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Re: [FYI] Kirchs d-box bekommt Konkurrenz



On Sat, Feb 06, 1999 at 11:34:27AM +0100, Axel H. Horns aus:
> http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/1796/1.html
...
> Plattform "Free Universal Network" den Digital-TV-Markt besetzen. 
> 
> Die Mitgliedsrunde ist prominent besetzt: Nicht nur die
> Landesrundfunkanstalten der ARD, das Institut für Rundfunktechnik, die

Es ist schon eine paar Jahre her, dass die ARD einen "kostenguenstigen"
Digitalreceiver in den ARD-Programmen vollmundig ankuendigte; das habe
ich nicht vergessen und das gehoert hier erinnert.

...
> Zwar wurden gemäß dem Grundsatz des freien Wettbewerbs auch die

Die "Vorladung" geschah IMO nach dem Grundsatz gezielter Bissigkeit :-)

> Betreiber der digitalen Pay-TV-Sender DF1 (Kirch) und Premiere
> (Kirch/Bertelsmann) zur offiziellen Gründungsversammlung Mitte Februar
> geladen, doch ihr Kommen ist unwahrscheinlich. Erst wenige Tage zuvor
> hatte Betaresearch, die Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft der
> Kirch-Gruppe, die Programmierschnittstelle ihres proprietären
> Digitalempfängers d-box offengelegt. Damit gibt es endlich einen

Da fehlt schon wieder etwas wichtiges.
Denn die "Offenlegung" kostet jeden Neugierigen eine fuenfstellige
Summe. Wer mehr als die Presseverlautbarungen von beta liest und
nicht nur Pro7 schaut, koennte und sollte das bemerkt haben.
Insofern ist:

> freien Zugang zur d-box-Plattform, neue Anbieter können ihre

eine aehnlich teure Form von Freiheit wie bei M$; dort darf jeder
ja auch alles zu Windows dazubauen, wenn er die Entwicklerdoku
samt NDA kaeuflich an sein Bein bindet.

Dass dieses Detail bei TELEPOLIS fehlt, missfaellt mir.
Nachbessern bitte.

> Anwendungen mit Hilfe eines Entwicklungspakets von Betaresearch selbst
> progammieren. Das d-box-Kartell aus DF-1, Premiere und die Telekom
> behält jedoch die Kontrolle der Weiterentwicklung der Plattform in den
> eigenen Händen. 

Nicht nur das: die "Leoniden" haben einen Vorteil, der der Rolle des
FTZ zu Zeiten des Postmonopols aehnelt. Denn das FTZ hatte komplette
Entwicklungsunterlagen aller Hersteller, die eine FTZ-Zulassung
wollten. Beim Zulassungstiming geschah es oft, dass kleine Firmen
eine spaetere Zulassung erhielten als ein Hoflieferant, der rein
zufaellig mit einem neuen Feature eines "kleinen" Unternehmens
dank der Zulassung vor dem "kleinen" am Markt war.
Das geschah auch dann, wenn der Zulassungsantrag des "kleinen"
frueher gestellt wurde als der von einem "Hoflieferanten" und
von genau solchen Faellen erfuhr ich - die "anderen" Faelle
buchten die "kleinen" ab unter "kann man sich nicht einmal
beschweren darueber".

Dieses "Knowhow" der indirekten Knowhowerschleichung scheint mir
von der T in die Allianz eingebracht worden zu sein.
 
...
> Open-TV als Betriebssystem für ihre Boxen. Künftig sollen auch offene
> Programmiersprachen wie JAVA integriert werden. Decoder, die diese

"Kuenftig": wenn die Verzoegerung bis zur Herstellung ausreichend
dimensioniert wird, greift Moores Law und das klappt dann dank der
erst dann verfuegbaren und fuer Java noetigen Rechenleistung.

> Standards erfüllen, werden automatisch aktualisiert und damit ständig

Nicht einmal der Zwangs-Update-Schwachfug wird kritisch thematisiert.

Bekanntlich wurde bei der d-box eine Aktualisierung per Satellit
durchgefuehrt und das mit der d-box gekaufte Feature "Abspielen 
von Video-CDs" funktionierte anschliessend nicht mehr. Genau
darueber spottete ich gegenueber einem fast geifernden DF1-Techie,
der die "damals" in der DATENSCHLEUDER verbreitete Bauanleitung zum
Auslutschen und Aendern der d-Box-Software fuer "kriminell" hielt;
vergleichbare Behauptungen verbreitete damals auch NOKIA und der
Laden hat das auf der hoeheren Ebene bis heute nicht begriffen;
zumindest entnahm ich das Aeusserungen von andy@ccc, der vor
kurzem in Kopenhagen versuchte, denen das Prinzip "Open Source
fuers Handy" zu erklaeren.

Damals warnte ich den beta-Techie, der dem CCC mit Juristen drohte,
dass ein Kunde, dem eine mitgelieferte Geraeteeigenschaft wie
"Abspielen von Video-CDs" durch ein "Update" ohne Kunden-Zustimmung
"weggenommen" wird, das Recht hat, die Beta-Software zu zerlegen und
selbst nachzubessern.

Die d-box ist meines Wissens das erste "Haushaltsgeraet", das
Freunde von mir mit einer Schaltuhr betrieben haben, damit es
sich nicht versehentlich des Nachts ein "Update" einfaengt vom
Satellit (wer war dafuer eigentlich juristisch haftbar: beta
oder der Transpondermieter oder der Geraeteverkaeufer :-?

Auch hier faellt der TELEPOLIS-Artikel auf Reklamegeroell herein
(hier: das der OPEN TV-ler) ohne dies kritisch zu reflektieren.

Ende des historischen Schlenkers und Folgerung:
Auch OPEN TV hat sich bei seiner Update-Politik an den bei
der d-box gemachten schlechten Erfahrungen zu messen.

Aber dazu sind Journalisten noetig, die dieses - bekannte -
Problem ueberhaupt begreifen.
Grummel.

> der technischen Entwicklung angepaßt. Die vom Hersteller Galaxis im
> November vorgestellte Open-TV-Box beispielsweise ermöglicht über eine
> optionale "PCMCIA Common Interface"-Steckkarte nicht nur den Empfang

_Das_ ist eine gute Sache. Herr Lepper von Technisat hat das schon
vor Jahren (!) gewollt und das stand auch in der INFOSAT. Aber bis
der "Rest" der TV-Hersteller den Satz "People Cant Memorize Cryptic
Interface Acronyms" aussprechen konnte, weil sie sowas auch in ihren
Windoof-Schlepptops hatten, dauerte es halt ein paar Jahre.

Mit PCMCIA werden Pay-TV-Kisten wenigstens ein bisschen "offener".
wau

-- 
Bei fortschreibender Speicherung historischer u. zeitgenoessischer Texte
so wie es Mose tat waere der Weltgranitvorrat vermutlich im Mittelalter
erschoepft gewesen und jeder Mensch der Erde als Steinhauer taetig.
Speichermedien sind aber nur ein Parameter der I+K-Geschichte.