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Windows für Schulen???



Sehr geehrter Herr Pilch,
 
vielen Dank für die Zusendung des offenen Briefes an Ministerpräsident Clement. Zwar glaube ich nicht, dass NRW mit einem E-Commerce-Zentrum, das in Zusammenarbeit mit MS aufgebaut wird, in die technologische Isolation abzugleiten droht, da sonst allerorten Open Source-Produkte das Rennen machen werden. Aber im Ergebnis ist dem Brief doch in allen Punkten zuzustimmen.
 
Ein Aspekt, der mir noch mehr auf den Nägeln brennt, ist Ausstattung von Schulen. Denn dort werden junge und unvorbelastete Menschen an die Offenheit, Leistungsfähigkeit und technischen Sicherheit der Linux-Welt herangeführt, oder eben nicht. Ein Mitvierziger, der seit 10 Jahren im Büro mit MS-Word arbeitet, wird sich schwer tun, etwas anderes als Windows auf seinem Schreibtisch zu dulden. Doch ein 15jähriger, der selbst an der Anwendungs- oder Systementwicklung unter Linux mitwirken kann, der erlebt, mit welch atemberaubender Dynamik dort kostenlose Software in weltumspannenden Arbeitsgruppen entstehen, wird sehr viel mehr Offenhiet für dieses zutiefst demokratische Projekt mitbringen.
 
Daher interessieren mich besonders folgende Fragen:
 
- In welchem Umfang wird Linux an deutschen Schulen eingesetzt?
 
- Berücksichtigt die Lehreraus- und -fortbildung die Open Source-Welt?
 
- Was wird derzeit unternommen, um die Schulen und Entscheidungsträger von den Vorteilen, die Linux im Vergleich zu Windows bietet, zu überzeugen?
 
- Sind die finanziellen Einsparmöglichkeiten, die Linux mit sich bringt, allgemein bekannt? Hat mal jemand durchgerechnet, wie groß die Einsparungen sein würden?
 
Es wäre beruhigend zu wissen, dass diese Fragen bei Fitug oder anderswo behandelt werden. Ggf. wäre an eine Informationskampagne bei Schulen und Lehrplanern zu denken.
 
Auch an dieser Stelle möchte ich noch auf den Vierten Zwischenbericht der Enquete-Kommission des Bundestages "Zukunft der Medien - Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft" hinweisen, in dem es heißt:
 
>
>
>
>"Damit erweist sich das Betriebssystem als das für die Gesamtsicherheit des
>Systems bedeutsamste Element, an das die höchsten Sicherheitsanforderungen
>zu
>stellen sind. Hier kann auch sehr viel mehr Aufwand betrieben werden, da
>hier
>nicht eine Vielzahl verschiedener Programme zu verschiedenen Anwendungen
>betrachtet werden muß, sondern nur ein universelles Programm(-paket)
>Gegenstand
>der Betrachtung sein muß.
>Vor diesem Hintergrund ist es nicht zu verantworten, daß in nahezu allen
>Bereichen Betriebssysteme, die nicht im Quelltext vorliegen und die schon
>von
>ihrer Struktur her den Sicherheitsanforderungen widersprechen, eine so weite
>Verbreitung erreicht haben120). Während bei allen anderen Industrieprodukten
>eklatante Fehler zu entsprechenden Reaktionen der Presse und der
>Verbraucher führen (Beschwerde, Umtausch, Rückgabe usw.), herrscht im
>Softwarebereich ein gewisser Verbraucherfatalismus gegenüber der
>unübersichtlichen Technik, der Produkte zusammen mit ihren bekannten Fehlern
>zum
>De-facto-Standard werden läßt.
>An dieser Stelle besteht dringender Handlungsbedarf für Politik, Verwaltung,
>Wirtschaft, Forschung und Entwicklung."
 
Dem kann ich nur uneingeschränkt zustimmen. Scheinbar hat diesen Bericht niemand gelesen, am wenigsten Wolfgang Clement.
 
MfG
 
Stefan Penkoke