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Windows für Schulen???
- To: <debate@fitug.de>
- Subject: Windows für Schulen???
- From: "Stefan Pankoke" <pankoke@foni.net>
- Date: Sat, 13 Feb 1999 14:03:45 +0100
- Comment: This message comes from the debate mailing list.
- Sender: owner-debate@fitug.de
Sehr geehrter Herr Pilch,
vielen Dank für die Zusendung des offenen Briefes an
Ministerpräsident Clement. Zwar glaube ich nicht, dass NRW mit einem
E-Commerce-Zentrum, das in Zusammenarbeit mit MS aufgebaut wird, in die
technologische Isolation abzugleiten droht, da sonst allerorten Open
Source-Produkte das Rennen machen werden. Aber im Ergebnis ist dem Brief doch in
allen Punkten zuzustimmen.
Ein Aspekt, der mir noch mehr auf den Nägeln brennt, ist
Ausstattung von Schulen. Denn dort werden junge und unvorbelastete Menschen an
die Offenheit, Leistungsfähigkeit und technischen Sicherheit der Linux-Welt
herangeführt, oder eben nicht. Ein Mitvierziger, der seit 10 Jahren im
Büro mit MS-Word arbeitet, wird sich schwer tun, etwas anderes als Windows
auf seinem Schreibtisch zu dulden. Doch ein 15jähriger, der selbst an der
Anwendungs- oder Systementwicklung unter Linux mitwirken kann, der erlebt, mit
welch atemberaubender Dynamik dort kostenlose Software in weltumspannenden
Arbeitsgruppen entstehen, wird sehr viel mehr Offenhiet für dieses zutiefst
demokratische Projekt mitbringen.
Daher interessieren mich besonders folgende
Fragen:
- In welchem Umfang wird Linux an deutschen Schulen
eingesetzt?
- Berücksichtigt die Lehreraus- und -fortbildung die Open
Source-Welt?
- Was wird derzeit unternommen, um die Schulen und
Entscheidungsträger von den Vorteilen, die Linux im Vergleich zu Windows
bietet, zu überzeugen?
- Sind die finanziellen Einsparmöglichkeiten, die Linux
mit sich bringt, allgemein bekannt? Hat mal jemand durchgerechnet, wie
groß die Einsparungen sein würden?
Es wäre beruhigend zu wissen, dass diese Fragen bei Fitug
oder anderswo behandelt werden. Ggf. wäre an eine Informationskampagne bei
Schulen und Lehrplanern zu denken.
Auch an dieser Stelle möchte ich noch auf den Vierten
Zwischenbericht der Enquete-Kommission des Bundestages "Zukunft der Medien
- Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft" hinweisen, in dem es
heißt:
>
>
>
>"Damit erweist sich das Betriebssystem als
das für die Gesamtsicherheit des
>Systems bedeutsamste Element, an
das die höchsten Sicherheitsanforderungen
>zu
>stellen sind.
Hier kann auch sehr viel mehr Aufwand betrieben werden,
da
>hier
>nicht eine Vielzahl verschiedener Programme zu
verschiedenen Anwendungen
>betrachtet werden muß, sondern nur ein
universelles Programm(-paket)
>Gegenstand
>der Betrachtung sein
muß.
>Vor diesem Hintergrund ist es nicht zu verantworten, daß
in nahezu allen
>Bereichen Betriebssysteme, die nicht im Quelltext
vorliegen und die schon
>von
>ihrer Struktur her den
Sicherheitsanforderungen widersprechen, eine so weite
>Verbreitung
erreicht haben120). Während bei allen anderen
Industrieprodukten
>eklatante Fehler zu entsprechenden Reaktionen der
Presse und der
>Verbraucher führen (Beschwerde, Umtausch,
Rückgabe usw.), herrscht im
>Softwarebereich ein gewisser
Verbraucherfatalismus gegenüber der
>unübersichtlichen Technik,
der Produkte zusammen mit ihren bekannten
Fehlern
>zum
>De-facto-Standard werden läßt.
>An
dieser Stelle besteht dringender Handlungsbedarf für Politik,
Verwaltung,
>Wirtschaft, Forschung und Entwicklung."
Dem kann ich nur uneingeschränkt zustimmen. Scheinbar hat
diesen Bericht niemand gelesen, am wenigsten Wolfgang Clement.
MfG
Stefan Penkoke