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Re: [FYI] UNESCO: Provider sollen zensurieren



Hi,

Quoting Holger Veit (Holger.Veit@gmd.de):
> Angelika:
> > > wau:
> > >> PILCH Hartmut:
> > >...
> > >> Behauptung, bei uns haetten "paedophile Politiker" das Sagen, verdutzt
> > >> mich noch mehr.  Belege?
> > >
> > >Das "bei uns" bezogen auf EU: die belgischen Skandale bewiesen
> > >die Verwicklung hoeherer Regierungskreise.
> > 
> > Gerade der belgische Skandal sollte uns aber auch zur Trennschaerfe mahnen.
> > zwischen:
> > - Paedophilie
> > - Paedosexualitaet und -sadismus
> > - Geschaeftsinteressen
> > 
> > Die Frauenbewegung hatte frueher mal - Doppelaxt schwingend - den
> > "Schlachtruf" drauf: "Jeder Mann ist (potentieller) ein Vergewaltiger"... 
> > danach kam: "Jeder Vater ist ein (potentieller) Missbraucher seiner Tochter"
> > (Wildwasser) ...
> > ...und in punkto Paedophilie hoeren wir heute: "Jeder Paedophile ist ein
> > Kinderschaender" ... 
> > - wie sehr aehnelt sich doch das Strickmuster, um einfache Weltbilder
> > aufzubauen.. -
> > 
> > Das moechte ich zu bedenken geben... und alle bitten, sich mit dem Thema
> > etwas analytischer, intensiver und wissenschaftlicher zu beschaeftigen.
> 
> Diese Differenzierung in allen Ehren, aber es passen weder die Emanzensprueche
> in dieser Situation als Vergleich noch die Unterscheidung nach Business
> vs. non-Business.
> 
> Vergewaltigung allgemein, nicht nur von Kindern, wird nicht dadurch
> besser oder ertraeglicher fuer das Opfer, dass der Taeter sein Opfer mag
> oder psychisch krank ist. Die Sprueche der Frauenbewegung sind verfehlt,

Hierzu moechte ich - im Gegensatz zu vielen abgehobenen Diskussionen, wo 
meist die Kinder, die das erleben, vergessen werden, mal eine zu Wort
kommen lassen [1]:
"Es fiel mir schwer, zu jemandem zu sagen, dass ich ihn gern habe oder dass
ich ihn liebe. Oder sie. Weisst du, mein Vater war immer ganz zaertlich
und liebevoll zu mir. Er sagte immer: 'Ich liebe dich. So wie ich dich
liebe, kann ich deine Mutter gar nicht lieben.' Er sagte das zu mir, 
waehrend er gleichzeitig diese furchtbaren Sachen mit mir machte. Und
deswegen habe ich wirklichg Angst gehabt zu sagen 'Ich liebe dich.'"

> weil sie nicht den konkreten Taeter kriminalisieren, der er ist, sondern
> auf der Basis einer hypothetischen Moeglichkeit, etwas zu tun, jeden Mann
> automatisch zum Taeter machen, unabhaengig davon, ob irgendeine Aktion,
> die auch nur annaehernd mit der Anschuldigung zu tun haben koennte, auch
> nur im entferntesten nachweisbar ist. Das ist in der Tat ein einfaches
> Schubladenmodell. Hinlaenglich bekannt ist sowas unter dem Begriff
> Diskriminierung. 

yep

> Definiere mir "paedophil", wie Du es verstehst. Meine Definition ist bereits
> auf diejenigen eingeschraenkt, welche ein Interesse an Kindern zum Zwecke
> der eigenen sexuellen Befriedigung haben. Eltern, die ihre eigenen
> Kinder lieben (nicht im Sinne von koerperlicher Liebe), sind damit noch 
> lange nicht paedophil, genausowenig wie jeder Sex in der Partnerschaft
> automatisch Vergewaltigung ist. So gesehen gibt es IMHO keine Unter-
> scheidung zwischen Paedophile und Paedosexualitaet. Eine Differenzierung 

Es ist irgendwie eine Angewohnheit von Psychologen - kommt mir jedenfalls
manchmal so vor - im Grunde nicht negative Worte zu verwenden, um Stoerungen
zu beschreiben. Natuerlich heisst "paedophil" im Grunde nichts anderes als
Liebe zu Kindern. Und trotzdem wird es heute im Sinne von koerperlicher
Liebe sprich Sex zu Kindern verwendet. Ueber Wortstaemme zu streiten
mag interessant sein - die Frage ist, wie sinnvoll es ist...

(...)
> tun/getan haben (genannte Politiker). Wenn das ein simples Weltbild in
> der Art "Wer einen Schwanz hat, ist ein Verbrecher", dann liefere mir bitte
> ein adaequateres, welches ohne Nebelkerzen wie "guter Taeter" (aus wahrer
> Liebe zum Kind) und "boese Taeter" (des schnoeden Mammons wegen) auskommt.
> Trennschaerfe fuehrt dabei nur in die juristische Irre, ob eine solche Tat 
> nun "minderschwer" ist, weil es 2 Jahre Knast gibt, oder "sehr schwer", weil 
> es 5 Jahre sind. Die Betroffenen - die Kinder - fragt man dabei ueblicherweise
> nicht.

Das ist der Punkt, der mich am meisten aufregt. Es geht nicht um die
Kinder und nicht darum, wirklich etwas zu verhindern. Wer fragt nach
den Ueberlebenden des Missbrauchs? Oder nach den Gruenden, _warum_ er
ueberhaupt entsteht (ich weiss, ist nochmal eine andere Baustelle)?

Mel

[1] Ellen Bass/Laura Davis "Trotz allem", Orlanda Frauenverlag.
Kann ich sehr empfehlen, ist mir auch von mehreren von sexuellem 
Missbrauch betroffenen Frauen empfohlen worden.