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Re: Urheberrecht - Re: International Lyrics Server



Rigo:
> Die Abschaffung des Urheberrechts steht nicht zur Debatte, 
> da sogar die GNU-License letztlich darauf basiert.

Exakt.  Wo es aber Spielraum gibt/geben sollte, ist die Frage,
was nach Tod deS AutorS passiert.  Ich habe so die Vermutung,
daß Diskussionen darüber auch deswegen so heikel sind, weil es
da immer um dieses Drei-Buchstaben-Wort geht, das uns allen ein
wenig Angst macht.

Der von mir zitierte Link zeigt, daß es in der Vergangenheit auch
Regelungen gab, die einen kürzeren Zeitraum als die aktuellen 
siebzig Jahre enthielten.  Warum sich dieser Aspekt so extrem entwickelt 
hat, ist mir allerdings unklar, vor allem im Licht der heutigen
beschleunigten Entwicklung.  Wer eine längere Ruhezeit des (c)
mit dem Argument vertritt, damalige Werke wären es wert, länger
geschützt zu werden, müßte mir erklären, warum Verlage besonders
dazu geeignet sind, Werke zu schützen --- oftmals fallen "Ladenhüter"
dieser Argumentation zum Opfer, was sicher nicht im Sinn der Autoren
ist, denn wenn sich meine Sachen nicht verkaufen, will ich sie
wenigstens a la Escher verbreitet wissen; außerdem ist durch Spiegelung
im Netz viel eher eine Unsterblichkeit garantiert als durch Lagerung
einer einzigen Kopie, womöglich auf kurzlebigen Medien --- und man
müßte mir erklären, wie die derzeitige Regelung Fortschritt und
Kreativität begünstigt (der Grundgedanke des Copyright) in einer
Zeit, in der neue Problemlösungen vermehrt das Zurückgreifen auf
bewährte Lösungen (Software is hard zB) erfordert.

Warum also diese lange Zeitspanne?  Angst vor Mord aus langfristigen
Gewinnmotiven?  Davon kann doch heute bei zB zwanzig Jahren nicht die
Rede sein.  Es ist ja schon völlig unklar, wie die Welt in zehn Jahren
aussieht.  Oder wenn es gute Gründe dafür gibt, gibt es Möglichkeiten,
das (c) zu einem bestimmten Zeitpunkt automatisch in eine GPL-artige
Lizenz umzuwandeln?  Laßt doch mal die Ideen rollen...

In jedem Fall sollte mal nachgefragt werden, ob Publisher überhaupt
technisch in der Lage sind, den Zerfall/das Verschwinden von Kulturgut
zu verhindern, wenn sie schon die Leichen fleddern.  Oder nennen wir
es einfach Evolution-In-Action, wenn sich heutige Autoren mit Haut und
Haar der Geldmaschine verschreiben, und dafür umso schneller in
Vergessenheit geraten werden?

Diesmal wirklich zu lang,
ralf
-- 
http://www.tmt.de/~stephan/