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Re: [FYI] MP3-Suchmaschinen



 HiYa!

Horns@t-online.de (Axel H. Horns)  schrieb:

>http://www.intern.de/99/05/02.shtml

seen.

>                           Schon seit Monaten sorgen mobile
>                           Abspielgeräte für Unruhe, weil diese Geräte
>                           die Musikübertragung via Internet aus dem
>                           Dunstkreis der Computer-Freaks befreien.

Das ist ein beliebtes Horrorszenario, aber nicht zutreffend. s.u.

>                           Der Rio-Player beispielsweise ist ein
>                           tragbares Gerät, etwa so groß wie eine
>                           Zigarettenschachtel. Bestückt mit 64MB
>                           Arbeitsspeicher können auf diesem Gerät
>                           bereits mehrere Stunden Musik im MP3-Format
>                           gespeichert werden.

Dazu eigene Erfahrungswerte: Der Rio wird mit 32 MB ausgeliefert und kann
um eine Flash-RAM-Card (wie fuer Digitalkameras ueblich) erweitert werden.
Der Speicher wird dann in zwei Baenken (internal und external) verwaltet.
Derzeit sind max. 16 MB-Karten erhaeltlich, ich warte noch auf 32er.
Die damit verfuegbare Spielzeit ist von der Datendichte ( = Qualitaet)
der Musikstuecke abhaengig. Fuer CD-Qualitaet (44,1 kHz, 16Bit, stereo)
wird eine Datendichte von 128 kbps verwendet. Damit laesst sich eine
Spielzeit von ca. 30-35 Min. fuellen. Um 'mehrere Stunden', selbst mit
64 MB, zusammenzukriegen, muss man schon auf 'Mono-Mittelwellenradio'
runtergehen.

Was ist noetig, um Musik auf den Rio zu bringen? Er wird ueber ein eigenes
Anschlusskabel am Parallelport des Rechners angeschlossen. Die Uebertragung
wird komplett von einer Software auf dem PC gesteuert. Mit dieser wiederum
werden mp3-Files von der Platte eingespielt. Die Laengenangabe erfolgt in
Bytes, die Zusammenfassung und Restzeit in KByte. Die Files werden mit dem
Filenamen aufgefuehrt (auch wenn ID3-Infos[1] im File enthalten sind).

Mit dem Rio wird eine mp3-Software (MusicMatch) geliefert, die Musikstuecke
von Audio-CDs grabben und direkt als mp3 ablegt. Die beigelegte Version
ist Shareware und grabbt max. 50 Titel. Die Files werden defaultmaessig
mit der CD-ID + TrackNr benannt. ID3-Informationen werden keine eingetragen,
auch wird keine Moeglichkeit geboten, selbst Eintraege vorzunehmen.

>                           Angesichts dieser Situation stellen
>                           Suchmaschinen für die Musikindustrie eines
>                           der größten Probleme dar, denn durch sie
>                           werden die Adressen für MP3-Fans am
>                           weitesten verbreitet.

mp3-Files im Internet liegen im Regelfall auf FTP-Servern, die nur ueber
wenig Ports verfuegen und zudem haeufig Fido-like mit Up/Download-Ratio
arbeiten. Der Zugriff ueber Webbrowser ist im Regelfall kaum moeglich,
hier ist idR ein FTP-Client der alten Schule gefragt (so richtig mit
'nem Prompt und so, ansonsten entgehen einem die z.T. relevanten Infos,
die das leechen erst moeglich machen.

>                           Da muß die aktuelle Ankündigung der
>                           Suchmaschine Lycos für die Verleger einen
>                           Schlag ins Gesicht darstellen: Unter dem
>                           Namen MP3-Search wurde eine spezielle
>                           Suchmaschine für MP3-Dateien eingerichtet.

Nette Suchmaschine, findet tatsaechlich viel mehr Links als nach der
bisherigen Methode. Aber das Resultat bleibt das Gleiche. Selbst die Links,
die mit 'guter Verfuegbarkeit' gekennzeichnet sind, enden im 'FTP Error'.
Da duerften den Musikverlegern wohl kaum graue Haare wachsen koennen.
Ausserdem, $200 fuer den Player auszugeben, um 'kostenlos' an Musik
ranzukommen? Etwas weit hergeholt, wuerde ich sagen.

Ansonsten laesst sich die Variante 'mp3 via FTP-Server' noch am Besten
fuer die Musikstuecke einsetzen, die man im regulaeren Handel eh' nicht
mehr bekommt (warte seit Ende November auf die Zusendung zweier vergriffenen
Scheibe durch einen CD-Versender. Das Teil, das fuer eine Bekannte war, habe
ich als mp3 aus dem Netz gezogen und ihr zu Sylvester auf CD gebrannt).

Fuer mich ist mp3 ansonsten eine nette Variante um meine Musik-CD-Flut
in den Griff zu bekommen[2] (1600 Titel auf einer 6GB-Platte).
Alle Titel auf eine Platte, und die Jukebox mit unmittelbarem Zugriff
ist fertig (gut, wenn man an der HiFi-Anlage noch Eingaenge frei hat).
Jetzt braucht es nur noch ein vernuenftiges FrontEnd, der derzeitige
Shuffle-Mode ist zwar witzig, aber nicht die entgueltige Loesung.

Das Argument 'Ja, dann kann man ja von anderen Musikstuecke kopieren,
ohne die CDs selbst zu kaufen' zieht nicht. Das war auch vorher schon
moeglich. Man nehme eine handelsuebliche HiFi-Anlage mit CD-Player
und Tape-Deck, die CDs vom Kumpel und ein Tape.....

Konsequenz: Die 'Gefahr', die von mp3 ausgeht, ist wie ueblich voellig
uebertrieben. Derzeit bietet es dem Computerfreak lediglich eine weitere
Variante, sich (seine) CDs zu kopieren. Ob auf Tape, als WAV oder mp3
auf Platte, ist dabei voellig egal. Aber demjenigen, der 'keinen
Videorecorder programmieren kann', wird mp3 wohl noch einige Zeit
verschlossen bleiben. In jedem Fall glaube ich nicht an den prognosti-
zierten Gebuehrenausfall (GEMA, RIAA) durch mp3.

[1] ID3: Ein Verfahren, Informationen an das Audio-File dranzuhaengen.
Hier finden sich Interpret, Titel, Album, Genre, etc. wieder. Es gibt
bereits div. Varianten von ID3, z.T. mit einem JPG oder den Lyrics.
Die mp3-Player (Software) beschraenken sich idR auf die Anzeige von Titel
und Interpret. Der Rio selbst hat keine Anzeigemoeglichkeit dafuer.

[2] Die mp3-Filelaenge betraegt gegenueber herkoemmlichen WAVs etwa 1:12.
Ein 4-Minutenstueck entspricht bei 128 kbps etwa 3.5 MB.

MfG, Olaf
-- 
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## Int*l ueber P5: Was denken Sie denn, warum das FLIESS-komma heisst?