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Re: Welthandelssprache



On Wed, Feb 24, 1999 at 07:06:51PM +0100, Johannes Ulbricht wrote:
...
> Technische E-Commerce-Standards setzen inhaltliche (d. h. 
> juristische/oekonomisch/soziale) Standards zwischen den Vertragsparteien zu 
> ihrer Funktionsfaehigkeit voraus, bzw. schaffen diese umgekehrt (zumindest 

Ich hoffe, dass die Folien der cnec-Vortrags ueber Bertelsmanns
Konzernstrategien bei e-Commerce (wie kurz auf debate@fitug berichtet)
demnext als URL greifbar sind. Die Juristin hatte da klare Ansprueche
an Micropayments und meinte, sie waeren mit Digicash nicht zufrieden,
das kaeme nicht in Frage - ich habe aber nicht begriffen, warum.

> teilweise) auch erst: Wie der Vertrag zwischen mir und dem Online-Laden, wo 
> ich meinen Kram kaufe, aussieht, haengt natuerlich davon ab, was technisch 
> moeglich ist. (Ratenzahlung kanns also nur geben, wenn das technisch 
> machbar ist. Vielleicht bringt mich die technische Machbarkeit sogar erst 
> auf die Idee, Ratenzahlung (oder Micropayments) zu wollen.) Und umgekehrt 

Bei der "technischen Machbarkeit" habe ich so meine Probleme:
jeder behauptet, nur sein System sei ok, hinreichend sicher und anonym -
bei naeherer Betrachtung stecken teuflische Heerscharen in den Details.
Genau deshalb betrachte ich eine Reihe Entwicklungen mit Sorge.


In Ffm bekam ich von einem Freund einen Stapel einen fingerhohen
Ausdruck von der ML EZI-L (Elektronische Zahlungssysteme im Internet,
a?melden: majordomo@listserv.fzk.de, Text: subscribe/unsubscribe ezi-l

Urheberrechtlich ist es wieder "bloed", sowas "jetzt" zu schreiben
statt daraus einen Artikel zu basteln, zu verkaufen und erst danach
hier bei fitug zu schreiben. Trotzdem tue ich es so.

Dort las ich zB von der KoelnCard (virtuelles Rathaus, Mobilitaet
und Verkehr, Kultur und Medien sowie Health Cologne) nach SigG.
Das nennt man da E-Government im Unterschied zu E-Commerce.

Das BMWi benennt am 10.03. drei (aus zehn) Siegerstaedte und
"ueberschuettet" das Ganze mit 60 MioDM.

DLR, Projekttraeg fuer BMBF und BMWi:  http://www.iid.de/media@komm/

Dabei sieht das Bremer Konzept eine kombinierte Signatur-Geldkarte
ebenso vor wie das Bezahlen mit dieser Geldkarte im Internet.
Diese Bremer Bitflut ueberschwemmt das Zeilenende gRoSsKleIn etwa so:

http://infosoc.informatik.uni-bremen.de/internet/fgtk/OnlineInfos/mediakomm/home.html

Zur "Ratenzahlung" fiel mir gleich die Telefonproblematik ein:
Abrechnung nach Taktimpulsen oder am Gespraechsende?
Dann muss aber die Karte im Geraet blockiert werden...

"Was passiert eigentlich bei einer Stoerung des verriegelnden
Lesers mit der ec-Karte mit Chip des Kunden?" war eine Frage der ML.

> wird die Technik natuerlich nur genutzt, wenn es auf der inhaltlichen Ebene 
> ein Beduerfnis dafuer gibt. (Also keine Ratenzahlung, wenns niemand will, 
> auch wenns technisch geht.) Die Entstehung weltweit einheitlicher 
> technischer E-Commerce-Standards macht aus diesem Grund nur Sinn bei 
> weltweit einheitlichen Standards auf der inhaltlichen Ebene. Derzeit wird 

NACK.
Bei "weltweit", "einheitlich", "inhaltlich", "technisch" scheint mir
die Bedingung "zwei erfuellt" schon mutig und notfalls gestehe ich als
Gesamtobergrenze 2,7... zu, aber schon an pi glaube ich da nicht.

Fuer wahrscheinlicher halte ich einen Start spaetestens dann,
wenn alles halbfertig (halbwegs vertraeglich) ist - Liedmotto
"Schliessen wir nen kleinen Kompromiss, einerseits, andrerseits...".

> die technische Infrastruktur hochgezogen, wenn sie steht, verlagern sich 
> die Probleme langsam aber sicher auf die inhaltliche Ebene.

Da ist was dran. Deshalb frage ich mich auch, ob es nicht sinnvoll
sei, _jetzt_ eine "eigene" Karte zu machen oder auf kostenguenstige
RSA-Karten zu "warten". Schwierig, das weiss man "hinterher" besser.

Andere Schiene:
Escher, Markus. Aktuelle Rechtsfragen des Zahlungsverkehrs
im Internet. http://www.gassner.de/escher/zvi.html
Noch nicht gelesen, ist auch von o.a. ML.

...
> (aelteren) zentralistischen Firmeninfrastrukturen wie z. B. SAP, die sich 
> zunehmend dezentralisieren und oeffnen. Das mischt sich miteinander.

Scheint mir ein wichtiger Aspekt zu sein/zu werden.

...
> Jedenfalls muss spaetestens bei Micropayments der Urheberrechtstransfer 
> automatisiert werden, weil keiner Lust hat, vor jeder Webseite einen 
> Lizenzvertrag durchzulesen. Das setzt einen weltweit einheitlichen 

IMO ueberfluessig. Ich habe an meinen Texten auch dann (c), wenn ich
nicht (c) dranschreibe. Dito gelten BGB usw. auch ohne entsprechenden
Hinweis auf der Website.

> Standard, eine Urheberrechts-Markup-Language (Auf der Basis von XML) 

Interessante Idee. Angesichts der einfachen Tatsache, dass es nicht
mal eine solide Uebersetzung von GNU GPL nach deutsch gibt, bin ich
ultraskeptisch.

...
> Konkret: Ob die Urheberrechts-Markup-Language alle denkbaren 
> Konstellationen des Urheberrechts wie Schulen, Parodien, Bibliotheken, 
> Zitate u. s. w. einigermassen bewaeltigen kann. Oder kann man vom 
> Normalfall des "typischen Konsumenten" ausgehen, der sein MP?-Lied nur 

Auf einer Veranstaltung in Karlsruhe ueber Perspektiven des Netzes
befragt antwortete ich damit, dass derzeit vielleicht 2/3 aller
Rechtsstreitigkeiten Nachbarschaftsgequengel ueber Birkenpollen etc.
seien und das wuerde sich im Netz aehnlich entwickeln, nur fliegt
Bitstreu international herum und der ideelle Weltdorftrottel klagt
nicht nur ueber zuviel oder zuwenig Bitstreu, sondern an und fuer sich.

Gewiss werden grosse Konzerne auch weiter bemueht sein, durch gezielte
Klagestrategien Schneisen ins Recht schlagen, um ihre Interessen
moeglichst effektiv durchzusetzen. Aber auch das klappt nicht immer
so, wie es geplant war - siehe BGH-Urteil Archive.

> hoeren will und es nicht fuer seine Freizeitband irgendwo reinsampelt und 
> nicht seinen Freunden leiht? Und all diese Ausnahmefaelle einfach nicht im 
> technischen System abbilden? Dann schafft man langfristig 
> Konfliktpotential, weil nur ein unausgewogenes Teilsegment des 
> Urheberrechts durch das technische System implementiert wird.

Es werden stets nur Teilsegmente implementiert worden sein,
aber "unausgewogen" ist ein Schluesselwort.

Abgesehen davon:
Ganz gleich, wie dicht man ein Netz zieht: es wird immer
Regelungsluecken geben --- oder frei nach dem Bestechlichkeit
bekaempfenden Beamten Goethe ist alles ein Problem von Dichtung
und Wahrheit: die einen koennen nicht dicht halten und die andern
nicht bei der Wahrheit bleiben und Spezialisten schaffen beides.

Da die Geschwindigkeit der Veraenderungen jedoch weiter steigt,
scheint mir die Beschleunigung von Ausgewogenheit ein Weg zur
Erhoehung von Stabilitaet im System.

Beim Urheberrecht ist Ausgewogenheit schwerer als anderswo, denn da
finden gegenseitige Befruchtungen statt - diese sind nicht quantitativ
messbar, sondern sind relevant, wenn sie Qualitaet haben (merkbefreite
Teilthreads vernachlaessigt).

w "tausche aufblasbares Plastikgeweih gegen Birkenpollen" au

-- 
Mich kann man nicht bestehlen, mich kann man nur benutzen.
(Wolfgang Neuss zum Thema Urheberrecht)