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Re: fyi: Kritik: 23 - Nichts ist so wie es scheint (1998)



On Sun, Jan 10, 1999 at 10:04:00PM +0100, Karl Dietz wrote:
> ## Nachricht vom 10.01.99 weitergeleitet
> ## Ursprung : /de/rec/film/misc
> ## Ersteller: heinz@dfki.de
> ## Betreff: Kritik: 23 - Nichts ist so wie es scheint (1998)
...
> Und: er kauft sich einen Computer, mit dessen Hilfe er gemeinsam mit
> seinem Freund David (Fabian Busch) in fremde Rechner einbricht, unter
> anderem auch in ein Atomkraftwerk.

Falsch.
Das gibt IMO weder der Film her noch die "reale" Vorgeschichte.
Das Verfuegen ueber u.a. Backup-Tapes aus der KFA Juelich ist
kein Einbruch in ein AKW (abgesehen von der "Schwimmhalle" dort).

Genau deshalb wurde der Andruck des "Chaos Computer Buch" des
Rowohlt Verlags von jwi (im CC) gestoppt (!), weil bei rororo damals
genau diese Luege im Interesse geldgeiler Verleger und Journalisten
verbreitet werden sollte (Reissermeldung bringt Auflage und Profit).


Ich habe vor einigen Jahren noch mit im Vergleich dazu verantwortungs-
vollen Medienproduzenten der "Lindenstrasse" zu tun gehabt und sagte
diesen, dass es _verantwortungslos_ sei, das Hacken von AKWs in der
Oeffentlichkeit im TV-Vorabendprogramm zu praesentieren - sie korrigierten
ihre TV-Planung und dankten mir nach der Diskussion fuer diesen Hinweis.

Soviel zur Einordnung gewisser Lumpenjournalisten bei Rowohlt etc.
und durchaus vorhandenen besseren Varianten; insofern richtete sich
die distanzierte Haltung beim CCC waehrend des CCC98 nur gegen die
"storygeilen" Vertreter des Sensationsjournalismus - aber um das zu
begreifen, bedarf es eines Mindest-IQ. 

...
> Basierend auf einer wahren Geschichte hat Hans-Christian Schmid (Nach

Im Rueckblick sind Ereignisse zweifelsfrei wahr.
Insofern ist "wahre Geschichte" eine Aussage, die nur vernebelt.

Genau in die gleiche Kerbe haute am gestrigen Sonntag abend
SPIEGEL-TV. Dabei wurde der Tod von Hagbard derart als "Selbstmord"
dargestellt, dass jeder, der daran zweifelt, als verrrueckt erscheint.

Ich habe damals den Begriff "Selbstmord" oeffentlich angegriffen und
"Freitod" gebraucht. Heute bin ich haerter und halte einen Thomas
Ammann, der den Beitrag produzierte, fuer einen Drogenabhaengigen
(Droge: Macht und Geld), der seinen Lieferanten gemaess produziert.

...
>     Der Film ist sehr detailverliebt, ich möchte mal gerne wissen, wo
> das Filmteam all diese Utensilien von damals gefunden hat. Ich meine,

Es gab klare Unterstuetzung des CCC, auch von meiner Seite.
HC Schmid hat sich sehr wohl Muehe gegeben.

Einige Details sind Schwachsinn.
So ist die Darstellung eines Chaos Communication Congress voellig
absurd - ich schreibe das, weil ich bei den Aufnahmen dabei war.

Zum einen wurden die Statisten bei den Aufnahmen dazu genoetigt,
am gleichen Platz zu bleiben. Das war - auch unter dem Gesichtspunkt
der Schnitte - voellig daneben, denn das Publikum einer Debatte beim
CCC aenderte sich stets und staendig (ein Grad von Freiheit).

Auch der bei den Filmaufnahmen geforderte Zwang, sich Zigaretten
anzuzuenden, war niemals vorhanden beim CCC - hier luegt der Film
getreulich der Ideologie von Walt Disney.  

Ich selbst erinnere mich sehr genau, vor rund dreizehn Jahren von
damals deutlich Juengeren angemacht worden zu sein, weil ich es
wagte, ihnen einen Joint auch nur anzubieten und ich habe danach
nie mehr Juengeren einen Joint angeboten.

Trotzdem freute ich mich sehr, bei den Filmaufnahmen R.A.Wilson
zu treffen und mit ihm einige Zeit in Ruhe reden zu koennen.
Denn wer selbst denken kann, dem geben seine Buecher viel.



...
>     Ein bischen Hackers, ein bischen Trainspotting, ein bischen
> Wargames - und dennoch ein ganz und gar eigener Film.
> Schauspielerisch durchweg gute Leistungen von allen Beteiligten, auch
> ohne die ganz großen Stars. So muß ein Film sein! Sehenswert ist er
> nicht nur für Computerfreaks oder potentielle Einbrecher auf der
> Datenautobahn, sondern wegen seinem Verzicht auf allzuviel
> Computerslang eigentlich für jeden.

Vor ein paar Tagen war eine Anzeige fuer den Film auf der Seite 1
der BILD-Zeitung. Das kostet. Soviel als Realitaetsabgleich nebenher.

Fragen beantworte ich gerne, so gut und so ehrlich ich kann.
Ich habe zum Glueck keine Probleme wie "Hans" in Spiegel-TV,
meinen Arsch retten zu muessen, sondern kann sagen, was war.

Genau diese Freiheit zu wahren, empfehle ich Juengeren weiterhin,
genau wie damals. Und ich bin froh, hier Kontinuitaet zu zeigen.

wau