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fyi: Kritik: 23 - Nichts ist so wie es scheint (1998)



## Nachricht vom 10.01.99 weitergeleitet
## Ursprung : /de/rec/film/misc
## Ersteller: heinz@dfki.de
## Betreff: Kritik: 23 - Nichts ist so wie es scheint (1998)
## Message-ID: 779uhr$rg3$2@fu-berlin.de


23 - Nichts ist so wie es scheint

Original-URL: http://www.zelluloid.de/heinz/filme99/23.htm
Archiv-URL: http://www.zelluloid.de/heinz/imho.htm
Rating: 85%

Computer/ Drogen/ Spionage/ Thriller/ Drama, 
Deutschland, 1998, 99 Min., 
Originaltitel: 23 - Nichts ist so wie es scheint, 
Regie: Hans-Christian Schmid
Darsteller: August Diehl, Fabian Busch, Jan-Gregor Kremp, 
Dieter Landuris, Zbigniew Zamachowski, Andreas Günter 

Wie man in der letzten Zeit desöfteren im Kino sehen konnte (Akte X,
Staatsfeind Nr. 1), gibt es überall Verschwörungen. Aber nicht nur
in den USA, auch hier in Deutschland, wie man in diesem Film sehen
kann. Karl Koch, ein ganz normaler Jugendlicher aus gutem Hause,
fühlt sich von der Zahl 23 verfolgt. 

Schon seit seiner Jugend ist Karl Koch (August Diehl) angestiftet von
seinem Lieblingsbuch "Illuminatus" besessen von dem Gedanken, die
Zahl 23 sei ein geheimes Zeichen einer verschwörerischen
Gemeinschaft. Denn: fast alle Attentate haben irgend etwas mit dieser
Zahl zu tun: entweder es fand an einem 23. statt, oder aber im Mai,
denn sie 5 für den fünften Monat ist eben die Quersumme aus dieser
geheimnisvollen Zahl. Ein in dieser Hinsicht ganz besonderer Tag war
der Tag, an dem die Bundesrepublik Deutschland gegründet wurde: der
23. Mai 1949 (der 23., die Quersumme von 23 ist 5 (=Mai), und 1949
hat die Quersumme 23 ...).
    Nach dem Tod seines Vaters, einem Zeitungsverleger, mit dem Karl
wegen seiner politischen Ansichten ständig im Streit war, hat er mit
seinem Erbe endlich die Möglichkeit, sein eigenes Leben zu leben. Er
mietet sich eine Wohnung, in der fast rund um die Uhr Partys steigen.
Und: er kauft sich einen Computer, mit dessen Hilfe er gemeinsam mit
seinem Freund David (Fabian Busch) in fremde Rechner einbricht, unter
anderem auch in ein Atomkraftwerk.
    Zuerst ist es reiner Idealismus, der die beiden antreibt;
Informationen sollen für jeden frei zugänglich sein. Nachdem sie aber
Lupo (Jan-Gregor Kremp) und Pepe (Dieter Landuris) kennengelernt
haben, dreht sich die Motivation: von ihnen erhalten sie viel
Geld dafür, daß sie Informationen beschaffen, die dann ans KGB
weitergeleitet werden. Und um genug Informationen termingerecht
beschaffen zu können, halten sie sich mit Kokain über Wasser - das
wieder eine Menge Geld kostet. Ein Teufelskreis! Irgendwann arbeiten
sie, vor allem aber Karl, nur noch, um ihre Drogen bezahlen zu
können. 

Basierend auf einer wahren Geschichte hat Hans-Christian Schmid (Nach
Fünf im Urwald) hier einen interessanten Stoff verfilmt. Ob an diesen
Verschwörungstheorien etwas dran ist, weiß ich nicht, wahrscheinlich
eher nicht, dennoch werde ich mir das Buch demnächst mal zulegen und
lesen; selbst wenn nichts dran ist, scheint das Thema ganz
interessant zu sein.
    Der Film ist sehr detailverliebt, ich möchte mal gerne wissen, wo
das Filmteam all diese Utensilien von damals gefunden hat. Ich meine,
einen alten Commodore 64 irgendwo aufzutreiben ist ja nicht so schwer
(ich habe sogar selbst noch einen), aber eine ganze Computermesse mit
Geräten von vor 14 Jahren auszustatten, inklusive Akkustik-Kopplern,
sowie sämtliche Autos und Reklameschilder aus dieser Zeit ... toll!
Gab es tatsächlich eine Verschwörung, in die Karl Koch verwickelt
war? Dem Film nach zu urteilen würde ich vermuten: nein. Er war schon
früh besessen von dem Gedanken, daß es eine solche Verschwörung auf
der Welt gibt, aber sein Verfolgungswahn ist wohl eher auf seinen
exzessiven Drogenmißbrauch zurückzuführen.
    Ein bischen Hackers, ein bischen Trainspotting, ein bischen
Wargames - und dennoch ein ganz und gar eigener Film.
Schauspielerisch durchweg gute Leistungen von allen Beteiligten, auch
ohne die ganz großen Stars. So muß ein Film sein! Sehenswert ist er
nicht nur für Computerfreaks oder potentielle Einbrecher auf der
Datenautobahn, sondern wegen seinem Verzicht auf allzuviel
Computerslang eigentlich für jeden.

heinz

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Alexander Werner Jachmann aka. Heinz

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