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Re: [FYI] CRYPTO-GRAM, March 15, 1999



On Wed, Mar 17, 1999 at 11:05:15PM +0100, Martin Schroeder wrote:
> Wie verschl"usseln eigentlich die Terminals vom BGS?
> Wau?

...und quotete eine lustige Story. "Doghouse"...naja.

Leider weiss ich die Antwort zumindest derzeit nicht, kann
aber mein Nichtwissen nicht beweisen, denn beweisen kann man
nur Wissen durch Pruefungen - Nichtwissen ist nicht nachweisbar.

Pruefungen auf Nichtwissen enden leider gelegentlich toedlich
und Entschuldigungen sind idR vom Typ "Shit happens - es war wohl
doch keine Hexe, weil sie mit einem Stein um den Hals im Fluss
unterging und nicht vom Teufel gerettet wurde".

Vorab:
Die "alten" BGS-Terminals stammen IIRC aus einer Zeit vor 1985
(also der Kram mit Funk an den Aussengrenzen der Republik,
Hardwaremusterbesichtigung einst durch an der Bahnlinie herumliegende
Geraete u.a. moeglich; heute gehts auch durch Recherche im Internet).

Nun zwei lustig huepfend hinkende Vergleiche zum Thema.

Erstens:
Die Hamburger Polizei nutzte jahrelang Cityruf auch fuer ihre
internen Lageregelungen und in einem Verein, dessen Namen ich
hier verschweige, gab es "langen" Streit, ob/wann man dieses Detail
veroeffentlichen solle oder einfach weiter mitlesen soll. Dies
beschreibt mindestens drei Problembewusstseine historisch.

Zweitens:
Um 1986 gab es vom - wenn ich mich recht entsinne - dem Umfeld
der Sicherungsgruppe Bonn die Frage, was wir denn von ihrem tollen
neuen System zum Schutz der Politiker vor Entfuehrung durch
Abhoeren des Taxifunks in Bonn halten wuerden. Wir lachten
schallend, als wir erfuhren, dass die Daten "wer ruft welches
Taxi wohin" nun nicht mehr per Sprache, sondern per Datenfunk
(unverschluesselt) gesendet wurden.

Denn so reinversetzt in einen Feierabendfreiheitskaempfer koennte
deren Politikerwochenend-Intensivschulungs-Fraktion dank automatisch
verbesserter Sicherheit einen CRON-Job mit Prioritaeten-Filterung
produzieren, weil nun eine Maschine den Taxifunkverkehr analysieren
konnte, wozu vorher ein Mensch noetig war.
Ein Szenario ging in die Richtung "dieses Wochenende haben ausreichend
viele von uns Zeit, Politikerfortbildung zum Thema xx zu machen und
wen nehmen wir uns denn heute mal mit"...

So im Rueckblick, bezogen auf die Internet-Inkompetenz von Regierung
und Opposition, haette man das damals buergerrechtlich besser getan
und sich auf Martin Luther und die Schulpflicht berufen sollen.
Marktwirtschaftlich sinnvoller und stressfreier waere es, denen solche
Schulungen extrem teuer zu verkaufen. Aber das braucht eine Reklame-
Logistik, die die aktuellen Berge an Lobby-SPAM ueberbieten kann...

Summary zu Codes: die Polizei kocht auch nur mit Wasser und nur die
Gorleben-Fanatiker der Polizei glauben daran, dass schweres Wasser
(D2O) einen besseren Kaffee ergaebe.

Und die wesentlichen "Luecken" liegen im allzumenschlichen: fast
jede Zeitung hat "ihre" Polizisten, die mal eben eine Datenbankabfrage
machen und jede groessere kriminelle Organisation hat diese Draehte
zu Polizeidatenbanken sowieso - das relativiert auch "sichere" Codes...

Angesichts dieser Schwierigkeiten ist "Loyalitaet" im Gemeinwesen
All fuer mich keine triviale Angelegenheit und ist an Menschen
gebunden, nicht an Funktionstraeger ;-)

wau