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FYI: Presseerklaerung ISOC.DE zu Krypto/Enfopol



http://www.isoc.de/presse/pre27.html
> 
>            Kryptographie im Wirtschaftsstandort Deutschland
> 
> Die Internet Society (ISOC) setzt sich für die Entwicklung eines
> allgemeinen, offenen und freien Internet ein, ein Netz, das Platz
> bietet für sichere Kommunikation, Freiheit der Meinungen, Vielfalt der
> Kommunikation, Schutz und Sicherheit für Daten und die Privatsphäre.
> 
> Schon mehrfach hat ISOC.DE, die Deutsche Sektion der ISOC darauf
> hingewiesen, daß kryptographische Verfahren hierfür essentiell sind.
> Ebenso wichtig sind sie für die wirtschaftliche Position Deutschlands
> im elektronischen Handel im Internet. Einschränkungen in Form von
> begrenzten Schlüssellängen oder Hinterlegung von Schlüsseln bei
> staatlichen Stellen (Key Escrow) gefährden den elektronischen Handel,
> den Austausch von sensiblen Geschäfts- oder Wissenschaftsdaten und
> darüber hinaus aber auch die Vertraulichkeit beim Austausch
> elektronischer Briefe. (vgl. Presseinformation vom 27.5.97).
> 
> Eine Untersuchung von einer Gruppe von Kryptographie -Experten, unter
> ihnen Whitfield Diffie, Ronald Rivest und Bruce Schneier belegt ganz
> eindeutig, daß Kosten und Nutzen beim Key Escrow in keinem Verhältnis
> zueinander stehen. Neben den reinen Kosten für eine hoch komplizierte
> Infrastruktur, die errichtet werden müßte um Sicherheit und Effizienz
> zu garantieren, ergeben sich noch zusätzliche Risiken für die durch
> Kryptographie gewonnene Sicherheit. Vor allen Dingen ist aber fast
> sicher, daß der angestrebte Nutzen auf diese Weise nicht erreicht
> werden kann.
> 
> Nachdem es in den letzten Monaten keine offiziellen Stellungnahmen
> mehr in Deutschland zu diesem Thema gegeben hat, sind nun
> Informationen bekannt geworden, die Internet-Nutzer sehr hellhörig
> werden lassen.
> 
> Im sogenannten Wassenaar-Vertrag, der auch von Deutschland
> unterzeichnet wurde, haben sich die USA mit Ihrer Forderung nach
> Exportkontollen für sichere Verschlüsselungsprogramme durchgesetzt.
> Pikant dabei ist, daß der US-Sonderbeauftragte für Kryptographie David
> Aaron, die Presse vorab informiert hat, daß sich die USA in diesem
> Bereich durchgesetzt haben, damit auch niemand Zweifel hat, wer das
> Sagen in diesem Bereich hat. In diplomatischen Kreisen hat das
> jedenfalls entsprechende Verstimmung hervorgerufen. Soll das bedeuten,
> die USA diktieren, welche Richtung die Gesetzgebung der anderen Länder
> in diesem Berich nehmen soll?
> 
> Die zweite schlechte Nachricht kommt von der EU. Lange Zeit
> befürwortete die EU eine freie Kryptographie, so daß es berechtigte
> Hoffnungen gab, in Deutschland und wenigen anderen Ländern werde es
> keinen Alleingang zur Verschärfung der Kryptographie Gesetze geben. Im
> Enfopol 98 Rev 1, einem Plan zur rechtmäßigen Überwachung von
> Telekommunikation in Bezug auf neue Medien, insbesondere auch das
> Internet, gibt es nun bei der Erläuterung der Anforderungen derart
> enge Vorgaben über Sicherheitsmaßnahmen von Netzbetreibern und
> Dienstanbietern, daß in logischer Konsequenz entweder ein
> Kryptographie-Verbot folgen muß oder aber eine Key Escrow Struktur
> erforderlich wird. Es steht also zu befürchten, daß über diese Schiene
> eine sinnvolle und nützliche Anwendung der kryptographischen Verfahren
> ernsthaft in Frage gestellt wird und zumindest weiterhin keine
> sichereren Prognosen über die künftige Entwicklung in diesem Bereich
> möglich sind. Folge daraus wird sein, daß Firmen sich nicht festlegen,
> ob und welche Krypto-Produkte entwickelt bzw. eingesetzt werden
> sollen, mit weitreichenden negativen Folgen für den elektronischen
> Commerce und die Bürgerrechte in Deutschland.
> 
> Edith Petermann, Vorstandsmitglied und Kryptoexpertin bei der ISOC.DE
> sagt dazu:
> " Es bleibt zu hoffen, daß Bundesinnenminister Schily, sich für eine
> freie Verwendung starker Kryptographie-Verfahren einsetzt. Für die
> notwendige Verfolgung von Kriminellen und Verfassungsfeinden ist eine
> Einschränkung der Kryoptographie vollständig ungeeignet. Ein Verbot
> ist allerdings geeignet großen politischen und wirtschaftlichen
> Schaden anzurichten. ISOC.DE ist gerne bereit, mit seiner
> Fachkompetenz zu einem ausgewogenen Meinungsbild beizutragen. "
> ----------------------------------------------------------------------
> 
> Ansprechpartner:
> 
> Klaus Birkenbihl
> 
> ISOC.DE e. V., c/o GMD, Schloß Birlinghoven, 53754 Sankt Augustin,
> 
> Tel.: 02241 14-2911, Fax.: -2071, E-Mail: Sek@isoc.de
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> 09.12.1998, webmaster@isoc.de