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Re: Die Zukunft des Internet-Musikmarktes



On Fri, Mar 19, 1999 at 09:57:56PM +0100, PILCH Hartmut wrote:
> On Fri, 19 Mar 1999, Janko Roettgers wrote:
...
> Klar, dass alles besser wird, was durch Eigenantrieb zustande kam.  Leider
> kommt aber in vielen Faellen durch Eigenantrieb nichts zustande, besonders
> wenn die Umgebung 1000 Anreize zur Passivitaet bietet. 

Die Einrichtung der Umgebung ist Gruppenjob denkender Menschen.
So wurde im CCC-Berlin diskutiert, ob auf den Flur neben Serverrack
und Fotokopierer mit Sorter   ein Flipper kommt oder die Platinenfraese
oder was. Es war relativ schnell klar, dass ein Flipper in den Keller
kommt und nicht in den Flur. Das ist auch ohne aristokratische Lenkung
oder Bewahrpaedagogik moeglich. Umgekehrt wuenscht sich der Admin einen
entspannten Arbeitsplatz mit MP3-Player sowie Videoprojektor kombiniert
mit 3D-Shutterhelm uam zusaetzlich zu Arbeitswerkzeugen und -maschinen;
und sowas versteht nicht jede Unternehmensleitung auf Anhieb :-)

...
> Virtuositaet ist etwa das was in Zhuangzi (Chuang-Tzu, daoistischer
> Klassiker) am Beispiel eines Rinderschlaechters Bao Gong beschrieben wird: 
> er setzt sein Messer an den richtigen Stellen des Rinderkoerpers so an,
> dass das Rind auseinanderfaellt, ohne dass das Messer irgendetwas
> beruehrte, und dass das Messer dabei noch diverse musikalische Stuecke
> auffuehrt, wie sie sich eben unmittelbar aus dem Metzger uebertragen.
> D.h. voellige Selbstvergessenheit, zum Medium werden.

IIRC las ich diese Story bei irgendeinem Franzosen (Virilio?) :-)
Aktuell: der Rechenknecht als Bit-Messer kann halt auch MP3 nudeln
und als Midimachmaschine usw. genutzt werden.
 
> Man kann sowohl Kommandos in dieser Weise beherrschen als auch seine
> Haende so konditionieren.  Ich habe diese Erfahrung gluecklicherweise beim
> Cellospielen selber.  Dabei gibt es keine Handpositionen und keine Noten,
> nur ein unmittelbares Sich-Ereignen von etwas Unvorhersehbarem.

In diesem Sinne betrachte ich Gruppen wie fitug als Orchester...

...
> > Um bei der Musik zu bleiben: Ich kann es niemandem veruebeln, lieber 
> > mit den Drehbuttons von Rebirth rumzuspielen als sich mit 
> > algorithmischer Komposition a la CSound und Co auf 
> > Kommandozeilenbasis rumzupruegeln - weil letztgenanntes wirklich 
> > kryptisch ist, man sich bei ersterem aber die qualvollen 
> > Durststreckenn ersparen kann.
> 
> Erreicht man mit diesen Drehbuttons Virtuositaet im oben beschriebenen
> Sinne?   

Nach meinen Beobachtungen von Musikern vor etlichen Jahren am AtariST
sehr wohl: ich fand es zB faszinierend, einen Nachmittag lang die
Unterschiede vorgefuehrt zu bekommen, die sich beim gleichen Stueck
durch Drehen an den Zufallsknoepfen fuer zB Rhythmusverwischung ergeben.
Auch da betrachte ich Wasserzeichen Dritter (dh nicht von Komponisten)
mit Sorge, weil sie moeglicherweise bedacht gewaehlte Arhythmien o.ae.
unerwuenscht veraendern.

...
> ist die Lenkung des Kulturangebotes durch das Geld nicht erfreulich, auch
> wenn meine Thesen extrem sein moegen.  Insofern gibt es vielleicht doch
> einen gewissen Leidensdruck in Richtung GPL. 

<vbg> ACK.
But das visionaere Gestalten erfreulicher Kulturangebote hilft zur
Geburt positiver Ideen und Leidensdruck schafft nur bedingt positives.

Da vergleiche ich das Standard-Radio-Programm mit den paar Mal, wo ich
bei Chaosradio mit im Studio war. Denn Tim bemueht sich nach Kraeften,
dass bei uns Musiker und DJs dabei sind, die einen Live Akt mit ihrer
Technik machen - das erzeugt in einer Dreistundensendung einfach eine
andere Stimmung beim Brueten als mit Abnudeln von Musikmassenware.

wau

-- 
GPL-Architektur aus Industrie-Standardteilen, geodaetischer Dom. Auf dem
Dach Swimmingpool, Gebaeude aus Stahl, Glas und Solarzellen. Unterirdisch
untere Kugelhaelfte mit u.a. Tempest-Raeumen usw - Prototyp: Fullerkuppel
auf Pferdekoppel, CCCamp. (Gespraech Technogeburtstagsparty mit Live-DJs)