allen 
Anforderungen genuegt, und machen es selbst nach besten Kraeften kaputt,
damit die Kunden endlich auf den NT-Lemmingszug aufspringen.

Import von proprietaerer Technologie reicht aus, die dummen Massen fuer
ein paar Geschaeftsjahre oder Legislaturperioden bei Laune zu halten, und
danach kann ruhig die SiNTflut kommen. Nach aller Erfahrung hat sie das
leider seit ein paar tausend Jahren nicht getan :-(

> > 3. Obige Forderungen gelten im allgemeineren Sinn auch für 
> > alle anderen Kommunikationstechnologien.
>  
> Telekom, Premiere usw.  All jene krampfhaften Versuche, den
> Industriekapitalismus auf reine Informationssysteme zu uebertragen.

Kapitalismus waere eigentlich ein Laissez-faire: moege sich der Bessere
bis zum Monopol durchsetzen. Das passt auf Billy Barbarian, aber nicht auf
solche laecherlichen Versuche wie mit der Telekom oder den OeR-Kabelsendern,
veraltete und lebensunfaehige Strukturen durch von oben verordnete Wett-
bewerbskarikaturen ueber Wasser zu halten.

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