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Re: Die Zukunft des Internet-Musikmarktes



>Kunst, behaupte ich mal, unterliegt, solange sie sich
>digitalisieren läßt, keinen anderen Gesetzmäßigkeiten als
>Software.

Da wuerde ich doch einen Unterschied machen, ohne hierdurch die kreative 
Leistung auch bei der Programmierung technischer Software bestreiten zu 
wollen:

Software ist an eine bestimmte Hardware gebunden, sie braucht Support, 
Schulung, Patches und kontinuierliche Weiterentwicklung von neuen 
Versionen. Deshalb entsteht hier eine dauerhafte Geschaeftsbeziehung 
zwischen Hersteller und Kunden, die den Kunden motivieren kann, aus der 
Anonymitaet herauszutreten, in der man raubkopieren kann oder sicherstellt, 
dass der Hersteller auf andere Weise ohne urheberrechtlichen Schutz an sein 
Geld kommt.

Anders bei Kunst: Wer ein Buch oder Lied hat, hat alles, was es gibt.

Uebrigens ist die Idee, Software als selbstaendiges Produkt zu verkaufen, 
relativ neu. Lange Zeit war sie als kostenlose Zugabe bei den Mainframes 
dabei.

Ich glaube, dass Musik nicht allein durch Konzerte finanziert werden kann. 
Esther Dyson meint sowas aehnliches in ihrem Buch "Release 2.0". Letztlich 
wuerden alle Kuenstler so zu einer Art Hofnarren fuer eine kleine 
wirtschaftliche Elite (wie es tatsaechlich bis zur Verbreitung des 
Buchdrucks und der Entstehung einer auf Urheberrecht aufgebauten 
Medienindustrie war. Der Gedanke des Urheberrechts war allerdings schon in 
der Antike bekannt.) Das waere nicht schoen. Interessanterweise 
beschraenken Urheberrechte nicht nur den freien Informationsfluss, sondern 
motivieren durch ihre Existenz erst zur Verbreitung von Information bzw. 
zur Mitwirkung an diesem Verbreitungsprozess.

Durch Sponsoring und andere Werbeformen allein laesst sich Kunst auch nicht 
finanzieren. Ich bin nicht gegen eine pauschalisierte-generelle 
Verteufelung von Werbung, aber wenn alles nur noch Werbung ist, wuerde das 
zu sehr nerven. Werbung ist fast immer affirmativ, Kunst braucht die 
Freiheit zur Konfrontation.
Kunst unterscheidet sich von der reinen Unterhaltung und Werbung dadurch, 
dass sie nicht um jeden Preis jedem gefallen will. Uebrigens geht auch 
Sponsoring bzw. Werbung meist nicht ohne Urheberrecht: Der Sponsor muss 
sicherstellen, dass der Kuenstler das Werk nicht auch noch an die 
Konkurrenz vertickt. Fuer Marlboro ist es wichtig, die alleinigen Rechte an 
den Marlboro-Werbefilmen zu haben.