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Re: Computersteuer?



> 
> [Fernsehen privat vs oeffentlich]
>  
> > Du meinst qualitativ? Naja, die haben da auch so einen Auftrag, ich glaube
> > sogar, aus der Verfassung heraus. Und sie muessen sich nicht *so* sehr um
> > das scheren, was die meisten Leute wollen: Talkshows, Schlammschlachten,
> > Action-Filme, Seifenopern und das am Liebsten 24 Stunden am Tag und wehem
> 
> Das wollen die Leute gar nicht.  Das erzwingt aber das System der

Nein? Muss wohl sowas sein wie das McDonalds-Paradoxon. Jeder dementiert,
dass er schon mal dort einen Hamburger reingezogen hat, aber wann immer ich
da vorbeigehe, ist der Laden voll.

> Werbefinanzierung.  Man braucht Filme, die billig zu produzieren sind und
> den Willen des Betrachters brechen, ihn hypnotisieren, so dass er nicht

Das ist der Sinn des Cliffhangers bei Seifenopern, und der reisserischen
Aufmachung von Nachmittags- und Abendtalkshows. Sex sells, und je perverser,
desto besser.

> Bedingung fuer die Foerderung: OpenSource-aehnliche Kriterien.
> Nur was der Oeffentlichkeit gehoert bekommt oeffentliche Gelder.
> Entschieden wird das ganze von einem Konsortium, das von Leuten gewaehlt
> wird, die sich durch ein Pruefungssystem als EDV-Kenner ausgewiesen haben.
> Alles wird oeffentlich dokumentiert.

Du willst das Peer-Review-System aus der Wissenschaft etablieren. Das geht
schon in der Wissenschaft in die Hose, obwohl da ein oeffentliches Interesse
besteht/bestehen sollte, wie mit Forschungsgeldern umgegangen wird. Zunaechst:
welches oeffentliche Interesse koennte darin bestehen, die Entwicklung eines
C++-Compilers zu sponsern, wenn man fuer PCs z.B. Borland C 3.1 fuer DM49.95
hinterhergeworfen bekommt? Damit faengt es an, es geht weiter beim EU-Wasserkopf:
Da wird vielleicht politisch entschieden, dass man eine Alternative zu
MS-Word benoetigt, und es werden z.B. 1E6 Euro dafuer bereitgestellt. Schoen
und gut. Es gibt ein Vergabeverfahren, weil ca. 30 unterschiedliche Gruppen
auf den Betrag scharf sind. Die Gruppe, die am erfolgreichsten luegt, bekommt
den Zuschlag. Dann werden erstmal grossspurige Planungen verbreitet, ein 
Konzept erstellt, ein Prototyp gemacht; es kommen Peers vorbei, die den
Fortgang des Projekts begutachten, und am Ende ist das Geld versickert
fuer Hardware, Hilfsmittel, Reisen (trotz Internet), Anwerbung von Programmierern,
etc. Und man stellt dann fest, dass auch ein Piece of Code herausgekommen ist,
allerdings eins, welches man unbedingt GPL machen muss, weil man es anders auch
nicht losschlagen koennte. Die Programmierer haben sich gegenseitig zerfleischt,
ob die Oberflaeche mit Qt (Pfui) oder Gnome (Hui) gemacht werden muesste, und man
hat sich dann entschlossen, den Konflikt durch Neuprogrammieren einer Klassen-
bibliothek zu loesen, von wg. Plattformunabhaengigkeit und so. Leider endet die
Plattformunabhaengigkeit bereits bei Linux, weil der FreeBSD-Freak rechtzeitig
rausgeekelt wurde, steckte wahrscheinlich sowieso mit dem Feind unter einer
Decke. Warum ist Derartiges den EDV-Kennern nicht aufgefallen? Nun, die Kenner
sind selbst nicht unabhaengig, sondern sind in einem anderen Projekt fuer einen
MS-Excel-Clone involviert, der von der entsprechend anderen Gruppe reviewt wird.
Solche Verflechtungen kommen vor, da richtige Experten auch in der Free-Software-
Szene recht rar sind.

Dem aufmerksamen Beobachter ist mittlerweile recht klar, dass hier ein typisches
Research-Szenario beschrieben wurde, lediglich die handelnden Personen wurden
gegen die Free-Software-Szenerie ausgetauscht. Man sollte nicht den Fehler machen,
Linux-Hacker als Engel hervorzuheben, bloss weil man das OS gut findet. Linux
ist erfolgreich geworden, weil die Leute es aus sportlichem Ehrgeiz ("weil der
Berg nunmal da ist") verbessert haben; Geldmittel korrumpieren. Selbst mit Linux
laesst sich Geld machen. Siehe RedHat, SuSE, Walnut Creek, etc.

> > Diese 'Wettbewerbe' sind mir alle zu schmierig und subjektiv. Aber ich
> > wuesste nicht, wie man das aendern sollte.
> 
> So schlecht sie auch sein moegen, schmieriger als der "Markt" koennen sie
> nicht sein.  Immerhin waehlt man unter Gaertnern aus, nicht unter Boecken.

Ah yes? Pecunia non olet.

> Die "Computersteuer" koennte uebrigens in Form eines Anteils an der
> ohnehin schon erhobenen Umsatzsteuer (z.B. 1% runter von den 16%)
> erhoben werden.

Hirnrissig. Da werden hinter vorgehaltener Hand bereits Plaene diskutiert,
um, euphemistisch ausgedrueckt, das MwSt-Niveau der EU-Laender "anzugleichen",
damit man damit andere Riesenloecher im Haushalt stopfen kann, und dann willst
Du von dem Geld noch was abknapsen, um es irgendwelchen Hackern fuer irgendwelche
Software in den Rachen zu werfen, wo keiner so genau sagen kann, wofuer man die
braucht (wenn sie vermutlich sowieso nicht auf dem heimischen Win95-PC laeuft).
Was demnaechst? Noch ein halbes Prozent zur Unterstuetzung der notleidenden
deutschen Schuhindustrie (Lurchi-Abgabe), ein Prozent Atomenergie-Pfennig zum
Abbezahlen des Einstiegs in den Ausstieg, 2 Prozent fuer die Petro-Industrie,
wenn tatsaechlich das 3-Literauto massive Konsumeinbrueche beim Spritverkauf
verursacht, etc.pp. Soviele Prozente wie moegliche Interessenten an Subventionen
existieren gar nicht. 

> Kann Fitug nicht wenigstens diese Forderung aufstellen?
> Allzu falsch kann sie nicht sein.
> Die diversen egoistisch motivierten Lobbys stellen auf viel schlechterer
> Argumentationsgrundlage taeglich Forderungen auf, ohne mit der Wimper zu
> zucken. 

Selbstverstaendlich ist Deine neuartige Subventionsforderng ueberhaupt nicht
egoistisch, oder war der Kern des Satzsubjekts eher die Tatsache, dass es
dafuer noch nicht yet another lobby gibt?

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