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Re: [FYI] UNESCO: Provider sollen zensurieren



Angelika:
> > wau@nitram.berlin.ccc.de created on 18.01.1999 at 15:03:50 following
> message:
> 
> >>On Sun, Jan 17, 1999 at 11:36:32PM +0100, PILCH Hartmut wrote:
> >...
> >> Behauptung, bei uns haetten "paedophile Politiker" das Sagen, verdutzt
> >> mich noch mehr.  Belege?
> >
> >Das "bei uns" bezogen auf EU: die belgischen Skandale bewiesen
> >die Verwicklung hoeherer Regierungskreise.
> 
> Gerade der belgische Skandal sollte uns aber auch zur Trennschaerfe mahnen.
> zwischen:
> - Paedophilie
> - Paedosexualitaet und -sadismus
> - Geschaeftsinteressen
> 
> Die Frauenbewegung hatte frueher mal - Doppelaxt schwingend - den
> "Schlachtruf" drauf: "Jeder Mann ist (potentieller) ein Vergewaltiger"... 
> danach kam: "Jeder Vater ist ein (potentieller) Missbraucher seiner Tochter"
> (Wildwasser) ...
> ...und in punkto Paedophilie hoeren wir heute: "Jeder Paedophile ist ein
> Kinderschaender" ... 
> - wie sehr aehnelt sich doch das Strickmuster, um einfache Weltbilder
> aufzubauen.. -
> 
> Das moechte ich zu bedenken geben... und alle bitten, sich mit dem Thema
> etwas analytischer, intensiver und wissenschaftlicher zu beschaeftigen.

Diese Differenzierung in allen Ehren, aber es passen weder die Emanzensprueche
in dieser Situation als Vergleich noch die Unterscheidung nach Business
vs. non-Business.

Vergewaltigung allgemein, nicht nur von Kindern, wird nicht dadurch
besser oder ertraeglicher fuer das Opfer, dass der Taeter sein Opfer mag
oder psychisch krank ist. Die Sprueche der Frauenbewegung sind verfehlt,
weil sie nicht den konkreten Taeter kriminalisieren, der er ist, sondern
auf der Basis einer hypothetischen Moeglichkeit, etwas zu tun, jeden Mann
automatisch zum Taeter machen, unabhaengig davon, ob irgendeine Aktion,
die auch nur annaehernd mit der Anschuldigung zu tun haben koennte, auch
nur im entferntesten nachweisbar ist. Das ist in der Tat ein einfaches
Schubladenmodell. Hinlaenglich bekannt ist sowas unter dem Begriff
Diskriminierung. 

Definiere mir "paedophil", wie Du es verstehst. Meine Definition ist bereits
auf diejenigen eingeschraenkt, welche ein Interesse an Kindern zum Zwecke
der eigenen sexuellen Befriedigung haben. Eltern, die ihre eigenen
Kinder lieben (nicht im Sinne von koerperlicher Liebe), sind damit noch 
lange nicht paedophil, genausowenig wie jeder Sex in der Partnerschaft
automatisch Vergewaltigung ist. So gesehen gibt es IMHO keine Unter-
scheidung zwischen Paedophile und Paedosexualitaet. Eine Differenzierung 
zwischen Personen, die sich nur an Bildern aufgeilen oder aktiv Kinder
sexuell missbrauchen oder sich sogar sadistisch vergehen, oder "nur"
Bilder von solchen Verbrechen verbreiten, ist bestenfalls noch rechtlich 
fuer das Strafmass interessant. Und darueber laesst sich erst feilschen,
wenn der Schaden bereits entstanden ist und nicht mehr korrigierbar ist.

Und es geht mir dabei im Gegensatz zu dem Wildwasser-Schwachfug nicht
um eine Rundumschlag-Diskriminierung, sondern konkret um eine Positions-
beziehung gegenueber denjenigen, die tatsaechlich aktiv an solchen Praktiken
beteiligt sind oder in der Lage waeren, sie zu verhindern, aber dies nicht
tun/getan haben (genannte Politiker). Wenn das ein simples Weltbild in
der Art "Wer einen Schwanz hat, ist ein Verbrecher", dann liefere mir bitte
ein adaequateres, welches ohne Nebelkerzen wie "guter Taeter" (aus wahrer
Liebe zum Kind) und "boese Taeter" (des schnoeden Mammons wegen) auskommt.
Trennschaerfe fuehrt dabei nur in die juristische Irre, ob eine solche Tat 
nun "minderschwer" ist, weil es 2 Jahre Knast gibt, oder "sehr schwer", weil 
es 5 Jahre sind. Die Betroffenen - die Kinder - fragt man dabei ueblicherweise
nicht.

Viele Gruesse
Holger

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