Re: [FYI] UNESCO: Provider sollen zensurieren

[PILCH Hartmut <phm@a2e.de>]

Gunnar Anzinger schrieb:

> > Das andere Extrem ist der konsequente Liberalismus, der sogar der
> > Kinderpornographie freien Lauf laesst, so lange niemand direkt nachweisbar
> > zu Schaden kommt. In dieser Gesellschaft kommt der Sexualitaetsmarkt zur
> > groessten Entfaltung, wird sogar zu einer Saeulenindustrie des Internet: 
> > billiger Internetzugang fuer Jedermann, finanziert von den Pornoanbietern,
> > deren Spam man dafuer freiwillig duldet.
> 
> Also ich weiß ja nicht, was *du* willst, aber "alles zulassen, solange
> niemand dabei nachweisbar zu Schaden kommt" trifft eigentlich so ziemlich
> genau das, was *ich* will - und ich hoffe, ich bin da nicht der einzige.

Bestimmt nicht.  Im Sozialkundeunterricht wurde uns allen, glaube ich,
eingeimpft, dass wir die Dinge so beurteilen sollen.  Dabei wird viel von
der gesellschaftlichen Wirklichkeit ausgeblendet.  Die Gesellschaft
besteht eben nicht aus frei entscheidenden muendigen Individuen, sondern
auch aus Marktmaschinerien, die oeffentliches Gelaende besetzen,
Mitlaeufer anleiten und das Wertgefuege der Gesellschaft in einer blinden,
dem oeffentlichen Interesse entgegengesetzten Weise bestimmen.  K. 
Galbraith nennt diesen Teil der Privatwirtschaft uebrigens den
"planwirtschaftichen Teil".  Egal ob vom Staat oder von anderen
Maschinerien geplant.  Dies nicht zu sehen, ist der grosse Fehler des
Liberalismus. 
 
> > Wenn wir den totalen Liberalismus nicht wollen, muessen wir uns fuer
> > ein paar Verbote entscheiden und damit den Spielraum der
> > Sexualitaetsvermarktung mehr oder weniger einengen.
> 
> Solche Verbote lehne ich natürlich strikt ab. Die Grenze ist genau dort,
> wo Menschen gegen ihren Willen direkt zu Schaden kommen.

Das entspricht dem strikten Grundsatz aus dem Sozialkundeunterricht. 
M.E. ist das auch eine Art Fundamentalismus: ein Festklammern an Grundsaetzen,
ohne die die Welt ins Schleudern geraten wuerde.  Das was die alten Roemer
"Fiat iustitia, pereat mundus" nannten.
Unser Fundament ist die zur Ideologie erhobene Fundamentlosigkeit.
Aber das kann man hinnehmen, es gibt schlimmeres, und die Welt wird
auch mit KiPo nicht untergehen.

-- 
Hartmut Pilch
http://www.a2e.de/phm/