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Re: [telepolis] Verlust der Geschichte (fwd)



Wau schrieb:

>> Auch der Rest, von dem man nicht mehr wissen kann, was er er
>> transportiert, waere als solcher gekennzeichnet. Aus formaler Sicht
>> ist dann alles paletti. Ebenso aus Prosa-Sicht, weil sie es ist, die
>> erst die spezifische Formalisierungen auslöst. Das Korrektiv fuer die
>> Auswahl angemessener Tags waere durch ein demokratisches
>> Auswahlverfahren zu sichern.
>
>Hier liegt der Kernirrtum:
>Der Geist ist nicht demokratisch.
>Rest geloescht, de falso quodlibet.

Wau, ich habe nirgends von Geist gesprochen. Sondern von
Kommunikationen. Das macht einen Unterschied. Da liegt Dein
Kernirrtum. Suhl Dich in Deinem Geist, nach Belieben. Die
Kommunikation ueber Kommunikationen (etwa in Form einer DML)
verlaeuft kommunikativ (wie denn sonst?), der "Geist" des Einzelnen
bleibt dabei auf der Strecke, ist herausgekuerzt. Es ist die
spezifische Sinnhaftigkeit von Sprache, die dann den Kontext bildet,
und nicht mehr das Bewusstsein als Kontext fuer Gedanken (die ja
gerade nicht zwangslaeufig versprachlicht sein muessen. Um an die
Aggressivitaet von Sprache auf Gedanken zu erinnern: "Ommmmmmmm",
Patricks Hippies, Orgasmus, Castanedas Empfehlung, den inneren Dialog
einzustellen). Als sozial zugaenglicher Sinn bleibt einzig uebrig:
Zahlen oder Nicht-Zahlen. Da ist kein "Geist" und auch keine
Mehrdeutigkeit, den/die es zu retten gilt. (Und Aeusserungen
geistreicher Ideen werden erst einmal gnadenlos kommunikativ
gepatscht. Bis eine kommunikative Letztform gefunden wird: Das Bit,
das Gen, das Quant. Alles Riesenraetsel wenn man doch genau hinsieht,
die aber kommunikativ funktionieren. Und darum gehts.)

Die Auswahl der Bestandteile, deren Stabilisierung und das
Durchspielen von Variationen einer Sprache geschieht nicht mehr nur
natuerwuechsig wie bisher, sondern wird zunehmend als
Konstruktionsaufgabe verstanden. Genau deshalb sind solche Projekte
wie Esperanto und Lojban so modern, so aufklaererisch, so politisch.
Ich nehme an, dass hier Standardisierungskonflikte auf Konferenzen
mit demokratischen Verfahren geloest werden. Zumindest taeten sie gut
daran, sie auf diese Weise zu loesen, weil dann zwangslaeufig offene
Opposition entsteht und damit in der Gesamtbilanz eine optimale
Bearbeitung des Konflikts.

Gruss, Martin