Re: [FYI] Microsoft kooperiert mit Fraunhofer-Institut Darmstadt

[Simone Demmel <neko@greenie.muc.de>]

Hi,

On Tue, Dec 08, 1998 at 08:05:53PM +0100, Holger Veit wrote:
> > Aber mir gibt auch keiner Steuergelder dafuer, dass ich mich und ein paar
> > andere hinsetzen kann und damit irgendwelche lustigen tollen
> > Forschungsprojekte zu basteln. Im Gegenteil, sobald ich jemandem Arbeit
> > geben will, oder selbst aktiv werden will, kommt der Staat und haelt die
> > Hand auf.
> Hmmm. Bist Du bei allem so kritisch, oder ist das Problem nicht eher der
> Neid der Habenichtse (entschuldigung), um es auf den Punkt zu bringen?

Der Neid spielt da sicher auch eine Rolle mit (Wo ist mein Sandkasten ;-)
), die, die aber viel lauter schreien, sind Gefuehle, wie betrogen worden
zu sein, ungleich behandelt worden zu sein. Einfach vom Staat beschissen
worden zu sein.

Es ist dieses Gefuehl, dass man hat, wenn man sich etwas (Kunden,
Auftraggeber..) hart erkaempft hat, dann jemand kommt, einem von seinen
Fruechten einen nicht unerheblichen Teil einfach wieder wegnimmt und
*dann* auch noch damit hergeht und einem die hart erarbeiteten Dinge
wieder abwirbt. Ich meine: wofuer arbeite ich dann noch? Wir brauchen hier
doch keine Sissyphus-Arbeiten? (davon gibts schon genug)

Oder nimm Dich, als Wissenschaftler: Da hast Du hart gearbeitet und von
irgendwo Dir Forschungsgelder erkaempft und dann kommt der Dekan der Uni,
sagt Dir, due hast jetzt 50% davon abzugeben und finanziert damit Deinen
<Dein_lieblings_hass_Konkurrents_Prof>, damit der Deine Forschungsarbeiten
fuer sich noch einmal erarbeiten zu koennen und sich dann auch noch
hinstellt und so tut, als waere es seine Erfindung und Dir erklaert, du
haettest doch keine  Ahnung, und koenntest ueberhaupt sowas nicht machen
und Deine Papiere seien ja nur von seinen abgeschrieben...

Nebenbei: bisher ging das mit dem Privatisieren so:
Staat hat ein Monopol auf X und gibt dieses frei.

Jetzt soll es auf einmal so gehen:
Freies Produkt X existiert, Staat untergraebt alles und baut sich ein
Monopol auf.

Schliesslich muessten dann demnaechst aus sachlichen Ueberlegungen heraus
alle beim DFN IP kaufen, weils dort wahrscheinlich am Schnellsten und
Guenstigsten ist. das Ganze finanzieren wir dann am Besten auch noch zu
100% aus Steuergeldern und der 'Staat' hat sein Monopol auf Internet. Und
ganz Deutschladn surft auf Kosten aller lustig im
Multimedia-Video-On-Demand-Rausch. Das ist doch krank! Wieso ein
bestehendes funktionierendes Wirtschaftssystem torpedieren?

> vielleicht auf diese Weise auch mal ab und zu die boese Konkurrenz 
> abgefackelt wird. Es ist jetzt nur unschoen, dass man eifrig mit in 
> den Pott eingezahlt hat und nun feststellen muss, dass der eigene Plan
> da nicht aufgeht.

Es geht nicht um abfackeln: weder will ich Steuergelder um meine
kommerzielle Konkurrenz auszustechen, noch soll die das bekommen. Das ist
das Einfachste der Welt. Meine Steuergelder sind dafuer da, um der
Gemeinschaft etwas zu bringen und nicht ploetzliche
Wirtschafts-Monopol-Machtgelueste irgendwelche Staatsdiener zu
befriedigen. 

> > Ich finde das mehr als nur ein bisschen ungerecht. Forschung ist eine
> > Sache, die gut und wichtig ist und fuer die Investition nicht schade ist.
> > Wenn aber davon meine Konkurrenz gesponsort wird, dann reagiere ich
> > saeuerlich.
> Hmmm. S.o. Wuerdest Du statt Networking Dich voll auf das Merchandising von
> Pinguinen konzentrieren, waere damit die Konkurrenz weg und alles fuer Dich
> gegessen? Siemens und M$ verkaufen keine Linux-Pinguine!

Was hat das Eine mit dem anderen zu tun? Ich habe weder vor in den
Pinguin-Merchandising-Sektor einzuusteigen, noch mit Siemens oder m$
Pingune zu verkaufen. Wenn die aber ploetzlich anfangen wuerden,
Steuergelder dafuer abzuziehen, die Pinguine unter Einkauf zu verkaufen,
dann haette ich sehr wohl was dagegen (zumindest, bis ich meine letzten
Bestaende weg habe :-) )

> Was ist das Ergebnis eines Forschungsprojektes? Doch nicht immer ein
> vermarktungsfaehiges Produkt. Anwendungsorientierte Forschung ist ein
> Oxymoron. Wenn wirklich Forschung betrieben wird, dann muss man in Kauf
> nehmen, dass 90% aller Projekte in den Sand gesetzt werden. Wenn man vorher

Es geht darum, dass mit meinen Steuergeldern Forschungsprojekte finanziert
werden, deren Ergebnisse ich nur bekomme/nutzen darf, wenn ich nochmal
Geld drauflege, aber meine Konkurrenz ploetzlich den Erloes dieser
Projekte hernimmt und damit gross abzockt. *Sowas* aergert mich.

> hergestellt werden. Diese Rechnung wird jetzt praesentiert. Dass das zufaellig
> nun auch noch von Steuern bezahlt wurde, ist irrelevant. Es kann keiner

Von wegen 'zufaellig' - Forschung soll Allgemeingut sein, weenn sie von
Allgemeingut geschaffen (in diesem Fall finanziert) wurde. Mehr will ich
nicht. Und wenn Konkurrenz XYZ schneller damit ist, die Ergebnisse zu
lesen und zu verwerten, dann seis ihr vergoennt. Nur soll eben jeder die
gleichen ausgangschancen haben.

neko, die alle guten Sitten wohl ueber Bord schmeissen sollte, und nur
noch kassieren gehen sollte. Ja, ich weiss, die Welt ist eklig - warum
soll ich dann nicht auch zurueckekeln?
-- 
neko@greenie.muc.de 	  Simone Demmel		Muenchen (Germany)
Fax.: 089/356 550 25 		      http://greenie.muc.de/~neko/
        Wo ist am Internet der Henkel zum wegschmeissen?