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Re: Die Zukunft des Internet-Musikmarktes



> In schulung.lists.fitug-debate you write:
> >Entweder der scheinbare Gegensatz 
> >Urheberrecht-Vertrieb ist leerer Hipness-Bla, wie man ihn in den letzten 
> >Jahren schon oft gehoert hat, oder ich verstehe da was nicht. Hat wer ne 
> >Idee?
> 
> Jedes einzelne Kopierschutzsystem, das die Musikindustrie in den
> vergangenen Jahren auf den Markt gebracht hat (Copy-once-bits an
> DAT-Spielern und so weiter) hat entweder nicht funktioniert oder
> die Akzeptanz des Geraetes auf dem Consumermarkt verhindert.
> Das wird auch in Zukunft nicht anders sein.

Hoffentlich. Das ist ein Spiel auf Zeit, mit dem Generationenwechsel. Heute
kann sich kaum ein Computerkid noch vorstellen, dass man vor ein paar Jahren
noch mit Rechnern gearbeitet hat, die noch nicht mal 64KBytes an Hauptspeicher
hatten. Billyboy hegt die Hoffnung, dass in wenigen Jahren ein spontan
abkackendes Windows und der zugehoerige Griff zum Resetbutton der Normal-
betriebsfall bei Rechnern ist - Gewohnheitssache. Heute bereits werden
Hifi-Freaks, welche Roehrensound den Transistorendstufen und die wiederum dem
PCM-Sound vorziehen, als exotische Aliens angesehen. Ist das denn noch normal,
Musik auf duenne braune Plastikbaender durch variable Magnetisierung zu
konservieren? Und dann noch dazu auf einer handtellergrossen Rolle, nicht 
auf einer handlichen Kompaktkassette oder einer CD? Celibidache, unlaengst
verstorben, hat sich zeitlebens gegen die Vermarktung seiner Aufnahmen gewandt,
argumentierend, dass das nur Kopien seien. Jede MP3- oder auch nur MD-Aufnahme
ist eine Kopie mit reduzierter Qualitaet, aber die breite Masse schert sich 
nicht darum. Mit dem Uebergang von Schallplatte auf CD hat sich trotz 
geringerer Herstellungskosten der Preis verdoppelt; die zusaetzliche Kapazitaet
wird ueblicherweise mit Bonustracks, oft schnell runtergedudelter Massenware,
welche den Mehrpreis keinesfalls rechtfertigt, aufgefuellt. Die Masse hat sich
an die Preiserhoehung gewoehnt. Sie wird sich, so befuerchte ich, ebenso an
Pay-Per-Hear (oder wie heisst das Pay-Per-View-Analogon?) und personalized-
copies und Kopierschutz gewoehnen, wenn es einfach nichts anderes mehr
gibt. Wenn binnen kuerzester Uebergangszeit wieder ein solcher Generationen-
wechsel wie zwischen Schallplatte und CD stattfindet, werden sich die
Musikintweressierten schleunigst auf die neue Technologie stuerzen, Hauptsache,
es ist irgendwie cool (Boah, eh, einfach von Sony oder Polygram von der
Webpage absaugen...Buy now, pay later forever).

> Die Musikindustrie wird eine neue Struktur finden muessen, die
> ihr in diesem Umfeld ueberleben sichert. Den Verbraucher davon
> zu ueberzeugen, verkrueppelte Formate zu akzeptieren ist der
> schwerste dieser Wege.

Wie verkrueppelt ist das ISO9660-Format? Eigentlich haette man laengst
Informationen auf jede CD packen koennen, welche zumindest Titel und Interpret
bereitstellen. Wer von den nicht CD-Filesystem-Programmierern kennt sich noch
mit White/Orange/Yellow/Green-etc-Books aus? Es ist eine Frage, wie man den
Krampf verkauft. Man koennte z.B. das neue Format erst mal billig anbieten:
Argument: keine horrenden Raubkopierverluste mehr. Ist ja wohl in Jedermanns
Interesse, oder? Und wenn es kein Zurueck mehr gibt...

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